Leitartikel

Krankenkassen Reports –Diskreditierung mit System

Haben Sie auch den Eindruck, dass sich in letzter Zeit die Reports von Krankenkassen und Patientenorganisationen häufen? Und dass die sogenannten Reports in und für die Öffentlichkeit immer gleich zu Studien mutieren, mit dann natürlich sakrosankten Ergebnissen?

Denn allen Reports ist eines gemein: der vorgeblich wissenschaftliche Anspruch. Dieser ist zumeist bei näherem Hinsehen ziemlich dahin, wenn wie bei dem Barmer GEK Report eine deutsche Universitätsklinik Analyse-Daten liefert, deren Ergebnisse mit der verbreiteten medialen Kurzversion kaum noch etwas zu tun haben. Dafür waren die Schlagzeilen umso griffiger: „Löcher ohne Boden“ oder „Zahnfüllungen taugen nicht viel“ ließen sich zwar aus den Daten so nicht belegen, aber die Botschaft war in der Öffentlichkeit: Wir Krankenkassen müssen noch mehr aufpassen, damit die Heilberufler mit unserem Geld kein Schindluder mehr treiben.

Da machte der jüngst veröffentlichte MDK-Report zur Behandlungsfehlerstatistik keine Ausnahme. Die Botschaft: Die Zahnmedizin steht bei Patientenbeschwerden an zweiter Stelle. In die gleiche Kerbe schlagen all die anderen Reports – ob Barmer GEK Pflegereport, BKK Gesundheitsreport, DAK Gesundheitsreport, Reports von der TK oder die anderer Krankenkassen oder Patientenverbände. Und der nächste Report steht bereits vor der Tür: der UPD-Monitor, der Report der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland. Ich empfehle einmal die Webseite aufzusuchen, zu finden unter www.patientenberatung.de.

Nun ist es ja an sich nichts Schlechtes, wenn die Kassen die Gesundheit der Bevölkerung im Blick haben und mit Zahlen aus dem Versorgungsalltag belegen wollen, was gut klappt, oder wo es unter Umständen hakt. Nur verfestigt sich mittlerweile der Eindruck, dass hier nicht die Problemanalyse und Lösungsmöglichkeiten im Vordergrund stehen. Offensichtlich geht es nur vordergründig um konstruktive Kritik. In Wirklichkeit steht die permanente Diskreditierung der Heilberufe im Fokus.

Beispiel MDK-Behandlungsfehlerstatistik: Wir haben die vorgelegten Zahlen gründlich untersucht und verdeutlicht, dass die Zahnärzteschaft ihren Beitrag zu einer ausgezeichneten, wohnortnahen und qualitativ hochwertigen Versorgung leistet. Die im Verhältnis zur Gesamtzahl von jährlich etwa 90 Millionen (!) zahnmedizinischen Behandlungsfällen in der GKV äußerst geringe Quote von 556 bestätigten Fehlern belegt die Zuverlässigkeit qualitätsfördernder Instrumente wie etwa dem Qualitätsmanagement und der Fehlervermeidung.

Man kann sich daher des Eindrucks nicht erwehren, dass es überhaupt nicht um Patientenwohl und Patentensicherheit geht. Das sind nur vorgeschobene Argumente! Es handelt sich vielmehr um ein Dauerfeuer gegen jene Strukturen, die heute für eine qualitativ hochwertige, flächendeckende und wohnortnahe Gesundheitsversorgung der Bevölkerung stehen. Die Politik sollte sich darauf beschränken, adäquate Rahmenbedingungen zu setzen, damit der Berufsstand sich zukunftsfest aufstellen kann. Und die Kassen sollten sich auf ihre Rolle konzentrieren, die Gesundheit ihrer Versicherten im Blick zu halten. Wer wie diese immer nur meckert und mäkelt, ohne selbst einen positiven Beitrag zur besseren Versorgung zu leisten, darf sich nicht wundern, wenn er nicht mehr ernst genommen wird.

Zahnärzte-Schelte hat da nichts zu suchen – im Gegenteil. Für eine gedeihliche Zukunft des Gesundheitswesens ist Heilberufe-Bashing nur kontraproduktiv und löst keine einzige der vor uns liegenden Herausforderungen.

Dr. Wolfgang Eßer

Vorsitzender des Vorstands der KZBV

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