IDS 2013: Infos zum Messebesuch

Das Neueste zu Einrichtungen, Geräten und Hygiene

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Die IDS 2013 wird wie gewohnt das große Schaufenster der Dentalwelt sein, mit großartigen Informations- und Kontaktmöglichkeiten. Bei Behandlungseinheiten wird zum Beispiel die Ergonomie wieder zum Thema, in der Hygiene wird Effizienz versprochen. Eine neue Diagnosetechnik könnte die Zahl von Bissflügelaufnahmen reduzieren. Doch neben den kleinen und großen Trends geht die Entwicklung auch im Detail weiter.

Jan H. Koch

Wie überall sonst ist auch bei dentalen Behandlungsplatz-Ausrüstungen nur der Wandel beständig. So präsentiert die Firma Baisch auf dem Titel eines Werbeprospekts ein Schrankelement von 1956 neben dem aktuellen Modell – auf den ersten Blick sind die Unterschiede gar nicht so groß. Erst im Innenteil zeigt sich die neue Welt der sogenannten Hygiene-Center oder LED-beleuchteten Empfangselemente mit Apfel-Computer. Ganz zu schweigen von variabel bestückbaren Hygiene-Wandelementen oder antimikrobiellen Beschichtungen.

Das Baisch-Element von 1956 ist Geschichte, und das gilt beinahe auch für die legendäre Behandlungseinheit M1 von Sirona, die als Auslaufmodell im Angebot ist. Erstaunlich, aber irgendwie auch beruhigend, dass die Nachfolgemodelle recht ähnlich aussehen. Ausnahme sind die hygienisch nicht optimalen Balgen der M1, die bei neuen Modellen kaum noch anzutreffen sind.

Ergonomische Gestaltung und gut organisierte Arbeitsabläufe sind für die Gesundheit des zahnärztlichen Teams sehr wichtig. Dennoch kommt das Thema Ergonomie in der zahnmedizinischen Ausbildung kaum vor. Das passt insofern ins Muster, als Studenten auf viele Aspekte der Praxisführung nur unzureichend vorbereitet werden. Seit einigen Jahren haben dafür einzelne Anbieter von Behandlungsplatz-Ausrüstungen die Ergonomie wiederentdeckt, um sich auf dem Markt zu positionieren. Das Behandlungskonzept nach Dr. Daryl Beach basiert auf der 10- bis 12- Uhr-Position und wird mit Übertragungsinstrumenten und Sprayansätzen im Schulterteil des Patientenstuhls kombiniert (DIN- Basiskonzept 4).

Die 12-Uhr-Position ist interessanterweise immer häufiger in Fachpublikationen und Pressetexten zu sehen, wobei unklar ist, ob sie auch tatsächlich zunehmend praktiziert wird. Das vor allem in den USA und Japan praktizierte Konzept erleichtert bei richtiger Anwendung den Arbeitsfluss und fördert die Rückengesundheit des behandelnden Zahnarztes, vor allem wenn zusätzlich Sehhilfen angewendet werden. Auch Patienten profitieren von sinnvollen Arbeitsabläufen und einer optimalen Lagerung zum Beispiel nach diesem Konzept. Das gilt jedoch nicht unbedingt für die Assistentin, da für sie nicht ausreichend Platz für die Beine vorhanden ist und die Absaugtechnik problematisch sein kann.

Neben Fortbildungskursen zum Thema gibt es Lehrvideos oder netzgestützte Seminare (Webinars) mit ergonomischen Hinweisen, unter anderem von KaVo und Sirona. Aber auch Dentaldepots bemühen sich, die Arbeitswelt Zahnarztpraxis in ihren Verkaufsräumen abzubilden, zum Beispiel durch Raumstudios, in denen die Abmessungen realer Behandlungsräume simuliert werden können (NWD). Inwieweit Ähnliches in Köln geboten werden kann, bleibt abzuwarten. Dafür sind neben deutschen und den bekannten europäischen und japanischen auch US-amerikanische und andere Anbieter vertreten, einschließlich Spezialeinrichtungen, zum Beispiel für Prophylaxe, Kieferorthopädie oder Kinderzahnheilkunde.

DVTs bleiben teuer

Digitale Volumentomografen mit begrenztem Bildausschnitt sind inzwischen für weniger als 50 000 Euro zu haben. Dabei muss sich jeder Zahnarzt oder jede Zahnärztin fragen, ob dieses Konzept zukunftsfähig ist. So sind kieferbezogene implantologische Planungen mit einem Aufnahmefeld von 50 oder 60 x 80 mm zwar in der Regel machbar, angrenzende anatomische Strukturen werden aber nur teilweise dargestellt. Daher wird zusätzlich eine Panoramaschichtaufnahme notwendig, was die nicht zu vernachlässigende Strahlenbelastung aus dem DVT noch erhöht. Bei einem größeren Aufnahmefeld oder bei mehreren Feld- größen steigt der DVT-Gerätepreis auf zum Teil deutlich mehr als 100 000 Euro an.

Erfreulich ist die Option einiger Hersteller, von Panoramaschicht-(2-D-) auf DVT-(3-D-) Technologie umzurüsten. Nicht umrüstbare Panoramaschichtgeräte werden aktuell mit bis zu drei Jahren Rückgaberecht angeboten. Dies ist ein klarer Hinweis, dass diese Technik als veraltet angesehen wird.

Unabhängig von Preisvergleichen ist eine gute Ausbildung in der komplexen DVT-Diagnostik wünschenswert. Die angebotenen 45-minütigen Web-Seminare zur DVT-Anwendung könnten den Eindruck erwecken, dass ein paar Stunden vor dem PC ausreichen. Der vorgeschriebene „Führerschein“ erfordert mehr Zeitaufwand, ist jedoch ebenfalls nur als Einstieg zu bewerten. Eine Spezialisierungsmöglichkeit in dentaler und orofazialer Radiologie erscheint durchaus wünschenswert.

Andererseits wird sich die Technik voraussichtlich fachgebietsbezogen, also zum Beispiel in der Endodontie, Parodontologie oder Kieferchirurgie weiterentwickeln, so dass ein umfassendes, alle Teildisziplinen abdeckendes Wissen auch von dentalen Fachradiologen nicht unbedingt erwartet werden könnte.

Multifunktion und iPad 

Auch bei Kleingeräten geht die Entwicklung kontinuierlich weiter. So ist eine Intraoralkamera bereits seit einigen Jahren mit einem Wechselkopf für die fluoreszenzbasierte Kariesdiagnostik von Glatt- und Okklusalflächen erhältlich (Dürr Dental). Neu hinzugekommen ist bei diesem Gerät jetzt die Lichtpolymerisation, wobei geprüft werden sollte, ob deren Funktionalität und deren Qualität nicht hinter derjenigen von Spezialgeräten zurückstehen. Ein anderes Multifunktions-Handstück enthält neben der Intraoralkamera mit indikationsbezogenen Einstellungsmöglichkeiten ebenfalls die Funktion Fluoreszenzdiagnostik (Acteon).

Auf erhöhten Bedienungskomfort sind zwei Chirurgiemotoren ausgerichtet, die mit einem Tablet-PC bedient werden (Nobel Biocare, BienAir). Die entsprechenden Anwendungen sind über den App Store von Apple erhältlich. Bohrprotokolle können vor einem Eingriff über das Eingabegerät abgerufen werden, entweder standardisiert von Implantatanbietern oder individuell programmiert. Nach dem Eingriff lassen sich entsprechende Dateien für die Patientendatei exportieren. Die Frage ist allerdings, was passiert, wenn der Tablet-PC gerade in einem Zimmer für die Patientenberatung genutzt wird, während im anderen eine Implantation bevorsteht. Im Praxisalltag wird das begehrte Spielzeug wohl für das Chirurgiegerät reserviert bleiben müssen. 

Vielleicht bald weniger Bissflügelaufnahmen

Für die Approximalkaries-Diagnostik gibt es seit 2012 eine spannende Weiterentwicklung, die digitale fiberoptische Transillumination (DIFOTI, KaVo). Nach einer ersten klinischen Studie beträgt die Übereinstimmung der Ergebnisse mit Bissflügel-Röntgenaufnahmen annähernd 100 Prozent, ebenso mit dem klinischen Befund (Quelle: Pressemitteilung des Anbieters). Das gilt jedoch nur eingeschränkt bei punktförmiger Ausbreitung der Karies an der Schmelzzementgrenze. PD Dr. Jan Kühnisch von der Ludwig-Maximilian-Universität München geht davon aus, dass die Indikation für Röntgenaufnahmen mit der neuen Technik differenzierter gestellt und dadurch Aufnahmefrequenz und Strahlenexposition reduziert werden können.

Ein Trend der letzten Jahre ist die intraligamentäre Anästhesie. Mit mechanischer oder elektronischer Druckkontrolle ist damit eine erfolgreiche Schmerzausschaltung bei reduzierter Belastung des Patienten mit Anästhetikum und Vasokonstringens möglich. Eine weitere, nicht ganz neue Technik ist die intraossäre Anästhesie, die bereits seit den 1960er-Jahren praktiziert wird, zum Beispiel für Extraktionen. Mit einem neu eingeführten System (WH) wird zunächst die Gingiva anästhesiert, im zweiten Schritt die Kortikalis im Operationsbereich mit einer scharfen Kanüle mithilfe des Winkelstückmotors perforiert und das Anästhetikum langsam mithilfe einer Dosierstange appliziert. Als Vorteile werden unter anderem eine sehr gute Anästhesietiefe und ein schneller Wirkungseintritt genannt. Wie bei der intraligamentären Variante wird zudem weniger Anästhetikum benötigt.

Bleaching muss seit der Änderung der EU-Kosmetikrichtlinie in zahnärztlicher Verantwortung durchgeführt werden. Das ist eine Entscheidung im Interesse von Patient und Zahnarztpraxis. Um den unmittelbaren Bleicheffekt zu verstärken und damit Patienten für diese Behandlungsmethode zu gewinnen, verwenden viele Zahnärzte zusätzlich zum Wasserstoffperoxid Lasergeräte oder andere Lichtquellen. Eine nachhaltige Schmelz- oder Pulpaschädigung von „Power-Bleaching“ ist bei korrekter Anwendung in der Regel nicht zu erwarten. Allerdings werden die behandelten Zähne leichter überempfindlich, so dass nach der Behandlung desensibilisierende Substanzen angewendet werden sollten. Eine neuere Studie zu nächtlich getragenen Schienen ohne Verstärkungseffekt zeigt über einen Zeitraum von bis durchschnittlich über zwölf Jahren eine hohe Patientenzufriedenheit [Boushell, 2011]. Es geht also auch soft. Als weitere Option sind kombinierte Praxis- und Heimanwendungen verfügbar, wiederum mit und ohne Lichtverstärkung.

Hygiene hoch drei

Die Hygiene hat sich von einer gelegentlich vernachlässigten Randerscheinung zu einem zentralen Thema entwickelt. Immer neue Regularien und ganz konkrete Vor-Ort-Prüfungen haben dazu geführt, dass sich jede Zahnarztpraxis intensiv mit der aktuellen Entwicklung beschäftigen muss. Die Neufassung der von Robert Koch-Institut und Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte herausgegebenen „Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten“ betrifft auch die Zahnmedizin. Darin wird unter anderem klargestellt, dass auch manuelle Aufbereitungsverfahren zulässig sind, wenn diese nachweislich zu einer vergleichbaren hygienischen Qualität führen wie maschinelle Verfahren. Bei der Verwendung empfohlener Autoklaven mit entsprechender Ergebnisdokumentation sollte dies machbar sein.

Ob maschinelle Vorreinigung und Desinfektion gegenüber der manuellen Methode nicht auf Dauer Zeit und damit Kosten sparen, müssen Praxisinhaber selbst entscheiden. Thermodesinfektoren, auch in Kombination mit Modulen für Übertragungsinstrumente, sind neben den schon länger eingeführten Miele-Geräten von weiteren Anbietern erhältlich (zum Beispiel IC Medical, Melag). Die Geräte sind nicht billig, erleichtern aber den Arbeitsablauf in der Praxis und sind meist technisch auf geltende Validierungs- und Dokumentationsvorschriften ausgelegt.

Bei den Autoklaven können Kosten für die vorgeschriebene Erstvalidierung je nach Gerät eingespart werden. Durch eine integrierte Software werden die Prozessparameter laufend kontrolliert, so dass eine erneute Validierung nach Anbieter-Informationen nur alle zwei Jahre oder 3 000 Chargen erforderlich ist (anstelle eines sonst notwendigen jährlichen Turnus) (Sirona). Wer bei der Aufbereitung Zeit sparen will, kann auf steril verpackte Einmal-Produkte zurückgreifen, die vor allem in der Chirurgie gern eingesetzt werden. Einmal-Untersuchungs-Sets, also Spiegel, Sonde und Pinzette, erscheinen jedoch nur bei Risikopatienten angezeigt. Plastik ist bekanntlich ein Umweltproblem.

Tägliche Praxishygiene besteht in erster Linie in der Vermeidung von Kontamination. Damit dies gelingt, ist neben sinnvollen Arbeitsprozessen die Gestaltung der Arbeitsplatz-Ausrüstung von besonderer Bedeutung.

Computertastaturen mit Glasoberfläche sind leicht desinfizierbar (IC Medical), Infrarot-Sensoren erlauben bei Papiertuch- spendern eine berührungslose Bedienung (Dürr Dental). Alternativ können schubladengerechte Spenderboxen verwendet werden, wobei auf eine bei sorgfältige Entnahme ohne Kontakt zum Behälter zu achten ist (müller-omicron).

Wer latexfreie Einmalhandschuhe benötigt, kann jetzt mit mehr Gefühl behandeln. Nach Herstellerinformationen sind neu eingeführte Handschuhe um 30 Prozent dünner als bisher erhältliche latexfreie Produkte (Ansell). Zusätzlich soll die spezielle Zusammensetzung der Handschuhe dafür sorgen, dass weniger allergische Reaktionen auf Inhaltsstoffe des Handschuhmaterials auftreten.

Neben der Aufbereitung und Sterilisation von Übertragungsinstrumenten ist die tägliche Intensivdekontamination wasserführender Systeme in Behandlungsplatz-Ausrüstungen mit geeig- neten Mitteln eine unverzichtbare Routine. Zusätzlich wird laut DAHZ- Hygieneleitfaden (Deutscher Arbeitskreis für Hygiene in der Zahnmedizin) zur Keimreduktion vor Arbeitsbeginn und zwischen zwei Patienten ein zweiminütiges Durchspülen wasserführender Leitungen empfohlen. Anderenfalls ist nach einer aktuellen Untersuchung damit zu rechnen, dass in den Ansatzkupplungen von Winkelstücken und Turbinen signifikante Kolonie-Zahlen der Problemkeime Legionella pneumophila und Pseudomonas aeruginosa auftreten.

Noch mehr Sicherheit versprechen Anbieter spezieller Wasserhygiene-Systeme, mit denen offenbar bestehende Biofilme entfernt werden und anschließend keimarmes Wasser verfügbar ist. In Prospekten und PR-Artikeln wird suggeriert, dass die von offiziellen Stellen geforderte Wasserqualität nur mit diesem Verfahren erreichbar ist. Leider ist anhand der Presseinformationen nicht ganz nachvollziehbar, wie dieses Verfahren überhaupt funktioniert und inwiefern es den beschriebenen Routineverfahren überlegen ist.

Fazit

Seit Anfang des Jahres befindet sich die erste „virtuelle“ Dentalmesse online (

www.implantexpo.com/virtuell.html

). Vorteil dieser internationalen, auf die Implantologie zentrierten Plattform soll die Bündelung aktueller Informationen sein, mit der Möglichkeit, digital mit anderen Besuchern in Echtzeit zu kommunizieren. Das Konzept mag Vorteile haben, wird aber persönliche Kontakte auf einer realen Messe nie ersetzen können. Wer nah an aktuellen Entwicklungen bleiben will, sollte sich im März auf der IDS informieren. Nirgends sonst werden alle Facetten der Dentalwelt – von der Möglichkeit, Produkte zu testen bis zu wissenschaftlichen Expertenmeinungen aus erster Hand – so umfassend abgedeckt wie in Köln.

Dr. Jan H. Koch

Parkstr. 14

85356 Freising

janh.koch@dental-journalist.de

Literatur:

Boushell L.W. Nightguard vital bleaching: side effects and patient satisfaction 10 to 17 years post-treatment. J Est Restor Dent 2012; 24(3):211-219

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