Investieren in Indexfonds

Günstig und gut

sg
Indexfonds gelten als lukrativer Ausweg aus dem Niedrigzins-Dilemma. Die Fonds sind börsennotiert und oft einfach strukturiert. Als Basis dienen ihnen bekannte Indizes wie der Dax oder der Dow-Jones. Mit niedrigem Kostenaufwand können auch private Anleger so am Auf und Ab der Weltbörsen teilhaben und gute Gewinne erzielen. Allerdings: Auch dieses Investment birgt das eine oder andere Risiko.

Mit 10 051 Punkten erreichte der Deutsche Aktienindex Dax noch Anfang Juli sein bisheriges Allzeithoch. Und jetzt das. Am Freitag, 8. August, sackte er kurzfristig unter die magische Grenze von 9 000 Punkten. Grund für diesen Abschwung sind die weltweiten Krisenherde wie Gaza und Israel, die Überfälle des IS im Irak und was besonders die deutschen Unternehmen betrifft, die Auseinandersetzungen in der Ukraine. Bei denen vor allem die Russen eine besondere Rolle spielen. Sanktionen gegen Russland und umgekehrt der Russen gegen die EU belasten zunehmend die Wirtschaft. Da erhebt sich für viele Anleger die Frage, ob sie die Börse jetzt nicht erst recht meiden sollten. In wieweit die Kurse noch weiter fallen werden, weiß derzeit niemand. Anlageexperte und Verbraucherschützer Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart, zeigt sich gelassen und rät: „Aktien kann man immer kaufen. Das Risiko, Geld zu verlieren, ist immer da.“ Wer also jetzt einsteigen will, dem empfehlen Nauhauser und seine Kollegen, ihr Geld nicht in einzelne Aktien oder gemanagte Fonds anzulegen, sondern sich für die kostengünstigen ETF (Exchange Traded Funds) – so heißen die Indexfonds im Fachjargon – zu entscheiden.

Die Idee dahinter ist eigentlich ganz einfach. Der Fonds bildet einen Index ab und sein Kurs entwickelt sich entsprechend seinem Vorbild. So setzt sich zum Beispiel der Dax aus 30 Werten zusammen, entsprechend baut sich auch der ETF auf. Da hierfür kein Manager nötig ist, halten sich die Kosten in Grenzen. Gemanagte Fonds sind deutlich teurer. Ihre Kosten schmälern die Rendite empfindlich. Zudem haben viele Studien gezeigt, dass gemanagte Fonds nur selten besser abschneiden als der Markt.

Transaktionskosten sind zu übernehmen

Die Verwaltungsgebühren für gemanagte Aktienfonds liegen nach Angaben der Deutschen Börse zwischen 0,8 und zwei Prozent. Bei ETF ist es null bis 0,8 Prozent. Beim Kauf von aktiv gemanagten Fonds werden Ausgabeaufschläge von bis zu fünf Prozent und mehr fällig, bei ETF gibt es diese bis auf wenige Ausnahmen gar nicht. Für Indexfonds zahlen Anleger nur die jeweiligen Transaktionskosten an der Börse. Die belaufen sich bei einer günstigen depotführenden Bank oft auf weniger als zehn Euro pro Order. Auch der Verkauf funktioniert schnell und unproblematisch, weil die Papiere täglich an der Börse gehandelt werden.

Was die Sicherheit angeht, so stehen die ETF den gemanagten Fonds in nichts nach. In jedem Fall genießen sie den Rechtsstatus des Sondervermögens. Das bedeutet: Die Anteile der Anleger werden getrennt vom Vermögen der Fondsgesellschaft aufbewahrt. Sollte die Gesellschaft zahlungsunfähig werden, sind die ETF-Anteile der Anleger nicht betroffen. Im Gegensatz dazu gelten Indexzertifikate als Schuldverschreibungen. Wird der Emittent zahlungsunfähig, verliert der Anleger sein eingesetztes Kapital.

Zu den Vorteilen der ETF zählt auch ihre Transparenz. Während man bei einem herkömmlichen Fonds nicht jederzeit weiß, wie sich sein Inhalt zusammensetzt, lässt sich die Entwicklung eines Börsenindex wie der Dax und die Kurse der zugrunde liegenden Aktien jederzeit verfolgen. Einer der Hauptvorzüge der Indexfonds ist die automatische Streuung der Risiken. So bildet ein ETF auf den amerikanischen Index SP 500 die Entwicklung von 500 amerikanischen Aktien ab, beim MSCI World sind es sogar mehr als 1  500 Aktien aus der ganzen Welt. Eine derartige Verteilung von Risiken ist mit dem Kauf von Einzelaktien, auch wenn sie aus verschiedenen Branchen und Ländern kommen, nicht möglich.

Angebotsfülle schafft Qual der Wahl

Allerdings sollte man sich mit den Indizes beschäftigt haben, bevor die Entscheidung für einen ETF fällt. Denn inzwischen gibt es ein riesiges Angebot an unterschiedlich zusammengesetzten Indizes.

So enthalten manche nur wenige Aktien oder setzen sich nach für Laien kaum nachvollziehbaren Kriterien zusammen. Das gilt besonders für so genannte Strategie-Indizes, die zum Beispiel nur Aktien mit hoher Dividendenausschüttung oder ausschließlich Chemieaktien zulassen. Sie eignen sich höchstens als Beimischung im Depot. Private Anleger, die keine Zeit haben, sich mit Spezialindizes zu beschäftigen, wählen möglichst eine breite Auswahl wie sie der genannte MSCI World oder der Dow Jones Euro Stoxx 600 darstellen, der 600 Aktien aus 18 europäischen Ländern und 18 verschiedenen Branchen enthält. Dazu rät auch Nauhauser: „Ich empfehle umfassende Indizes. Dazu gehört der Dax meiner Meinung nach nicht, weil er nur 30 deutsche Unternehmen abbildet. Auch der Dow Jones ist zu eng gefasst.“

Wer sich mit einer Anlage in Anleihen wohler fühlt, kann auch unter verschiedenen Renten-ETF wählen. Geeignet für die Risikostreuung sind zum Beispiel Fonds, die nur deutsche Staatsanleihen beinhalten oder sich auf Staatsanleihen aus sicheren europäischen Ländern konzentrieren.

Jeder Index besteht aus vielen Einzelwerten. Die einfachste Methode, einen ETF auf einen Index wie den MSCI World nachzubilden, bedeutet, dass der Manager jede einzelne Aktie entsprechend ihrer Gewichtung im Index kauft. Ändert sich die Zusammensetzung, passt er den ETF entsprechend an. Diese Arbeitsweise nennt sich „vollständige Nachbildung“ oder „Full Replication“ und ist für die Anleger am besten nachvollziehbar. Ein Problem bleibt: Jede Anpassung kostet Geld. Bei jedem An- und Verkauf werden Gebühren fällig.

Damit verliert der ETF gegenüber dem Index an Wert. Um diese Kosten wieder hereinzuholen, betreiben die Anbieter Zusatzgeschäfte. Sie verleihen Wertpapiere an andere Finanzmarktteilnehmer und kassieren dafür eine Gebühr, mit der sie die Kostennachteile wieder ausgleichen. Um das Risiko, dass der Ausleiher die Papiere nicht wieder zurückgeben kann, zu reduzieren, verlangen sie Sicherheiten in Form von anderen Wertpapieren.

Wertpapiere mit künstlicher Indexabbildung

Diese Methode der Indexabbildung ist besonders bei großen Indizes sehr aufwendig. Deshalb bilden viele Anbieter Indizes synthetisch ab. Das funktioniert so: Der Fonds kauft beliebige Wertpapiere, die nichts mit dem Index zu tun haben müssen. Gleichzeitig schließt er einen Vertrag mit einer Bank über ein Tauschgeschäft (Swap-Vertrag) ab. Die verpflichtet sich, die Unterschiede zwischen der Entwicklung des Index und des vom Fonds gehaltenen Aktienkorbes auszugleichen. Damit können ETF-Anbieter alle möglichen Indizes abbilden, auch solche, deren zugrunde liegenden Wertpapiere im freien Handel nicht verfügbar sind. Das Risiko für den Anleger besteht darin, dass der Swap-Partner – auch Kontrahent genannt – seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Geht er Pleite, ist das Swap-Geschäft wertlos. Lediglich die als Sondervermögen im Fonds gehaltenen Aktien sind insolvenzgeschützt. Allerdings ist das Kontrahenten-Risiko begrenzt, weil die Swap-Kontrakte maximal zehn Prozent des Fondsvermögens ausmachen dürfen. Manche ETF-Anbieter sichern dieses Risiko ab, indem sie Wertpapiere hinterlegen.

Welche Methode der Indexdarstellung die sicherste ist, ist schwierig zu beantworten. Denn in beiden Fällen gibt es ein Restrisiko bei den Kontrahenten: Bei dem vollreplizierenden Fonds ist es der Partner des Leihgeschäfts, beim synthetischen Fonds der Swap-Partner. Ideal wären voll replizierende Fonds ohne Leihgeschäft. Das meint auch Verbraucherschützer Nauhauser: „Wir brauchen unbedingt ein Reinheitsgebot für Aktienfonds, also keine Leihgeschäfte und nur noch ETFs, die ausschließlich mit Aktien bestückt werden.“ Zurzeit tendieren Anbieter wie db trackers von der Deutschen Bank oder iShares des Vermögensverwalters Blackrock und größter Anbieter wieder zu voll replizierenden ETF allein deshalb, weil sich die Anleger damit wohler fühlen.

Das Risiko der Marktentwicklung

Allerdings sollte man die Kontrahenten-Risiken bei Indexfonds nicht zu hoch bewerten. Die größte Gefahr geht von der Marktentwicklung aus. Eine geschickte Auswahl bei den Indizes und eine sinnvolle Aufteilung der Anlagen halten diese Gefahren in Grenzen. Wer sich genauer informieren will, findet auf den Internetseiten der Anbieter zu jedem Fonds ein Informationsblatt. Dort stehen auch die Regelungen zu den Leih- und Swapgeschäften.

Wer es ganz genau wissen will, holt sich noch weitere Informationen, bevor er sich für einen Fonds entscheidet. So soll jeder Indexfonds die Entwicklung des jeweiligen Index möglichst genau abbilden. Abweichungen lassen sich nicht immer vermeiden. Wie hoch die sind, messen Fachleute mit einer speziellen Kennzahl, dem Tracking-Error. Liegt der Wert bei Null, weichen die Wertentwicklungen nicht voneinander ab. 0,5 bedeutet eine sehr hohe Abweichung und der Kauf des Fonds ist nicht mehr zu empfehlen. Eine besonders attraktive Rendite erzielt ein ETF, dessen Tracking Difference besonders hoch ist. Sie misst, inwieweit die Wertentwicklung des Fonds und die des Index voneinander abweichen. Eine große Differenz kann ein höheres Risiko bedeuten, wenn der Fonds beispielsweise Aktien gegen eine Gebühr verleiht. Manchmal steckt dahinter aber auch eine Steuererstattung, die der Anbieter dem Fonds zugute kommen lässt.

Das ETF-Geschäft ist riesig und noch gar nicht so alt. Die ersten Indexfonds gab es in Europa erst im Jahr 2000. Allein in Deutschland hat man inzwischen die Wahl unter mehr als 800 verschiedene ETF, weltweit sind es derzeit mehr als 5 000. Insgesamt haben Anleger 2 622 Milliarden Dollar in diese Papiere investiert. Dazu zählt auch einer der bekanntesten Investoren, der Amerikaner Warren Buffet. Er ist von dieser Anlage so überzeugt, dass er im Testament seine Erben angewiesen hat, 90 Prozent des Vermögens in ETF anzulegen.

Marlene EndruweitFachjournalistin für Wirtschaftm.endruweit@netcologne.de

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