HIV-Übertragung in Kitas

Die Zahnbürste ist kein Risikofaktor

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Im Setting Kita spielt Hygiene eine wichtige Rolle. Gerade beim Zähneputzen. Das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises hat das Institut für Medizinische Virologie in Frankfurt am Main beauftragt, eine Stellungnahme zum Risiko der HIV-Übertragung durch Bürsten in der Kita zu erstellen. Das Ergebnis ist beruhigend.

Das Nationale Referenzzentrum für Retroviren in Frankfurt am Main erachtet das Risiko der HIV-Transmission durch Zahnbürsten in Kindertagesstätten in Deutschland für extrem gering und für im Alltag vernachlässigbar. „Generell unterstützen wir die vom Robert-Koch-Institut empfohlenen allgemeinen Hygienemaßnahmen zum Umgang mit Zahnbürsten in Kindergärten“, schreibt der Direktor des Instituts, Prof. Dr. med. Oliver T. Keppler, in seiner Stellungnahme.

Kein nachweisbarer Beleg

In der aktuellen Fachliteratur werden weder für Kinder noch für Erwachsene dokumentierte Fälle einer Übertragung von HIV durch die gemeinsame Nutzung von Zahnbürsten gegeben. In der wissenschaftlichen Literatur sei nach Eingabe der Suchbegriffe „HIV“, „transmission“ und „toothbrush“ in die etablierteste Suchmaschine „PubMed“ kein relevanter Beitrag zu finden.

Das Robert Koch-Institut (RKI) rät: Nur in den Fällen, in denen die Besorgnis der Eltern von Kindergartenkindern über eine mögliche Weitergabe von Krankheitserregern durch vertauschte Zahnbürsten nicht anderweitig zerstreut werden kann, besteht die Möglichkeit der Reinigung und weitgehenden Keimbefreiung in der Spülmaschine, obwohl diese im Temperaturbereich von unter 60° C nicht die hygienischen Anforderungen für Medizinprodukte erfüllt (Kasten).

In Kindergärten komme deshalb folgendes Verfahren als praktikables Vorgehen in Betracht: Freitags werden die namentlich gekennzeichneten Zahnbürsten in der nur mit diesen beladenen Spülmaschine gereinigt, getrocknet, gegebenenfalls neu gekennzeichnet und stehen montags wieder zum Zähneputzen zur Verfügung.

Übergeordnet betrachtet hat eine wissenschaftliche Arbeit aus den USA aus dem Jahr 1998 festgestellt, dass es im alltäglichen Leben mit HIV-infizierten Kindern (bei Unwissen der Eltern bezüglich des HIV-Infektionsstatus der Kinder) zu keinem einzigen dokumentierten Fall einer HIV-Transmission gekommen war, berichtet Keppler. Somit sei das theoretische Risiko einer Übertragung von HIV durch Zahnbürsten empirisch in den vergangenen 30 Jahren nicht nachweisbar. Darüber hinaus stelle das Zusammenleben mit HIV-positiven Kindern generell kein erhöhtes Infektionsrisiko für Angehörige dar.

Keine Transmission durch HIV-infizierte Kinder

In Deutschland leben derzeit laut RKI insgesamt circa 200 Kinder und Jugendliche mit einer HIV-Infektion (Kasten unten). Die meisten dieser Patienten stehen unter antiretroviraler Behandlung und weisen niedrige oder nicht-nachweisbare Viruslasten auf. Dies vermindert laut Stellungnahme, unabhängig vom vernachlässigbaren Risiko einer Übertragung über gemeinsam genutzte Zahnbürsten, auch das Risiko der Übertragung über direkten Blut-Blut-Kontakt oder über Sexualflüssigkeiten drastisch.

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