Die rappende Zahnärztin

ANSENs Music ist 100% Anne!

Eine promovierte Zahnärztin, die rappt? Yes. Dr. Anne Enssle – Tätigkeitsschwerpunkte Funktionskieferorthopädie und Kinderzahnheilkunde – startet als „ANSEN“ in der Szene gerade durch. Wir haben sie in Berlin getroffen.

Ihren YouTube-Channel haben fast 700 Fans abonniert, das Video „Keine Liebe“ wurde mehr als 60.000-mal aufgerufen. ANSENs (gesprochen: Änsen) Instagram-Account hat 19.200 Follower, ihre Facebook-Seite gefällt immerhin 13.400 Nutzern. 

Musik hat sie eigentlich schon immer gemacht: Mit 16 nannte sie sich „Miss Deluxe“, mit 18 „Bacs“. Den heutigen Künstlernamen gab man ihr schon in der Kindheit. Ihr Vater war der erste, der sie so rief. 

Wenn du lachst, wie ein Gestörter, Fang wir an, denn wir brauchen keine Wörter. Ich steh auf die Kontur deines Körpers. Deine Figur, wie ein Prince of Persia yeahhhh

Ansen, Auszug aus dem Song „Keine Liebe“

Enssle wurde 1989 in Oranienburg bei Berlin geboren. Von 2009 bis 2014 studierte sie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Zahnmedizin. Die akademische Ausbildung der Künstlerin klingt in ihrem Lied „Carpe Diem“ an. „Mit dem Titel ,Carpe diem‘ schließe ich vielleicht einige Menschen aus, weil sie damit nichts anfangen können“, mutmaßt die 29-Jährige. „Aber so etwas wie einen Wunsch-Fan habe ich nicht, jeder rezipiert ja Musik anders. Und solange ich Menschen mit meiner Musik bewegen kann, ist mir jeder willkommen.“ 

Sexy und intelligent – das geht auch im Rap

Wie ist das so als Frau in der Musikszene, speziell in dieser Musikrichtung? „Gerade im Rap werden Frauen oft als schwach oder als bloßes Anhängsel eines Mannes dargestellt. Ich möchte beweisen, dass man sexy und intelligent sein kann. Das schließt sich nicht aus.“ Mit ihrem Song „Keine Liebe“ wolle sie keineswegs „die Monogamie diskreditieren“. Im Gegenteil, sie sei „Fan davon“. „Aber wenn man nicht gerade in einer Beziehung steckt und beide Parteien sind sich einig, sollte es für Männer und Frauen okay sein, Spaß ohne Verpflichtungen zu haben.“

Ich will nicht mein Leben lang bei meinem Ehemann angestellt sein. Das engt mich ein. Ich will mich frei entfalten, und das schaffe ich über die Musik.

Ansen, Zahnärztin und Rapperin

Kein bloßes Anhängsel zu sein, ist Enssle auch in ihrem ersten Beruf als Zahnmedizinerin wichtig: „Bei meinem Ehemann, der ein hervorragender Zahnarzt ist, bin ich nur angestellt. Ich will aber nicht mein Leben lang bei meinem Ehemann angestellt sein. Das engt mich ein. Ich will mich frei entfalten, und das schaffe ich über die Musik. Das ist auch ein Grund, warum ich mich in Berlin bei vier Praxen beworben habe.“ Bis Oktober will sie noch ihre Nachfolgerin in der Nürnberger Praxis einarbeiten – dann geht es nach Berlin. „Für die Musik habe ich mein Privatleben damit natürlich auch an die zweite Stelle gestellt“, räumt sie ein.

Dass Enssle nach Berlin geht, liegt in ihrer Biografie begründet. „Als Jugendliche war ich oft in Berlin, und da vor allem auf dem Ku‘damm. Das war echt ein Kultur-Clash, mit der ganzen High Society. Deshalb ist Berlin für mich Heimat, auch wenn ich in Oranienburg geboren bin. In Reinickendorf war ich in der Rap-Szene unterwegs.“ 

In der Hauptstadt will sie sich „jede freie Minute der Musik widmen“, aber auch im Bereich Kieferorthopädie fortbilden. Ihre Steckenpferde: die Funktionsdiagnostik inklusive Axiografie und die Slavicek-Technik. „Die Slavicek-Technik fasziniert mich, einfach weil sie den Menschen in seiner Gesamtheit sieht, nicht nur den einzelnen Zahn. Diese Therapieform eignet sich auch für chronische Schmerzpatienten, die teilweise als psychisch krank betitelt werden, obwohl sie es gar nicht sind.“ 

Auch nach dem Umzug nach Berlin will sie mit ihrem Nürnberger Produzenten Fabian Weisbrod – „Fabobeatz“ – weiterarbeiten. „Er war es, der mich von Anfang an gefordert und gefördert hat. Ihm schicke ich auch öfter Ideen in Form von Texten, Gesang, manchmal auch nur Gesumme.“

Wie beschreibt sie selbst ihre Musik? ANSEN über ANSEN: „Ich mache Rap mit Pop-Elementen. Musikalisch lässt sich das vielleicht als R ‚n‘ B einordnen. Aber eigentlich will ich mich in keine Schublade stecken lassen, weder musikalisch noch persönlich. Denn in ANSENs Music ist 100% Anne, also auch in meinen Texten.“ Gibt es musikalische Vorbilder? „Ich lasse mich von Missy Elliott inspirieren. Ansonsten höre ich gerne Bushido, Haftbefehl, Taylor Swift und viele andere.“ 

Als persönliches Vorbild sieht Enssle ihre Großmutter, bei der sie als Kind viel Zeit verbracht hat. „Sie ist Allgemeinmedizinerin und arbeitet trotz ihres Alters von fast 80 Jahren immer noch in zwei Praxen.“ Das mit der Musik halte die Oma zwar für Quatsch, was der Enkelin nach eigener Aussage aber nichts ausmacht. 

Dem Nürnberger Marktspiegel sagte Enssle im März 2018: „Ich will von meiner Musik leben können – und höre erst auf, wenn ich in den Charts bin.“ Bis dahin ist es noch ein Stück Weg. Ihre neueste Single „Bei dir“ erreichte zum Verkaufsstart am 17. August Platz 167 der iTunes-Charts.

mth

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.