Mikrovaskuläre Rekonstruktionen

Kamera detektiert die Perfusion

PD Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA Dr. Dr. Michael Dau
Wenn Weichgewebedefekte mikrovaskulär gedeckt werden, ist schwer abzuschätzen, inwieweit die Gefäße wirklich durchgängig sind. Mittels einer neuen Kameratechnik, die in Rostock entwickelt wurde, sind Erfolg und Misserfolg der Vaskularisierung nun schnell, objektivierbar und non-invasiv darstellbar.

Grundlagen

Der Erfolg von mikrovasku‧lären Rekonstruktionen von Weichgewebedefekten hängt unmittelbar mit der erfolgreichen Lappenperfusion zusammen. Die intra- und die postoperative Beurteilung der Anastomosen ist von äußerster Wichtigkeit, um mögliche Störungen frühzeitig erkennen und rechtzeitig revidieren zu können. 

Projekt

Mit einer neuen, für diesen Zweck noch nicht genutzten Hyperspektral-Kamera – entwickelt von der Firma Diaspective Vision (Pepelow, Deutschland) und gemeinsam mit der Universitätsmedizin Rostock evaluiert zur Messung der Gewebsoxygenierung nach mikrovaskulären Anastomosen – konnten als Kombination von Spektroskopie und digitaler Bildverarbeitung unter anderem die Gewebeoxygenierung und der Gewebe-Hämoglobin-Index nicht-invasiv gemessen und als zweidimensionales Bild wieder‧gegeben werden. 

Somit ist es zum einen möglich, hochauf‧lösende Spektraldaten zu jedem Bildpunkt der oft großflächigen Lappenplastiken zu gewinnen. Und zum anderen können durch die Anwendung der Gewebe-Oximetrie Hypo‧xien erkannt werden, die mit anderen Methoden nicht oder nur schlecht detektierbar sind, deren Erkennung aber  für das Überleben eines Transplantats entscheidend sein kann. 

Untersuchung

Zur Testung dieser Eigenschaf‧ten für die klinische Anwendung wurden bei Ratten nach Durchtrennung der Arteria femoralis mikrovaskuläre Re-Anastomosierungen durchgeführt. Das gesunde, nicht operierte Bein diente als Kontrolle, wobei jeweils vor der Durchtrennung des Gefäßes, nach der Durchtrennung des Gefäßes und nach der Gefäßnaht zu definierten Zeitpunkten Kameramessungen durchgeführt wurden, die mit den klinischen Zeichen korreliert wurden. 

Ergebnisse

Es kam im Verlauf des Versuchs zu insgesamt sieben Komplikationen, die eine Revision notwendig machten (viermal entstand eine Thrombose, dreimal konnte eine Stenose des Gefäßes beobachtet werden). Alle diese Ereignisse wurden von der Kamera erfolgreich und zuverlässig erkannt. Somit stellt die getestete Kamera ein ob‧jektives Detektionssystem von Perfusionsstörungen des Weichgewebes dar – ohne Invasivität und Kontakt mit dem Patienten ist die Bildgebung möglich. 

Fazit und Ausblick

Bei inzwischen vorliegender CE-Zertifizierung der Hyperspektralkamera lassen sich in Zukunft kritische Perfusionsverhältnisse potenziell auch an menschlichen Patienten auf diese Weise erkennen. Somit könnte hier ein valides Instrument zur Beobachtung und zeitnahen Revision von Lappenplastiken zur Verfügung stehen.

PD Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA
Dr. Dr. Michael Dau

Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie der Universität Rostock
Schillingallee 35, 18057 Rostock
peer.kaemmerer@uni-rostock.de

Amadeus Holmer

Diaspective Vision, Pepelow

Das Projekt wurde von der Forschungs‧förderung der Universitätsmedizin Rostock (FORUN) im Sinne einer Nachwuchsförderung finanziell unterstützt. Vorgestellt wurde das Verfahren anlässlich der 67. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Kieferchirurgie am 25.5.2017 in Bad Homburg.

PD Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA Dr. Dr. Michael Dau

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