Unterstützung für Flüchtlinge

So hilft Dr. Yasmin Mokhtari

Eine Behandlung, ein Schicksal, eine Einladung. Auf dem Stuhl ein syrisches Ehepaar mit Kind, doch die defekten Zähne waren das kleinere Problem. Ein anderer Zweig der Familie war gerade nach Eutin geflüchtet und brauchte eine Wohnung. Mokhtari hatte Platz, man kam ins Gespräch, ein paar Kekse – dann zog die Familie ein.

„Refugees welcome“ – bei Dr. Yasmin Mokhtari folgen aus diesem Bekenntnis konkrete Hilfsbereitschaft und Engagement: „Mein Mann und ich helfen intensiv bei der Integration. So haben wir für einen schulpflichtigen Jungen einen Praktikumsplatz in der Pflege organisieren können. Der Schwiegersohn, der in Syrien Lehrer war, konnte einen Job in einem Party-Service in der Küche durch unsere Vermittlung bekommen. Briefe von den Ämtern werden durch uns übersetzt. Wir erklären [den Sachverhalt, Anm. der Redaktion] in einfachem Deutsch, in Englisch oder nehmen als letzte Hilfe das Übersetzungsprogramm des Handys. Mein Mann begleitet und fährt [die Flüchtlinge] auch zu Ärzten oder ins Krankenhaus.“

Seit November 2014 beherbergen Mokhtari und ihr Mann Sönke Mokhtari-Hoffmann in ihrer Ferienwohnung zudem eine syrische Familie. Wie es dazu kam? Eine junge, syrische Frau war mit Mann und Kind in Behandlung – und erzählte Mokhtari ihre Geschichte: Sie wollte gerne ihren Vater und ihre jüngere Schwester aus Thüringen nachholen, doch stand in Eutin keine Wohnung zu Verfügung. „Wir haben ihnen dann unsere Ferienwohnung angeboten“, sagt Mokhtari-Hoffmann. Damit war die Familie aber noch immer nicht vereint. „Die Mutter und die anderen sechs Geschwister saßen noch in der deutschen Botschaft im Libanon fest“, erzählt der 60-Jährige. Die Eutiner überlegten nicht lange und sorgten für die Familienzusammenführung.

Da der syrische Familienvater jetzt eine feste Adresse hatte, durfte seine Familie legal nach Deutschland ausreisen. Acht Personen, darunter ein Junge mit Behinderung, leben nun seit Januar in der 70-Quadratmeter-Kellerwohnung. „Die Wohnsituation ist natürlich viel zu beengend“, beschreibt die Zahnärztin das Zusammenleben. „Wir suchen seit Langem nach einer größeren, bezahlbaren Wohnung für die achtköpfige Familie. Die Suche gestaltet sich aber schwierig, weil es zum Beispiel keine Möglichkeit der Schufa-Auskunft gibt und Forderungen der Vermieter oft nicht erfüllt werden können. Fest steht aber für uns, dass im Fall eines Umzugs unserer jetzigen Untermieter die Ferienwohnung wieder an eine Flüchtlingsfamilie vermietet werden soll. Optimal wären dann drei bis vier Personen.“

Die heimlichen Helfer

Die Nachbarschaft hilft tatkräftig mit. Anfeindungen hat es laut Mokhtari nie gegeben. Stattdessen hätten ihnen wildfremde Menschen Scheine zugesteckt, Nachbarn brachten Fernseher, Betten oder Fahrräder für die Familie vorbei. Mokhtari: „Eine Nachbarin gab mir 100 Euro, damit ich einen großen Kochtopf für mehr als neun Personen kaufen konnte. Bei einem Einkauf im Supermarkt drückte mir ein alter Mann Geld in die Hand mit der Bitte, dafür etwas für die Flüchtlinge zu kaufen. Ein Kollege beschloss mit seiner Familie, sich gegenseitig nichts zu Weihnachten zu schenken und spendete Fahrräder, neue Betten, Bettzeug, Matratzen, einen Flachbildschirm und Kleidung. Eine andere Kollegin ging mit mir und zwei jungen Syrerinnen Winterschuhe kaufen, da uns auffiel, dass die Mädchen im tiefsten Winter in Turnschuhen liefen. Ein Bekannter, pensionierter Beamter, gibt der Familie einmal wöchentlich bei uns im Haus Deutschunterricht.“

Das dentale Starter-Set

Hintergrund: Dr. Yasmin Mokhtari führt eine Zahnarztpraxis in Eutin, Ostholstein. Seit 25 Jahren arbeitet sie hier als Zahnärztin – und behandelt in jüngster Zeit eben auch viele Flüchtlinge und Asylbewerber. Zusammen mit ihren Kollegen von der Vereinigung der Zahnärzte des Kreises Ostholstein e.V. hatte sie die Idee, einen Flyer zur Zahn- und Mundhygiene für Flüchtlinge zu entwickeln. Der Verein spendete 3.000 Euro, mit dem Geld wurden bisher 2.000 Stück gedruckt und zusammen mit Zahnbürste und Pasta in einem Starter-Set an die ankommenden Flüchtlinge ausgehändigt.

„Jeder benutzt seine eigene Zahnbürste!“ Dieser und andere Ratschläge zur Mund- und Zahnhygiene finden sich auf Deutsch, Englisch, Arabisch, Farsi und Russisch – jeweils versehen mit einem Bild. „Die oralen Zustände sind desolat“, erklärt Mokhtari die Idee zu dem Flyer.

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