Mundgesundheit bei Kleinkindern

„Müssen dicke Bretter bohren“

Die frühkindliche Karies stand im Zentrum einer Arbeitssitzung des Forums
Zahn- und Mundgesundheit. Am 25. Februar diskutierten die Teilnehmer in Berlin auch die Frage, wie man die Politik für die Präventionsbestrebungen der Zahnärzteschaft gewinnen und die zahnmedizinische Prävention von Kleinkindern in ein Gesetz überführen kann.

Prof. Dr. Christian Splieth, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (Universität Greifswald) machte in seinem Impulsreferat deutlich, wie dringlich das Thema frühkindliche Karies (Early Childhood Caries, ECC) ist. So habe sich die Mundgesundheit der Kinder und Jugendlichen in den vergangenen Jahren erheblich verbessert und die zahnmedizinische Kariesprävention könne bei besagten Gruppen gar als Erfolgsstory bezeichnet werden. „Hier gehören wir zur absoluten Spitzenklasse international,“ so Splieth. Doch trotz dieser erfreulichen Entwicklung gebe es nach wie vor wichtige Herausforderungen, etwa die frühkindliche Karies an den Milchzähnen bei Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahr. Diese früh auftretende Erkrankung, zu der auch die sogenannte Nuckelflaschenkaries gehört, habe im Unterschied zur Karies der bleibenden Zähne in den vergangenen Jahren an Häufigkeit zum Teil dramatisch zugenommen.

Die Ursache hierfür seien auch Wissensdefizite der Eltern zur mundgesunden Ernährung und zur Pflege der Zähne. Gerade die frühzeitige Vorstellung beim Zahnarzt sowie die Aufklärung der Eltern seien hier von immenser Bedeutung. Hier brauche man das Verständnis einer „Prävention vom ersten Zahn an“. Prävention vom ersten Zahn an Auch Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vorsitzender des Forums Zahn- und  Mundgesundheit und Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, unterstrich die Notwendigkeit einer Prävention, die schon sehr früh beginnen müsse. Oesterreich: „Prävention muss den gesamten  Lebensbogen umfassen. Die Vernetzung von Zahnmedizin und Kinderärzten sowie die Nutzung von Individualund Gruppenprophylaxe ist hier notwendig.“ Allerdings müsse man hinsichtlich des Niederschlags dieser Erkenntnisse in politische Gesetze zur gesundheitlichen Prävention „noch dicke Bretter bohren“, so Oesterreich. Auch der SPD-Gesundheitsfachmann Dirk Heidenblut (MdB) stimmte zu, dass man bei der ECC etwas unternehmen müsse. Zwar sei im Präventionsgesetz bislang zu diesem Punkt „nichts vorgesehen“, doch pflichtete er bei, bei diesem Thema „dranbleiben“ zu müssen. Bei der Sitzung wurde auch deutlich,  dass eine engere Vernetzung von Zahnärzten und Pädiatern zielführend sein könnte.

Ebenfalls betont wurde, dass es bereits viele Maßnahmen gebe, die gerade bei werdenden Eltern  niederschwellige Informationen zum Thema Kleinkind und Mundgesundheit anbieten. In der Diskussion um ein Thesenpapier war man sich einig darin, dass der Entwurf des Präventionsgesetzes gute Chancen für die Senkung von ECC bietet – unter der Voraussetzung die Zahnmedizin mit einzubeziehen. Dazu sollten im § 26 SGB V gezielt zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen unter Vernetzung/Verweisung und Integration in die ärztlichen Früherkennungsuntersuchungen (etwa mittels des Kinderuntersuchungsheftes) eingeführt werden. Gleichzeitig sollten laut Thesenpapier die erfolgreichen Settingansätze in der  zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe für Gesundheitsförderung und Prävention auch für das wichtige Thema Ernährungsverhalten genutzt werden. Die zahnmedizinische Früherkennung könne für  sozialmedizinische Hochrisikogruppen auch die Chance bieten, eine mögliche Gefährdung des Kindeswohls rechtzeitig zu erkennen. Weiter hält die Thesensammlung fest, dass neben der Verbesserung der Aus- und Fortbildung in der Kinderzahnheilkunde die Weiterentwicklung des zahnärztlichen Kinderpasses als wichtiges Instrument zur Umsetzung systematischer Vorsorge- und Früherkennungsprogramme durch die einheitliche Umsetzung von Inhalten und durch eine Vernetzung mit dem ärztlichen Kinderuntersuchungshefterfolgen sollte.

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