Sächsischer Zahnärztetag

Chemnitz. Kinder. Karies.

Die sächsischen Zahnärzte blickten auf ihrem diesjährigen Fortbildungstag in Richtung Kinder und Jugendliche. Unter dem Titel „Zahnmedizin von 2 bis 20“ gab es an zwei Tagen in Chemnitz Seminare und Vorträge über Therapien und Trends in der Kinderzahnheilkunde zu hören.

„Wir haben ein gutes Thema gewählt“, freute sich Dr. Mathias Wunsch, Präsident der sächsischen Zahnärztekammer und spielte damit auf die hohe Besucherzahl des sächsischen Zahnärztetages an. Mehr als 1 200 Zahnmediziner und Mitarbeiter waren nach Chemnitz gekommen, um sich fortzubilden.

Das Thema Kinderzahnheilkunde habe eine hohe Relevanz. Das zeige auch die Reaktion der Gesundheitsminister-Konferenz, die in ihrem Beschluss aus diesem Sommer auf die Forderung der Zahnärzte nach einem Präventionskonzept zur Vermeidung von frühkindlicher Karies oder auch Early Childhood Caries (ECC) eingeht. Doch es gibt auch noch einiges zu tun, so Wunsch. „Wir ziehen bei diesem Thema noch nicht genug an einem Strang.“ Deshalb werden sich in Sachsen Vertreter der Kinderärzte, die Landesarbeitsgemeinschaften für Zahngesundheit und die Landeszahnärztekammer treffen.

Im Anschluss an die Ehrung der Kollegen und Helfer durch die Landeskammer, gab es einen Festvortrag von Prof. Giovanni Maio über die ethischen Grenzen in der Zahnmedizin. Der Mediziner und Philosoph betonte, dass es gerade bei der Kinderzahnheilkunde auf die „Art und Weise“ der Arzt-Patient-Beziehung ankomme. Denn die Patienten, die nicht genug frühkindliche Kariesprävention betreiben, würden sich leider insgesamt nicht für Zahngesundheit interessieren. „Die sind durch ihr Milieu geprägt.“ Diese Menschen könne man nur erreichen, indem man ihnen glaubhaft das Gefühl vermittelt, dass man sie verstanden hat, und indem man seine Erfahrung und Gefühle einbringt. Dass Krankenkassen versuchen, die Patienten als Kunden zu etikettieren, sei der falsche Weg und störe die Beziehung zwischen Behandler und Patient empfindlich.

Aufmerksamkeit und Empathie seien für eine erfolgreiche Kinderzahnheilkunde sehr wichtig, sagte Prof. Klaus Böning, Leiter der Vorklinik an der Poliklinik für zahnärztliche Prothetik der TU Dresden und Mitglied des Vorstands der sächsischen Zahnärztekammer.

Denn hier werde oft der Grundstein für ein lebenslanges orales Verhältnis gelegt. Allerdings hätten die Ansprüche der Patienten sich auch verändert. Bewertungsportale und Ratgeberseiten im Internet würden hierzu sicherlich beitragen. Außerdem beobachte er eine Polarisierung in Sachsen in der Kinderzahnmedizin. Immer mehr Zahnärzte würden zudem mit den zahnmedizinischen Folgen von Drogenkonsum konfrontiert. Auch die Nuckelflaschenkaries sei ein häufiger Befund.

Füllungstherapie bei Kindern hat ausgedient

Im Anschluss an die offizielle Eröffnung führten sechs wissenschaftliche Vorträge, von Kieferorthopädie über Essstörungen bis hin zu Kindesmissbrauch, durch den Tag. Zusammengestellt und moderiert wurde das Programm von Dr. Norbert Krämer, Chefarzt des Universitätsklinikums Gießen.

Die Frage, ob ECC eine Ausnahme oder tatsächlich ein Problem ist, beantwortete Krämer selbst. Aktuelle wissenschaftliche Studien würden belegen, dass immer noch 40 Prozent der Grundschüler in Deutschland mit offenen Läsionen „rumlaufen“. Allerdings gebe es bei der Prävalenz große Unterschiede. So sei der DMFT-Wert von Hauptschülern höher als bei Gymnasiasten.

Bei der Therapie kariöser Kinderzähne spricht Krämer sich für minimal-invasive Methoden aus. Eine komplette Kariesentfernung sei nicht mehr „State of the Art“. Fluoreszenz-unterstützte Kariesdetektion hingegen erlaube eine zurückhaltende Exkavation der Karies. Mit der Kariesinfiltration, eine Auffüllung des Zahnschmelzes mit einem speziellen Dentalkunststoff, lasse sich zudem ein Voranschreiten der Karies ohne Bohren verhindern.

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