Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

präventionsorientiert? Pragmatisch? Mutig oder leichtsinnig? Die Entscheidung der US-Schauspielerin Angelina Jolie, vorsorglich eine bilaterale Mastektomie vornehmen zu lassen, um ein erhöhtes Krebsrisiko einzudämmen, sorgte in der Öffentlichkeit für Aufmerksamkeit. Die Reaktionen reichen von Zustimmung über Skepsis bis zu Fassungslosigkeit. Mal ganz abgesehen davon, dass man dazu persönlich eine Meinung haben mag oder nicht, zeigt der Fall doch eines: die interessante Bandbreite der Diskussionen um die Rolle von Ethik, Monetik und Prävention im Gesundheitswesen.

So kommen Einschätzungen aus dem Ethikrat, der sich skeptisch äußert – die Radikalität Jolies sei nicht für jede Frau richtig. Weitere Stimmen hängen an diesem Fall die Frage auf, welche Bedeutung die ärztliche Aufklärung spielt, damit ein Patient selbstverantwortlich Entscheidungen für sich fällen kann. Die Debatte kreist auch darum, ob es etwa nur die sogenannten Reichen sind, die sich eine solche OP leisten können, also die Frage, wo bezahlbare Gesundheitsvorsorge aufhört und wo Luxusmedizin beginnt. Aufgehängt daran folgt die Frage, welche Kostenübernahme die Kassenkassen vornehmen sollen und wo der Sinn und Unsinn von Früherkennungsprogrammen liegt.

Egal, was man nun von dem Fall hält, er regt zum Nachdenken an: Was kann Prävention bewirken? Und wo steckt man die Grenzen ab? Fragen, die immer wieder den medizinischen und zahnmedizinischen Alltag prägen. Hier geht es nicht alle Tage um auf- sehenerregende Entscheidungen. Dennoch müssen sich Ärzte und Zahnärzte mit dem Thema Prävention auseinandersetzen und mit ihren Patienten ins Gespräch gehen.

Zum Beispiel wenn es um den Umgang mit Risikofaktoren bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen geht, wie unsere Titelgeschichte zeigt. Der Arzt muss seinem Patienten vermitteln, welche Rolle der Prävention zukommt, etwa durch gesunde Ernährung und körperliche Aktivität. Er muss ihm klarmachen, inwieweit Lebensstilfaktoren auf die Herzgesundheit einwirken. Das Beispiel zeigt, dass es nichts nutzt, Präventionsstrategien über einen Kamm zu scheren. Es gilt, Risikofaktoren zu berücksichtigen und Setting- und Genderaspekte mit in Betracht zu ziehen.

Diese Diskussionen werden auch in der Zahnmedizin intensiv geführt: Nicht das Gießkannenprinzip, sondern Gruppen- und Individualprophylaxe in Verbindung mit einem gezieltem Zugang zu Risikogruppen sind das Mittel der Wahl bei Präventions-strategien. Im Heft zeigt ein Bericht über den Umgang mit dem Problemfeld frühkindlicher Karies, welche Aktivitäten erfolgreich sind.

Arzt und Zahnarzt sind auf jeden Fall täglich gefordert, gezielte und fundierte Aufklärung zu betreiben, damit der Patient für sich abwägen kann. Was dieser dann entscheidet, erfolgt dann in seiner eigenen Verantwortung. Und da sind wir dann wieder beim Fall Angelina Jolie.

Mit freundlichen Grüßen

Gabriele PrchalaStellvertretende Chefredakteurin

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