Cochrane-Untersuchung zu Zuckeraustauschstoffen

Kariesprävention mit Xylitol?

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Ein aktuelles Cochrane Review hinterfragt die Wirkung des Zuckeraustauschstoffs Xylitol auf die Zahnhartsubstanz und Plaque. Ist die Kariesprävention mithilfe von Xylitol-haltigen Kaugummis und Süßigkeiten möglich?

Mit einer Prävalenz von bis zu 90 Prozent gehört Karies bei Kindern und Erwachsenen weltweit zu den häufigsten Erkrankungen der Zahnhartsubstanz. In der Entstehung von Karies spielt das Bakterium Streptococcus mutans (S. mutans) eine entscheidende Rolle und bereits in den 90ern wurde eine direkte Relation zwischen dem Anstieg von S. mutans und kariösen Läsionen festgestellt [Zickert I et al., 1983; Kingman A et al., 1988].

Durch eine korrekte Zahnpflege mit fluoridhaltiger Zahnpasta und durch den Verzicht auf zuckerhaltige Nahrungsmittel und Getränke können kariöse Läsionen leicht verhindert werden. Die Karies verursachenden Mikroorganismen verbleiben aber bei mangelnder Mundhygiene im Mund und bilden mittels eines adhäsiven Verbunds aus Polysacchariden die Plaque. Sobald der Wirt zuckerhaltige Nahrungsmittel oder Getränke zu sich nimmt, metabolisieren die S. mutans in der Plaque die Glucose zu Säuren, die zu einem pH-Abfall, Demineralisation und folglich Karies führen.

Xylitol gehört zu den Zuckeralkoholen, die bekanntermaßen nicht von S. mutans fermentiert werden können. Fehlt es den Bakterien an verwertbarer Glucose, kommt es zu einer Abnahme der S.-mutans-Population und zu einer geringeren Säureproduktion, die für Demineralisationen der Zahnhartsubstanz und folglich kariöse Läsionen verantwortlich ist [Imfeld T, 1999; Milgrom P et al., 2006]. Ferner soll es zu einer Inhibition von glycolischen Enzymen durch Xylitol-5-Phosphat kommen, das den Metabolismus von Glucose erschwert [Trahan L, 1995; Miyasawa H et al., 2003].

Das zu den natürlichen Süßungsmitteln zählende Xylitol fördert zudem den Speichelfluss, der durch seinen Gehalt an Calcium, Phosphat und Fluorid die Remineralisation von kariösen Läsionen unterstützt [Makinen KK et al., 1995]. Auch soll die Plaque durch die Bildung von löslicheren Polysacchariden beeinflusst werden und zu einer erniedrigten Akkumulation von Plaque führen [Maguire A et al., 2003; Ly KA et al., 2006]. Xylitol beinhaltet demnach eine antikariogene Wirkung unter Einflussnahme auf Speichel, Plaque und S. mutans.

###more### ###title### Nur zwei Studien stellen Kariesreduktion fest  ###title### ###more###

Nur zwei Studien stellen Kariesreduktion fest 

Wissenschaftler der Cochrane Health Group untersuchten publizierte, klinische Studien aus den Jahren 1991 bis 2014, um der Frage nachzugehen, ob Xylitol in vivo eine antikariogene Wirkung auf den Kariesbefall im Kinder- und im Erwachsenengebiss innehält [Riley P et al., 2015].

Insgesamt zehn Studien wurden in die Auswertung eingeschlossen. Die aktuellste Studie ist vom 14. August 2014. Die Studien umfassten insgesamt 7 969 Probanden (5 903 Probanden wurden in die Analysen eingeschlossen), die randomisiert Xylitolhaltige Produkte, einen Placebo oder keine gesüßten Produkte erhielten.

Ein Vergleich zwischen den Gruppen und der jeweiligen Anzahl von kariösen Läsionen wurde erstellt. Sowohl erwachsene Probanden als auch Kinder im Alter von einem Monat bis 13 Jahren wurden untersucht. Es wurden nur Produkte verwendet, die gelutscht oder über einen gewissen Zeitraum freigesetzt worden sind (Pastillen, Lutschbonbons, Süßigkeiten, Zahnpasten oder Sirups).

Lediglich zwei Studien stellten eine Reduktion von Karies bei Gebrauch von Fluoridhaltiger Zahnpasta mit Xylitol im Vergleich zu einer reinen Fluorid-Zahnpasta im permanenten Gebiss von Kindern um 13 Prozent fest. Auch konnten keine Nebenwirkungen festgestellt werden. Die Studiendauer betrug drei Jahre. Die restlichen Studiendaten ließen keine validen Rückschlüsse zu, ob Xylitolhaltige Produkte eine effektive Bedeutung in der aktiven Kariesprävention haben.

Die Evidenz der einbezogenen Studien wurde durch nicht signifikante Ergebnisse, die geringe Studienanzahl und Bias im Studiendesign negativ beeinflusst. Aufgrund der geringen Evidenz aus den untersuchten In-vivo-Studien können keine suffizienten Rückschlüsse gezogen werden, und es bleibt fraglich, ob Xylitol über seine Wirkung als nicht kariogener Zuckeraustauschstoff hinaus die Kariesprävention in vivo positiv beeinflussen kann.

ZÄ Julia DominFakultät für Gesundheit Department für Zahn-, Mund- und KieferheilkundeAbteilung für Zahnerhaltung und Präventive ZahnmedizinUniversität Witten/HerdeckeAlfred-Herrhausen-Str. 50,58448 Wittenjulia.domin@uni-wh.de

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