Zahnmedizinische Fachangestellte

So starten Ihre Azubis durch!

Gehören Sie zu den Zahnärzten, die ausbilden? Dann steht sicher im September eine junge Frau – oder seltener: ein junger Mann – in Ihrer Praxis, um alles zu erlernen, was der ZFA-Beruf erfordert. Vielleicht haben Sie aber noch keine neue Auszubildende gefunden, obwohl Sie dafür alles in Ihrer Macht Stehende getan haben. Hier lesen Sie, wie Sie Nachwuchs gewinnen, unterstützen – und halten.

Wie werben Zahnärzte um Fachkräfte? Plakate in der Praxis aufhängen, Anzeigen schalten und diese in den sozialen Netzwerken posten, sollte selbstverständlich sein. Oder wie es Josef Voßkuhl, Leiter der abteilung Aus- und Fortbildung ZFA der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe formuliert: „Entwickeln Sie Stellenanzeigen unter Mitwirkung von jungen Mitarbeiterinnen. Sie sind häufig sehr kreativ und liegen mit ihrer potenziellen neuen Kollegin auf einer Wellenlänge! Das ist auch ein interessantes Projekt für Auszubildende.“

Die beste Werbung ist das eigene Team

Nicht zu vergessen: Das eigene Team ist das beste Aushängeschild. „Assistiert der Azubi während der Behandlung und erklärt der Ausbilder hierbei die verschiedenen Arbeitsschritte, kann dies vorab dem Patienten mitgeteilt werden. Wird dann noch die gute Assistenz in Gegenwart des Patienten gelobt, ist der gute Eindruck fast schon garantiert“, bestätigte uns schon MichaelBehring, Geschäftsführer und Landesausbildungsberater der Zahnärztekammer Niedersachsen. 

Und wie werben die Landeszahnärztekammern um Auszubildende für ihre Mitglieder? Uns wurden meist die Klassiker genannt: Stände auf Ausbildungsmessen, Verteilen von Broschüren an Schulen, Aufhängen von Plakaten in Praxen und an den Berufsschulen zum Tag der offenen Tür. 

Eine immer größere Rolle spielt der Auftritt in den sozialen Netzwerken Facebook und YouTube – teilweise sogar mit eigens gestalteten Internetseiten, wie zum Beispiel „Die Fresse polieren“ aus Brandenburg, „Du bist alles für uns“ aus Nordrhein, „Sandys ZFA-Tagebuch“ aus Mecklenburg-Vorpommern und „Du glänzt“ aus Sachsen-Anhalt. Das an Frankreich angrenzende Kammergebiet Baden-Württemberg wirbt sogar grenzüberschreitend mit einer Broschüre um „Assistantes Dentaires“. Das Angebot richte sich an Schulabgänger aus dem Elsass und der Oberrheinregion, die eine neue, etwas andere berufliche Herausforderung suchten und „ein Europa der Personenfreizügigkeit und der grenzüberschreitenden Mobilität leben“ wollten, heißt es seitens der Kammer. Gefördert wird die Aktion von der deutschen Bundesagentur für Arbeit und der französischen Pôle Emploi.

Wurde das Interesse – egal auf welchem Weg – geweckt, melden sich Bewerber idealerweise zu Schnupperpraktika im echten Leben. Wie wertvoll diese Erfahrungen sind, zeigt sich an einer Umfrage der Berliner Kammer. 85 Prozent der befragten Praxisinhaber meinten, solche Tage – inklusive Eignungstests) seien „äußerst wichtig“ beziehungsweise „wichtig“. Eine noch größere Rolle spielt allerdings das Vorstellungsgespräch, das 99 Prozent für „äußerst wichtig“ beziehungsweise „wichtig“ halten. 

Der Mangel an Bewerbern hat verschiedene Ursachen: Schulabgänger wissen offenbar zu wenig von dem Beruf, außerdem fühlen sich viele angehende ZFA in der Ausbildung zu wenig unterstützt – und berichten dann on- wie offline davon. Dabei hat der Beruf viele Vorteile, mit denen sich werben lässt. Dr. Thomas Heil, Ausbildungsberater im Vorstand der Zahnärztekammer Nordrhein, nennt einen sehr wichtigen Aspekt: „Gerade die duale, nichtakademische Berufsausbildung bringt junge Menschen hervor, die im europäischen Vergleich in wirtschaftlichen Krisen viel weniger von Arbeitslosigkeit betroffen sind als ihre akademisch ausgebildeten Altersgenossen.“ Der Verband der Medizinischen Fachangestellten (VMF) richtet dazu konkrete Wünsche sowohl an die Praxisinhaber als auch an die Praxisteams: So regt die Referatsleiterin Zahnmedizinische Fachangestellte Sylvia Gabel an, dass die Praxen neben dem – vorgeschriebenen – Ausbildungsrahmenplan einen individuellen betrieblichen Ausbildungsrahmenplan mit dem Team erstellen, damit die neue Auszubildende einen Richtungsweiser hat. 

Die ersten Lehrtage: Für die Nerven Traubenzucker

Die größten Hürden für die Azubis seien am Anfang der Lehre erstmal eine Akzeptanz im Team zu erlangen, die langen Arbeitszeiten, die vielen Fremdworte und die hohen Erwartungen. Auch die Berührung mit Patienten, insgesamt die Kommunikation mit dem Team und den Patienten seien fremd, genauso wie die Gerüche und Geräusche. All das fördere Angst und Unsicherheit. Wichtig sei daher, freie Zeit am Morgen für die Begrüßung einzuplanen, bei der der Praxisinhaber sein Team vorstellt. „Bei uns in der Praxis erhält jeder neue Azubi einen Ordner mit einem Begrüßungsanschreiben und ein ,Herzliches Willkommen‘ in unserem Team“, erzählt Gabel. In diesem Ordner sei alles Wichtige notiert, wie persönliche Schutzausrüstung, Checklisten für die Aufgaben am Morgen und am Abend, Verhaltensregeln und Kleidungsvorschriften von A wie Arbeitszeiten bis Z wie zu-lange-Fingernägel. Außerdem ein kleines Vokabelheft, in dem der neue Lehrling Fragen, Arbeitsabläufe, Fachvokabular notieren kann. Jede Auszubildende habe zudem eine für sie zuständige „Tutorin“, die bei Fragen jederzeit zur Verfügung steht. Und last but not least: „Am ersten Praxistag erhält der Azubi eine kleine Schultüte mit Kleinigkeiten wie Bleistift, Kugelschreiber, Traubenzucker und einem kleinen Glücksbringer.“

Ausbildung ist keine Einbahnstraße

Erfolg in der Ausbildung ist selbstverständlich keine Einbahnstraße. Was müssen die Auszubildenden also selbst tun beziehungsweise mitbringen? „Gute Rechtschreibkenntnisse, gute Verhaltensformen, Empathie, Interesse am Beruf, Ausdauer und Geduld“ hält Sylvia Gabel für entscheidend. Zur geplanten Novellierung der Ausbildungsordnung merkt sie an, dass neue Strukturmodelle wie Wahlqualifikationen eingearbeitet werden sollten, um das Wissen der Auszubildenden zu vertiefen und eventuell für die Aufstiegsfortbildungen einzusetzen. Auch über eine überbetriebliche Ausbildung müsse nachgedacht werden. Und: „Die Berufsschulen müssen besser ausgestattet werden, mit aktuellen Materialien und Instrumenten.“

Doch wie kann man die ZFA nach der Ausbildung in den Praxen halten? Gabel: „Eine adäquate Bezahlung, mindestens am Tarifvertrag angelehnt, ist schon mal eine Motivation, aber Geld ist nicht alles.“ Aufstiegsfortbildungen, die vom Arbeitgeber bezahlt werden, betriebliche Altersvorsorge, das Firmenfahrzeug, Umsatzbeteiligung, mehr Urlaubstage, Zuschuss zum Erholungsurlaub, Übernahme des Entgelts für das Fitnessstudio, Gesundheitskurse sind laut Gabel „Angebote, von denen die Kolleginnen begeistert sind und wo auch der Praxisinhaber Vorteile hat, da er sie teils von der Steuer absetzen kann“. 

Geld ist nicht alles

In Nordrhein beispielsweise liegen die Empfehlungen zur Höhe der Ausbildungsvergütungen über denen der Tarifgemeinschaft, wie Liane Wittke, Ressortleitung Ausbildung ZFA, ausführt. „Wertschätzung und persönliche Anerkennung für Geleistetes sind aber genauso wichtig wie eine faire Bezahlung“, verdeutlicht Wittke.

Mit Wünschen und Zukunftsplänen befasst sich auch die Zahnärztekammer Berlin. Eine Umfrage unter den Ausbildungsjahrgängen II/2015 und I/2016 und unter Ppraxen der Bundeshauptstadt ergab, dass 70 Prozent der Azubis im Beruf bleiben wollten, 11 Prozent planten ein Studium. Andererseits würden 41 Prozent die Ausbildung nicht wieder machen, wenn sie sich neu entscheiden müssten. Ein grundsätzliches Statement zum Thema gibt Dr. Christian Bittner, Zahnarzt in Salzgitter und Landesausbildungsberater der Zahnärztekammer Niedersachsen: „Ausbildung macht Arbeit, aber auch eine Menge Freude. Es ist eine Investition in die Zukunft. Wer heute nicht ausbildet, darf sich morgen nicht wundern, wenn es keine – bezahlbaren – Fachkräfte mehr gibt.“

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