9. Hamburger Zahnärztetag

Die digitale Rakete

Die Digitalisierung hält auch in immer mehr Zahnarztpraxen und Labors Einzug.

Gekennzeichnet war dieser Zahnärztetag zunächst von einem Paradigmenwechsel sowohl auf internationaler fachlicher wie auf lokaler standespolitischer Ebene. Zum ersten Mal wurde der Kongress vom neuen, 66 Stunden vorher gewählten Kammer- präsidenten Konstantin von Laffert eröffnet, der damit seine erste Amtshandlung vornahm. Zuerst dankte er dem langjährigen, scheidenden Kammerpräsidenten Prof. Wolfgang Sprekels und fragte mit einer Andeutung auf Helmut Kohl „Hat es je einen anderen Präsidenten gegeben?“. Auch dem Vorsitzenden des Fortbildungsausschusses, Dr. Horst Schulz, dankte er für seine herausragenden Verdienste um die Fortbildung in Hamburg.

Der künftige Vorsitzende des Ausschusses, Dr. Oliver Ahlers, nahm bei seinen ein- führenden Worten die Gelegenheit wahr, seinem Vorgänger symbolisch mit einem Steuerrad für die geleistete Arbeit als „Kapitän der Fortbildung“ zu danken. Auch die Dankesworte von Susanne Knüppel, die im Namen der Mitarbeiterinnen der Verwaltung sprach, waren sehr anrührend und zeugten von der guten und engen Zusammenarbeit. Die ersten Glückwünsche kamen von Prof. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK). Er sagte, man unterstütze von Laffert in seinem Engagement für die Prävention bei Kleinkindern vollkommen. Es entspreche genau der Wahrnehmung der Aufgabenstellung der Zahnärztekammern, im Interesse des Gemeinwohls zu handeln und so Vertrauensarbeit für den Berufsstand zu leisten.

Das wissenschaftliche Thema in diesem Jahr lautete „Restaurationstechnik: Alles digital? Aktuelle Möglichkeiten der Scan- und CAD/CAM-Techniken“. Insgesamt folgten 450 Teilnehmer der Einladung der Zahnärztekammer am 23. und 24. Januar ins Empire Riverside Hotel. Daneben bot der Kongress auch Praxismitarbeiterinnen und Technikern eigene Programme zum Thema. Im Anschluss an die Auszeichnungen wurde dann die erste Stufe der Rakete „Digitale Restaurationstechniken“ gezündet: Prof. Florian Beuer, München, erläuterte den aktuellen Stand der digitalen Verfahrenskette, die nichts mehr mit den Inhalten früherer Ausbildung zu tun habe. Drei Konzepte seien aktuell: 1. Chairside-Fertigung, 2. Lab-Side im Labor, 3. Zentrale Fertigung im Fräszentrum.

Der Countdown läuft

Danach hob die Raketenstufe einer Schweizer Koproduktion ab: Dr. Goran Benic und ZTM Vincent Fehmer, zwei Referenten von der Universität Zürich zogen einen roten Faden durch die derzeitigen digitalen Möglichkeiten und zeigten deren Indikationen, aber auch Limitationen. Ihre Präsentation machte sehr anschaulich den Nutzen von digitalen Implantatplanungssystemen deutlich, die zu minimalinvasiven Eingriffen mit weniger Schmerzen bei geringerem Risiko von Fehlpositionierungen führen. Was für eine erfolgreiche Raumfahrtmission die Trägerrakete, ist für die Abdrucktechnik Prof. Bernd Wöstmann aus Gießen. Er wollte Antworten auf Fragen wie „Alles nur noch digital? Ist digital genauer?“ geben. Seine unmissverständliche Antwort lautete: „It depends!“ Die goldene Kamera für „digital“ gebe es noch nicht, also bleibe noch viel zu tun. Von einer Schweizer Raumstation kam Dr. Andreas Bindl, Zürich, mit seinen Ausführungen zu Möglichkeiten des klinischen CAD/CAM-Verfahrens an Bord. Anhand von Beispielen aus der Praxis konnte er die Vorzüge virtueller Darstellungen in der Behandlungsplanung und die daraus sich ergebenden Materialentscheidungen deutlich machen. Den präzisen Eintritt in die Erdumlaufbahn vollzogen das Duo Prof. Bernd Kordaß und Dr. Sebastian Ruge von der Universität Greifswald mit ihrem Vortrag über den Benefit des Virtuellen gegenüber dem Mechanischen.

Noch einmal trat der Spezialist für die Ankopplungsmanöver, Wöstmann, auf die Abschussrampe, um klarzumachen: „Was geht? Wo klemmt es? Was kann man da machen?“ Noch hake es an vielen Ecken und Enden, da die Systeme keinen Zugang zu den Daten ermöglichten. Der Workflow funktioniere zurzeit nur, wenn man im System bleibt. Der Leiter der Bodenstation, Prof. Matthias Kern aus Kiel, war zuständig für die „Kernkompetenz“ Restaurationsmaterialien: Fräsen – genau so gut wie aufbrennen oder pressen? Wie muss ich zementieren und wie lange hält was? Sein Vortrag brachte Sicherheit zu den Verarbeitungs- und Präparationstechniken für alle gängigen Systeme. Die Rückkehr in die Erdatmosphäre leitete Prof. Daniel Edelhoff, München, mit Behandlungskonzepten komplexer Fälle ein.

Dr. Peter TwestenKPTwesten@t-online.de

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