28. Berliner Zahnärztetag

Endodontie mit Fällen und Fakten

Mit weit über eintausend Teilnehmern fand der Berliner Zahnärztetag letztmalig im Hotel Estrel statt. Diese Veranstaltung ist nicht nur eine über die Stadtgrenzen hinaus geschätzte Fortbildung, sondern bietet Alumni-Zahnmedizinern immer auch die Gelegenheit, Praxiserfahrungen aus ihren Arbeitsgebieten im Umland oder in der Stadtpraxis auszutauschen. Die Teams waren dabei, so lernten Chef und Mitarbeiter gemeinsam.

Der Präsident der Berliner Zahnärztekammer, Dr. Wolfgang Schmiedel, stand deutlich dafür ein, dass sich die Zahnärzteschaft gegenüber den Gesundheitspolitikern positionieren muss und die Vorteile der zahnärztlichen Selbstverwaltung und die damit verbundene Entlastung für den Staat besonders herausheben sollte. Das gelte sowohl gegenüber der neuen Bundesregierung als auch gegenüber den Verantwortlichen auf europäischer Ebene. Denn die freiberufliche zahnärztliche Berufsausübung sei unverzichtbar, eine fachlich qualifizierte Grundlage ebenso unverzichtbar zum Wohle des Patienten.

So hatte Prof. Dr. Michael Hülsmann, wissenschaftlicher Leiter der Veranstaltung, für die Fortbildung diesmal ein besonderes Konzept ausgearbeitet: Unter dem Motto „Fälle und Fakten“ standen zwei Referenten auf dem Podium und diskutierten einen Patientenfall gemeinsam. „Fälle, wie sie jeden Tag bei uns in der Praxis eintreten“, formulierte er. Vor dem Hintergrund der individuellen medizinischen Patientensituation wie zum Beispiel Alter, Diabetes, Bluthochdruck, Kortisontherapie, eventuell auch Zustand nach radiatio und mehr.

Beide Wissenschaftler analysierten den betreffenden Fall, diskutierten verschiedene Lösungsansätze, machten auf zum Teil lebensbedrohliche Nebenwirkungen und Probleme wie auch Dosierungs-Variabilitäten aufmerksam und gaben Anregungen für die Umsetzung in der Praxis. „Wie gehen Sie mit einem Patienten mit persistierender Schmerzsymptomatik um, für die Sie keinen Grund mehr sehen? Leidet er unter ’Morbus macke’, ist es unter Umständen eine Schmerzsymptomatik mit psychogener Überlagerung, gar ein Phantomschmerz oder etwa eine iatrogene Ursache?“ Fragen, die jeden Teilnehmer interessierten und sehr intensiv diskutiert wurden.

Tipps und Praxistricks

Hier nun einige wichtige Kernaussagen und Tipps für das Umsetzen im Praxisalltag: Wichtig ist immer die Frage: Nimmt der Patient Schmerzmittel? Dabei gibt es zu Bedenken, dass Interaktionen oder gar Abhängigkeiten mit völlig veränderter Toleranzgrenze auftreten können. Der Latexallergiker kann, wie häufig falsch vermutet, auch bei der Endo mit Guttapercha-Stiften versorgt werden, da es hier keine Kreuzreaktion gibt; bei Handschuhen sowie Kofferdam ist jedoch latexfrei zu verfahren.

„Fragen sie bei Post-Radiatio-Patienten den Radiologen nach dem Bestrahlungsfeld! Denn ab 70 Gy ist mit einem erhöhten Risiko für eine Osteonekrose zu rechnen. Das gilt ganz besonders für den Unterkiefer!“

Daher der Tipp: Am besten zehn bis 14 Tage vor geplanter Radiatio extrahieren. „Verpassen Sie dem Patienten zusätzlich eine Strahlenschutzschiene, die einfach im Tiefziehverfahren anzufertigen ist, das Risiko um 90 Prozent senkt und dann noch als Fluoridierungsschiene zu verwenden ist. Intra radiationem keine zahnärztliche Behandlung durchführen! Erinnern Sie die HWZ von Bisphosphonaten: Nach zehn Jahren sind noch 50 Prozent im Knochen angereichert! Das muss bei Osteoporose- (95 Prozent von ihnen erhalten diese Therapie) und CA- Patienten bedacht werden.“

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