Ethische Geldanlagen

In was Gutes investieren?

Eine hohe Rendite und ein gutes Gewissen – genau mit diesem Versprechen konnten die Betreiber von Prokon viele Jahre lang private Investoren locken. Das Geld floss in Windparks und in die Zinszahlungen an die Anleger. Doch irgendwann funktionierte das nicht mehr – und das Unternehmen meldete Insolvenz an. Jetzt (Stand: 22. Juni 2015) haben die 75 000 Betroffenen die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten, ihre Ansprüche geltend zu machen:

• Das Übernahmeangebot des Energiekonzerns EnBW. Danach bekommt jeder Anleger für 10 000 Euro investiertes Kapital 5 220 Euro. Und der südwestdeutsche Energieriese findet so den Einstieg in die alternativen Energien.

• Eine Gruppe der Gläubiger will Prokon mit Unterstützung der GLS-Bank als Genossenschaft fortführen. Der Vorsitzende des Vereins „Die Freunde Prokons“, Wolfgang Siegel, verspricht: „Bei unserem Modell werden die Gläubiger finanziell besser gestellt als bei EnBW.“ Je 10 000 Euro Einlage bleibe ein Wert von 5  890 Euro. Und ab 2017 rechne man wieder mit der Zahlung einer Dividende.

Noch steht die Entscheidung aus, wie sich die Anteilseigner entscheiden, beide Modelle haben ihre Vorteile. „Mehr als 50 Prozent sind eine gute Quote“, findet Monika Pietsch-Hadré, Expertin für ethisch-ökologische Geldanlagen bei der Verbraucherzentrale Bremen. „Insolvenzquoten bewegen sich häufig im einstelligen Prozentbereich.“ Ihrer Meinung nach sind die Anleger noch ganz glimpflich davongekommen.

Ohne Einfluss auf Unternehmensführung

Oft übersehen sie dabei die Gefahren des Totalverlustes, die solchen Beteiligungen innewohnen. Dorothea Mohn, Expertin beim Verbraucherzentrale Bundesverband fordert deshalb: „Der Zugang zum grauen Kapitalmarkt sollte privaten Anlegern nicht möglich sein. Sie sind sich häufig nicht im Klaren darüber, dass sie ein unternehmerisches Risiko eingehen.“ Zwar können die Anleger erkennen, dass ihr Geld in ein nachhaltiges Investment fließt, aber auf die Unternehmensführung und die damit anfallenden Kosten haben sie keinen Einfluss. Deshalb warnen Experten davor, solche Beteiligungen mit einem Kredit zu finanzieren. Es sollte nur Geld eingesetzt werden, dessen Verlust sich verkraften lässt.

Statt direkter Investments können Anleger, die mit ihrem Geld einen positiven Einfluss auf nachhaltiges Wirtschaften von Unternehmen nehmen wollen, auch Aktien oder Anleihen kaufen. Für private Anleger empfehlen sich eher Fonds als einzelne Papiere. Auf diese Weise lassen sich Risiken besser verteilen. Pietsch-Hadré rät: „Bevor man sich mit dem ethisch-ökologischen Aspekt eines Produkts beschäftigt, sollte man erst einmal prüfen, wie hoch das Risiko ist und ob es in das persönliche Anlagekonzept passt. Die ethisch-ökologischen Kriterien kommen dann dazu.“

Was ist denn eigentlich ethisch-ökologisch?

Um was es sich bei diesem Begriff eigentlich handelt, ist bislang immer noch nicht definiert. So verstehen die einen darunter eher ein klimafreundliches Investment und die anderen halten eine sozial-verträgliche Ausrichtung bei der Unternehmensführung für wichtiger.

Über die Einführung eines Siegels, das entsprechende Produkte kennzeichnen und den Verbrauchern die Einordnung erleichtern soll wie beispielsweise die Prüfsiegel der Stiftung Warentest, wird immer wieder diskutiert. In diesem Sommer will das Forum Nachhaltige Geldanlagen FNG ein Nachhaltigkeitssiegel veröffentlichen. Doch die Verbraucherschützer und die Stiftung Warentest wehren sich gegen eine Verdichtung aller Kriterien für eine Investition zu einem Label. Monika Pietsch-Hadré dazu: „Ein Siegel wie bei Kosmetikartikeln oder Lebensmitteln befürworten wir nicht. Dafür ist die Geldanlage viel zu komplex. Beachtung fände nur die ethisch-ökologische Nachhaltigkeit. Die Aspekte Sicherheit, Verfügbarkeit und Rendite, die für den langfristigen Erfolg einer Geldanlage wichtig sind, fallen weg.“

Immerhin interessieren sich knapp ein Drittel der Deutschen für Nachhaltigkeit in der Geldanlage. Das ergab eine Umfrage im Auftrag der Stiftung Warentest und der Verbraucherzentrale Bremen. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa ermittelte bei gut 1 000 Befragten auch, dass fast die Hälfte der Befragten ethische Aspekte für wichtiger hält als ökologische. Am liebsten möchten sie, dass ihr Geld in die Armutsbekämpfung fließt. Für das Thema Umwelt sprach sich nur ein Viertel der Befragten aus.

###more### ###title### Mangelnde Transparenz bei vielen Fonds ###title### ###more###

Mangelnde Transparenz bei vielen Fonds

Doch wer den für sich passenden Fonds finden will, stößt ganz schnell auf Schwierigkeiten. Denn kaum eine Fondsgesellschaft legt für Laien verständlich offen, wie ethisch korrekt oder umweltfreundlich ihre Investitionen in Aktien oder Anleihen tatsächlich sind. Deshalb haben die Stiftung Warentest und die Verbraucherzentrale Bremen 46 ethisch-ökologische Investmentfonds (34 Aktien- und zwölf Rentenfonds) danach bewertet, wie konsequent sie zum Beispiel Rüstung, Waffen und auch ökologisch bedenkliche Bereiche ausschließen. Am Ende blieb nur ein einziger Fonds übrig, der alle kontroversen Geschäftsfelder vermeidet. Bei dem Sieger handelt es sich um den Ökoworld ÖkoVision Classic C.

Sein Transparenz-Wert liegt bei 100 Prozent, gefolgt vom Triodos Sustainable Equity R mit 68 Prozent. Der Gewinner investiert in alle gewünschten Bereiche und beachtet alle Ausschlusskriterien. Unter den zehn größten Aktieninvestments finden sich die nordamerikanische Hain Celestial Group, ein Naturkosthersteller, die British Telekom und der Gebrauchsgüterkonzern Henkel. Der Fonds erfüllt die Ansprüche von Anlegern die sowohl klimafreundlich als auch ethisch-ökologisch investieren will. Der Nachteil des vorbildlich investierten Fonds liegt in seinen Kosten. Die sind mit 2,50 Prozent jährlichen Gebühren plus einer Erfolgsgebühr sehr hoch, so dass sich entsprechend die Rendite reduziert. Der zweitplatzierte Triodos-Fonds legt das Geld der Anteilseigner unter anderem bei Google, Walt Disney oder Toyota an. Die Ausschlusskriterien Spekulation mit Nahrungsmitteln von Banken oder Erdöl beachtet er nicht. Dafür begnügt er sich mit einer jährlichen Gebühr von 1,41 Prozent.

Anleger, die sich mit diesen Themen beschäftigen, tun gut daran, zunächst einmal herauszufinden, welche Bereiche der Nachhaltigkeit ihnen besonders am Herzen liegen und entsprechend einen Fonds danach auszusuchen. Das Fondsmanagement richtet die Vorstellungen einer nachhaltigen Investition nach bestimmten Grundsätzen aus Wer es sich bequem machen und überflüssige Kosten vermeiden will, kann sich für die beiden ETFs entscheiden, die jeweils einen Index mit nachhaltiger Ausrichtung abbilden: der UBS MSCI World Socially Responsible Ucits ETF und der iShares Dow Jones Global Sustainability Screened Ucits ETF. Sie erfüllen noch 47 beziehungsweise 35 Prozent der vorgegebenen Kriterien.

Sparer, die sich intensiv mit klimafreundlichen oder sozial verträglichen Projekten auseinandersetzen und in sie investieren wollen, werden vor allem bei Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken fündig. Diese Institute bieten Sparbücher, Sparbriefe, Wachstumssparen oder Ratensparverträge an. Finanziert werden meist Projekte der erneuerbaren Energien wie Wind- und Solaranlagen oder energetische Gebäudesanierung. Generell veröffentlichen die Banken, für welche Maßnahmen die Spargelder verwendet werden. Alternative Institute wie die GLS-Bank, Triodos Bank oder die Umweltbank sowie kirchliche Banken investieren ebenfalls nach umweltfreundlichen und sozialen Kriterien. Auf ihren Homepages können Kunden nachlesen, nach welchen Kriterien die Projekte ausgesucht werden. Die Renditen für diese Anlagen bewegen sich meist im unteren Mittelfeld des Gesamtmarktes. Die großen privaten Banken halten sich aus diesem Geschäft heraus.

Es gibt bislang keine einheitliche Definition für eine nachhaltige, ökologische, soziale oder klimafreundliche Geldanlage, jeder kann die Begriffe anders auslegen. Demzufolge kann sich aber auch jedes Unternehmen mit diesen ungeschützten Begriffen schmücken. Anleger, die bestimmte Vorstellungen haben, müssen sich wohl oder übel selbst über das tatsächliche Engagement der Firmen informieren. Grundsätzlich unterscheidet man vier unterschiedliche Ansätze für nachhaltige oder klimafreundliche Anlagen:

Artikel nicht gefunden id_extern: typo3-import-article-113

<interactive-element xmlns:ns3="http://www.w3.org/1999/xlink" ns3:href="censhare:///service/assets/asset/id/" ns3:role="censhare:///service/masterdata/asset_rel_typedef;key=actual."/>

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.