Die Zusatzrente

Rendite versus Sicherheit

Gewiss, die Rente vom Versorgungswerk beschert den Zahnärzten ein sicheres Einkommen im Ruhestand. Wem diese Rente nicht für den gewohnten Standard reicht, der hat mehrere Möglichkeiten, sie dem eigenen Sicherheitsbedürfnis entsprechend aufzustocken: Sofortrente, Bankauszahlplan oder einen fondsgebundenen Entnahmeplan.

Die Basis ist sicher. Das Ruhestandseinkommen für Zahnärzte, für das sie jahrzehntelang Monat für Monat ihre Beiträge ans Versorgungswerk überwiesen haben, beläuft sich meistens auf deutlich mehr als 2 000 Euro pro Monat. Häufig genügt in dieser Lebensphase eine geringere Summe, weil automatisch einige Ausgaben wegfallen. Dazu gehören die Ausbildungskosten für die Kinder, beruflich bedingte Versicherungen, die Zahlungen für die Lebensversicherung und vieles mehr. Dafür möchte man die Zeit genießen, vielleicht mehr reisen oder sich die eine oder andere Anschaffung leisten. Auch verlangt die Erhaltung der Gesundheit mehr Ausgaben, so dass viele Zahnärzte ihr Monatseinkommen aufstocken möchten.

Mit Beginn des Ruhestands wird häufig eine Lebensversicherung fällig oder die Praxis wird verkauft. Es geht dann darum, größere Summen sinnvoll anzulegen. Für eine zusätzliche Rente gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine der am häufigsten gewählten Varianten ist die Sofortrente. Es gibt gute Gründe, sich für dieses Produkt zu entscheiden: Ein Zahnarzt braucht ein lebenslanges, regelmäßiges und sicheres Zusatzeinkommen. Zudem möchte er zumeist das Kapital einmal anlegen und sich nie wieder darum kümmern müssen.

Diese Argumente kennt auch Doris Kappes, Rechtsanwältin und Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg: „Die Leute haben es gern einfach und praktisch. Deshalb haben die Versicherungen einen großen Zulauf.“ Wegen der Rendite lohnt sich der Abschluss einer Rentenversicherung nicht. Denn auch die Versicherer leiden unter der Niedrigzinspolitik. Noch profitieren sie zwar von höher verzinsten Altanlagen. Doch in den vergangenen Jahren konnten sie die Beiträge ihrer Versicherten auch nur in wenig rentierliche Anlagen einzahlen.

Versicherer kalkulieren mit langer Lebensdauer

Hohe Risiken einzugehen, um so mehr Rendite zu erwirtschaften, ist ihnen per Gesetz nur mit großen Einschränkungen erlaubt. Das bedeutet, dass die Überschüsse jedes Jahr geringer ausfallen und die Versicherten kaum mit höheren als den garantierten Renten rechnen dürfen. Weil die Versicherungen die Rentenzahlung bis ans Lebensende des Empfängers leisten, kalkulieren sie mit einer sehr langen Lebensdauer. Das heißt, dass die Renten nicht besonders hoch ausfallen. Um tatsächlich mehr als die eingezahlte Summe zu bekommen, müsste der Versicherte annähernd 100 Jahre alt werden.

Stirbt der Versicherte aber sehr früh, haben die Erben das Nachsehen. Den nicht ausgezahlten Teil des Kapitals kassiert normalerweise die Versicherung. Es sei denn, es wurde eine Rentengarantiezeit von bis zu 20 Jahren vereinbart. Während dieser Zeit überweist die Versicherung die Rente weiter, auch wenn der Versicherte verstorben ist. Dafür fällt sie etwas niedriger aus. Mehr Abzüge gibt es für die Beitragsrückgewähr. In diesem Fall zahlt der Versicherer die nicht ausgezahlten Beiträge an die Nachkommen aus.

Bei der dritten Variante geht das komplette Restvermögen an die Erben. Finanztest hat errechnet, dass in diesem Fall die Rente für Männer um etwa 13 Prozent gekürzt wird. Steuerlich kann die Sofortrente mit einem Vorteil aufwarten. Denn steuerpflichtig ist nur der geringe Ertragsanteil, dessen Höhe vom Jahr des Rentenbeginns abhängt. Ist der Empfänger bei der ersten Rente bereits 65 Jahre alt, sind nur 18 Prozent des Betrags steuerpflichtig. Die Höhe der Steuer hängt von den sonstigen steuerpflichtigen Einkünften ab.

Regeln und Grenzen beim Auszahlplan einer Bank

Die günstigere Besteuerung überzeugt Verbraucherschützerin Kappes nicht. Sie setzt normalerweise auf einen Bankauszahlplan. Denn bei dieser Form einer Zusatzrente liegen die Regeln klar auf dem Tisch. Der Kunde zahlt einen bestimmten Betrag ein. Dafür bekommt er Zinsen, Kosten fallen keine an. Die Bank überweist Monat für Monat einen vorher festgelegten Betrag bis das Geld aufgebraucht ist, wenn es sich um einen Plan mit Kapitalverzehr handelt. Wahlweise kann der Anleger sich aber auch mit den Zinsen begnügen. Allerdings kassiert der Fiskus 25 Prozent Abschlagssteuer auf die Kapitalerträge. Bei den derzeit schlechten Konditionen bleibt von der Rendite kaum etwas übrig, so dass schon ein sehr hoher Betrag nötig wäre, damit der Sparer überhaupt mit einer nennenswerten Rate rechnen darf. Dank der Inflation rutscht die Rendite möglicherweise sogar unter die Null-Grenze.

Kappes rät daher, einen Auszahlvertrag nur für einen kurzen Zeitraum abzuschließen. Mindestens fünf bis sechs Jahre Laufzeit verlangen die meisten Banken. Nur wenige überregionale Institute bieten Verträge über 20 Jahre und mehr an. Zurzeit (15. Mai 2013) gehören die Gefa Bank und die IKB direkt mit einem Zins von 2,30 Prozent für einen Anlagebetrag von 50 000 Euro und einer Laufzeit von zehn Jahren zu den günstigen Anbietern. Für 30 Jahre und schon ab 10 000 Euro Anlage zahlt die Debeka Bausparkasse 2,60 Prozent.

Die Sicherheit eines solchen Plans mit garantierten Zinsen, Laufzeit und Auszahlraten bedeutet gleichzeitig einen Nachteil. Denn ein Ausstieg ist nicht möglich. Ebenso lässt die Bank nicht über eine Änderung der Komponenten mit sich reden. Anleger sollten deshalb niemals ihr ganzes Kapital in einen Auszahlplan stecken. In Notfällen können sie nicht über das Geld verfügen.

Ansehnliche Renditen bei Fonds-Anlagen

Die Chancen, in Zeiten niedriger Zinsen dennoch eine bessere Rendite zu erzielen, bietet ein fondsgebundener Entnahmeplan. Dabei fließt das Geld in Aktien-, Renten- oder Immobilienfonds. Wie sich in der jüngsten Vergangenheit gezeigt hat, bescherten Aktien ihren Eignern ansehnliche Renditen, so viel wie kaum eine andere Anlageform. Wichtig ist es, auf möglichst breit streuende Fonds zu setzen, die in europäische oder internationale Werte investieren. Das können gemanagte Fonds oder Indexfonds sein. Für die gemanagten fallen deutlich mehr Gebühren an als für Indexfonds, die keiner besonderen Aufmerksamkeit bedürfen.

Wer sich für Aktienfonds entscheidet, weiß, dass diese Papiere größeren Schwankungen unterliegen als Renten- oder Immobilienfonds. Aber auch letztere können vorüber gehend im Wert sinken. Max Herbst, Chef des Internet-Finanzdienstes fmh, rät deshalb zur Vorsicht: „Für alle, die sich schon in der Vergangenheit mit Fonds beschäftigt haben, ist ein fondsgebundener Entnahmeplan eine gute Idee. Anfänger jedoch werden wahrscheinlich unsicher, wenn statt der eingezahlten 100 000 Euro vielleicht zeitweise nur noch ein Depotwert von 93 000 Euro angezeigt wird. Ängstliche Naturen würden vielleicht alles verkaufen statt abzuwarten.“

Empfehlenswert ist die Investition in Aktienfonds deshalb nur für Anleger, deren Grundeinkommen im Ruhestand gesichert ist und die nicht auf dieses Zusatzeinkommen angewiesen sind. Ihre Entnahmen können sie selbst bestimmen und sie der Entwicklung an der Börse anpassen: In der Baisse auf Auszahlungen verzichten und erst bei steigenden Kursen wieder Kapital entnehmen. Für diese Strategie sollte ein Zeitraum von mindestens zehn Jahren zur Verfügung stehen.

Tagesgeldkonto als Zusatzanlage

Für Doris Kappes bergen Entnahmepläne, die auf risikoärmeren Rentenfonds basieren, ebenfalls einen entscheidenden Nachteil: „Wenn ich mich für sichere Rentenfonds entscheide, die etwa deutsche Staats- anleihen enthalten, bekomme ich nur eine geringe Rendite. Dann bin ich wahrscheinlich mit Sparbriefen besser bedient.“

Die beiden Experten Kappes und Herbst würden sich zurzeit einen persönlichen Entnahmeplan „stricken“. Der könnte so aussehen: Ein Teil des Geldes sollte flexibel auf einem gut verzinsten Tagesgeldkonto liegen. Den Rest verteilt der Anleger zum Beispiel auf möglichst renditestarke Sparbriefe oder auf Festgeldkonten mit unterschiedlichen Laufzeiten. Diese Anlagen sind alle kostenfrei. Allerdings muss man sich selbst kümmern. Doch eigentlich bleibt ja im Ruhestand auch mehr Zeit für die persönlichen Belange.

Marlene EndruweitFachjournalistin für Wirtschaftm.endruweit@netcologne.de

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