Deutsche Cleft Kinderhilfe e.V. in Burundi

Menschen ein Lächeln schenken

Anfang des Jahres leitete der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg Dr. Oliver Blume aus München das Ärzteteam der Deutschen Cleft Kinderhilfe in Burundi. 20 Patienten konnten dort von ihrer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte befreit werden. Der Mediziner berichtet über einen für ihn „ganz besonders prägenden“ Hilfseinsatz.

Obwohl ich seit vielen Jahre nach Afrika reise, um Menschen mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten zu operieren, war mein jüngster Einsatz mit dem „Deutschen Cleft Kinderhilfe e. V.“ und „burundikids e. V.“ in Bujumbura, der Hauptstadt Burundis, ein ganz besonders prägendes Erlebnis. Die Menschen in Burundi, das jahrelang vom Bürgerkrieg gebeutelt war, haben tagtäglich mit bitterer Armut zu kämpfen. Der Gang zum Arzt oder gar in ein Krankenhaus ist für viele Menschen einfach nicht bezahlbar. Schon gar nicht, wenn es um eine Operation, wie den Verschluss einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geht. Aus vielen Teilen des Landes sind die Hilfesuchenden zu uns gekommen, in der Hoffnung auf eine Operation: aus der Hauptstadt Bujumbura und ihrem ländlichen Umfeld, aus Ngozi im Norden und Rumonge im Süden, jeweils drei oder mehr Stunden mit dem Bus entfernt. Sie haben meist über das Radio erfahren, dass wir mit unserem Ärzteteam kommen, um ihnen zu helfen.

Man weiß ja nie, was einen im Ausland erwartet, so war ich wirklich erstaunt, ein so gut organisiertes Krankenhaus vorzufinden. Es sind oft Kleinigkeiten, die einen stressigen Operationstag für mein Team und mich leichter machen: das stärkende Mittagessen, das wir jeden Tag von der Leiterin des Krankenhauses bekamen, hat uns oft über den Zehn- bis Zwölf-Stunden-Tag gerettet. Eine so herzliche Stimmung habe ich selten in einem Krankenhaus erlebt, und weil alle so lernbereit und wissbegierig waren, konnten wir schon bei diesem ersten Einsatz eine angehende burundische Chirurgin und das Pflegepersonal schulen. Die Ausbildung des ugandischen Kollegen Dr. Deus zum LKG-Chirurgen konnten wir diesmal so weit abschließen, dass er mit meiner Assistenz bereits zwei Patienten operieren konnte. Es geht uns bei den Auslandseinsätzen nicht nur darum, direkt zu helfen und Patienten zu operieren, sondern vor allem darum, langfristige Hilfsprojekte aufzubauen. Der Deutsche Cleft Kinderhilfe e. V. hat darin eine jahrelange Erfahrung und hat seit 2002 in zehn Ländern Anlaufstellen für Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten ins Leben gerufen. Je nach Entwicklungsstand werden nicht nur Operationen durchgeführt, sondern auch wichtige Folgebehandlungen wie Kieferorthopädie, (Sprach-)Funktionstherapie und HNO angeboten. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf eine fundierte Ausbildung der Ärzte, Chirurgen und Therapeuten, denn langfristig verfolgen wir das Ziel, dass die Behandlungen durch Einheimische durchgeführt werden. Mit unserem Partner burundikids haben wir die besten Voraussetzungen, auch in Burundi ein nachhaltiges Projekt für LKG-Patienten aufzubauen. Der Verein, der sich seit 2003 für Kinderrechte und Bildung exklusiv in Burundi einsetzt, hat es geschafft, ein sehr gut funktionierendes Krankenhaus aufzubauen, und ist vor Ort sehr gut vernetzt. So versuchen wir sicherzustellen, dass auch nach den Operationen Kontakt zu den Patienten gehalten wird und sie zu einer Nachkontrolle wiederkommen können.

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Ehefrau erkennt Mann fast nicht mehr

Ohne meinen langjährigen Wegbegleiter, den erfahrenen Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen Gunther Au-Balbach aus Solingen, und unseren Anästhesisten aus Uganda, Dr. Emma, mache ich keine Operationen im Ausland. In den 13 Jahren, in denen wir zusammen operiert haben, hat es noch nie Komplikationen gegeben. So ist auch die Operation eines 47-jährigen Mannes ohne Komplikationen verlaufen. Ich habe schon viele Spalten operiert. Aber als ich auf diesen Mann mit seiner extrem breiten bilateralen Spalte traf, musste auch ich kurz schlucken. Per Übersetzer fragte ich ihn nach seinem Namen. „Spalte“ war die Antwort. „Nein“, erwiderte ich, „ich meine nicht die Erkrankung, ich möchte seinen Namen wissen.“ Mit traurigen Augen sagte der Mann, dass er von Geburt an immer nur Spalte genannt worden sei und keinen anderen Name habe. Die Operation dauerte vier Stunden. Seine überglückliche Frau erkannte ihn danach kaum wieder.

Besonders ans Herz gewachsen ist unserem gesamten Team ein elfjähriges Mädchen, das mit seiner dementen Mutter zur Operation kam. Da ihr Vater und alle ihre sechs Geschwister verstorben sind, pflegt das Mädchen seine Mutter alleine. Nach dem Verschluss ihrer Lippen-Kieferspalte war klar: Das Mädchen braucht weitere Unterstützung. Gemeinsam wollen die Deutsche Cleft Kinderhilfe und burundi- kids mit dem Partner vor Ort, Fondation Stamm, nun dafür sorgen, dass das Mädchen zur Schule gehen und in einem sicheren Umfeld aufwachsen kann. Es sind diese Momente, in denen man weiß, wofür man die ganzen Strapazen auf sich nimmt und seine Familie für zwei Wochen alleine lässt.

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Bohrer, Zange und Inbus

Es gibt auf diesen Reisen immer wieder auch unerwartete und manchmal witzige Momente: Mithilfe von Prof. Dr. Frank Feyerherd, Vorstand der Deutschen Cleft Kinderhilfe, hatten wir im Vorfeld zwei Narkosegeräte von Deutschland nach Burundi transportieren lassen. Nach dem ersten Schock, dass der Monitor des einen Geräts auf dem langen und wahrscheinlich etwas turbulenten Weg zerbrochen war und wir die Geräte so nicht benutzen konnten, machten wir Chirurgen uns mit Zange und Inbus daran, aus den beiden Geräten ein funktionierendes zusammenzuschrauben. Unter großem Applaus der Krankenschwestern konnten wir das Gerät tatsächlich in Betrieb nehmen. Dieses Mal verlassen wir Burundi mit dem guten Gefühl, 20 Menschen ein Stück normales Leben zurückgegeben zu haben, aber auch mit einem großen Päckchen Arbeit: Wir kommen wieder – das ist klar. Unzählige Kinder und auch Erwachsene mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte in Burundi sind unbehandelt. Wegen der schwierigen Bedingungen im nach dem jahrelangen Bürgerkrieg bitterarmen Land hat es bis dato noch gar keine koordinierten Einsätze für LKG- Patienten gegeben. Es ist uns zur Herzens-angelegenheit geworden, eine Spaltsprechstunde für Betroffene einzurichten und eine permanente LKG-Station aufzubauen, wo burundische Chirurgen selbst die Operationen durchführen können. Daher sind wir für Unterstützung sehr dankbar und möchten unsere Kollegen und Mediziner aufrufen, für dieses wichtige Projekt zu spenden.

Dr. Dr. Oliver BlumeDeutsche Cleft Kinderhilfe e.V.info@spaltkinder.org

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