Editorial

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Heftarchiv Meinung

Liebe Leserinnen und Leser,

IDS, die 35ste! Rund 2 000 Aussteller aus 56 Ländern, sicherlich mindestens 115 000 Besucher in fünf Tagen. Die IDS ist die weltgrößte Dentalfachmesse und will es bleiben. Ob Infoscout, Kooperation mit Fluganbietern, Bahn oder Regionalverkehr, ob W-LAN oder eigene IDS-App – die Veranstalter tun alles, um das Niveau zeit- genössisch „upzugraden“.

Die Fachmesse will ihren Marktwert halten – gegen eine Konkurrenz, die sich von Abu Dhabi bis in die USA, von Hongkong bis zu den vielen Fachdentals in Deutschland stark zeigt. Aber die IDS ist bis dato ein weltweit ungeschlagenes Erfolgsrezept. Eine Messe, auf der sich Zahnärzte und ihre Praxisteams alle zwei Jahre die Schuhsohlen ablaufen; zu der Journalisten aus der ganzen Welt anreisen, auf der sich Zahnmediziner aller Herren und Frauen Länder treffen.

Aber Kölns Messeflair steht längst im Wettbewerb mit Versuchen, Produktmessen via Internet zu ersetzen, Besucher als Community vom PC aus planen und kommunizieren zu lassen. Ist das wirklich eine Alternative?

Solange zahnärztliches Gerät nicht à la Amazon, Zalando und Co. ins Haus kommt, bei Nichtgefallen retour geht und das nächste Teil ruckzuck wieder frei Haus in die Praxis kommt, wird die Kölner Realität jede noch so perfekte Virtualität schlagen können.

Jedenfalls solange es mehr ist als nur Show, nämlich Produktpräsentation auf höchstem Niveau. Fachdentals ergänzen in allen Teilen der Republik über das Jahr, aber die geballte Ladung steht alle zwei Jahre in Köln.

Und alles nur, um zu verkaufen? Stimmt, die IDS ist kein Volksfest, auch wenn einzelne Anbieter immer wieder versucht sind, so eine Stimmung im Sinne der Verkaufsförderung einzusetzen. Es geht den Anbietern um die Vermarktung ihrer Produkte. Ein Marktplatz. Und all das, was in Köln geschieht, steht auch unter Beobachtung der Fachpresse.

Herstellerdarbietungen und Pressekonferenzen nonstop schaffen in den fünf Tagen auf dem Kölner Messegelände eine Parallelwelt für diejenigen, die als Meinungsbildner ihr Auge auf das werfen, was neu ist, was als neu angeboten wird oder was als besseres oder gleiches Me-too-Produkt in den Hallen um werbliche Aufmerksamkeit kämpft.

Trotzdem Vorsicht, denn auch Fachpresse will kritisch gelesen sein. Nicht alles ist golden, was als solches präsentiert wird. Wer kann/will bei der Fülle des Angebots schon Spreu von Weizen trennen? Mehr noch: Ist nicht jede Berichterstattung, die nicht in Bausch und Bogen verreißt, über den Zwang zur Produktdarstellung gleichzeitig auch Werbung?

Wäre das so, könnte sich die Fachpresse aus dem Trubel herausziehen. Werbung – auch die gibt es, sie sollte nur als solche gekennzeichnet sein – reicht nicht als Orientierung. Es geht ums richtige Sortieren, ums Einordnen, um die Schaffung von Hintergründen. Hersteller wollen und können das nicht. Das ist die Aufgabe von Fachleuten.

Vielleicht sehen wir uns in Köln.

Freundlicher Gruß

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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