Barmer-GEK-Pflegereport

Mehr Reha-Empfehlungen

Immer mehr Menschen erhalten vor und während der Pflege Reha-Maßnahmen. Zu dem Ergebnis kommt der Pflegereport 2013, den die Barmer GEK kurz vor Weihnachten in Berlin vorstellte. Der Report ermöglicht einen Überblick über aktuelle und langfristige Entwicklungen in der Pflege. Aus der Studie geht auch hervor, dass die ambulanten Pflegedienste weiter stark wachsen, wohingegen der Anteil der Heimpflege stagniert.

Um Pflegebedürftigkeit zu verhindern oder zu lindern, werden in beträchtlichem Ausmaß Rehabilitationsmaßnahmen verschrieben. So erhalten laut Pflegereport 15 Prozent der über 65-jährigen Pflegebedürftigen im Jahr vor Pflegeeintritt eine medizinische Rehabilitation. Im nachfolgenden Jahr beträgt die Quote immerhin noch sieben Prozent. Die Behauptung, dass Reha im Zusammenhang mit Pflegebedürftigkeit nicht stattfindet oder gar von den Kassen und dem Medizinischen Dienst (MDK) vernachlässigt wird, werde damit widerlegt, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Dr. Rolf-Ulrich Schlenker. Allerdings sei die Wahrscheinlichkeit für eine Reha-Empfehlung durch die Kassen bei verschiedenen Krankheitsbildern unterschiedlich. „Bei Lähmungen – zum Beispiel nach einem Schlaganfall – und Frakturen ist Reha sehr wahrscheinlich, bei Demenz eher gering“, sagte Schlenker.

Die Frage, ob die Inanspruchnahme von Reha-Maßnahmen Pflegebedürftigkeit hinauszögern kann, lasse sich jedoch nicht eindeutig beantworten, räumte der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Heinz Rothgang ein. „Es bleiben Fragenzeichen hinter der Reha, so plausibel sie auch erscheint“, bestätigte auch Schlenker. Die Wirksamkeit von Rehabilitation sei bislang noch nicht wissenschaftlich belegt.

Koalitionsvertrag begrüßt

Die klassische Versorgung im Heim ist, laut Studie, auf dem Rückzug. Seit einigen Jahren werde von den Versorgungsforschern ein Trend hin zu ambulanter Versorgung beobachtet, heißt es weiter. „Ambulante Dienste haben 2012 fast 23 Prozent der pflegebedürftigen Menschen betreut – so viele wie nie zuvor“, sagte Schlenker. Der Anteil der Heimpflege hingegen sei zuletzt auf 28,8 Prozent gesunken. Entsprechend stark seien die Personalkapazitäten im ambulanten Bereich gewachsen. Laut Schlenker sei der Bedarf an Arbeitskräften hier zwischen 1999 und 2011 um 64 Prozent gestiegen. Die Zunahme der Zahl der Betten in Pflegeheimen sei mit 36 Prozent wesentlich geringer.

Schlenker begrüßte die geplante Erhöhung des Pflegeversicherungsbeitrags um 0,5 Prozentpunkte und den Ausbau der Betreuungsleistungen durch die Koalition. Die Mittel würden dringend für die Pflegeinfrastruktur benötigt. So lasse sich beispielsweise auch mehr Barrierefreiheit im Wohnumfeld der Betroffenen umsetzen. „Wir setzen hier auch auf die Unterstützung der Wohngenossenschaften“, sagte Schlenker.

Eigenanteil steigt weiter

Auch die Personalentscheidung für den neuen Gesundheitsminister kommentierte Schlenker positiv: „Wir freuen uns, dass mit Hermann Gröhe jemand an der Spitze des Gesundheitsministeriums steht, der keinem ’Lager’ angehört und für seine Konsensfähigkeit bekannt ist.“ Eine Absage erteilte er dagegen den Plänen der Koalition, die Versorgungsforschung mit einem Fonds zu kollektivieren. Eine Vereinheitlichung würde die Versorgungsforschung nicht fördern, sondern geradezu blockieren. Schlenker: „Schließlich trägt die vielfältige Forschungsarbeit der Krankenkassen zu Fortschritten in diesem Bereich bei.“

Laut den Berechnungen der Wissenschaftler steigen die Eigenanteile an der Pflegeversicherung weiter an. Lag der privat aufzubringende Teil an der stationären Pflege (Pflegestufe I) 2009 noch bei 1 351 Euro, so steht er im Jahr 2011 bei 1 580 Euro. Die lebenslangen Pflegekosten für Frauen liegen, nach Berechnungen der Barmer GEK, durchschnittlich bei 45 000 Euro privaten Kosten, Männer müssten mit 21 000 Euro rechnen.

Rothgang sprach sich für einen systemübergreifenden Ausgleich in der Pflegeversicherung aus. Seiner Ansicht nach würde die Privatversicherung von der Risikoselektion profitieren, da ihre Versicherten eine niedrigere altersspezifische Pflegeprävalenz hätten. Das führe zu einer Benachteiligung der Sozialversicherten. Seine Vorschlag: „Ein Finanzausgleich zwischen sozialer und privater Pflegeversicherung.“

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