12. Hamburger Zahnärztetag

Zahnmedizin – ein Spielball der Interessen

„Wie in den vergangenen Jahren darf ich Sie zur frühzeitigen Buchung beglückwünschen.“ Angesichts eines bis auf den letzten Platz besetzten Vortragssaals war dem Präsidenten der Hamburger Zahnärztekammer, Konstantin von Laffert, die Freude über die Präsenz der Kollegen auf dem hansestädtischen Zahnärztetag deutlich anzumerken.

In seiner Eröffnungsrede bettete von Laffert das Schwerpunktthema des Zahnärztetages „Parodontalerkrankungen – aktueller Stand“ in das politische Geschehen ein. Er äußerte die Hoffnung, dass das zwischen DGZMK, BZÄK und KZBV konsentierte neue parodontale Behandlungskonzept auch tatsächlich in den „Kassenstand“ erhoben wird. In Anbetracht der seitens des IQWiG monierten Evidenzlage parodontologischer Studien dürften, so von Laffert, die täglich erzielten Behandlungserfolge keinesfalls übersehen werden. 

Die Diskussion um die Bürgerversicherung und deren teils absurde Begründungen machte allerdings mehr als deutlich, dass der Wert dessen, was im Gesundheitswesen Tag für Tag für die Patienten erreicht wird, sich in der politischen Betrachtung als „sehr relativ“ zeige. Daher verbuchte es von Laffert als großen Erfolg, dass dank der politischen Anstrengungen seitens BZÄK und Kammern die Bürgerversicherung als solche keinen Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden hat. 

Auf der anderen Seite bestünden aber diverse Versuche, diese faktisch durch die Hintertür einzuführen, wie es in Hamburg mit der Öffnung der GKV für die Beamten des Stadtstaats geschehe. Auch seien die Staatsdiener nicht gefragt worden, ob sie eine derartig geänderte Krankenversicherung überhaupt wollen. Die daraus resultierende Austrocknung der PKV führe im Endeffekt zu der politisch gewünschten Einheitsversicherung. Von Laffert: „In Hamburg nennt die Politik dies ‚Sozialgeschichte schreiben‘ und unterstellt den für das duale System und dessen Erhalt eintretenden Zahnärzten, dass diese nur aus wirtschaftlichen Gründen so argumentieren würden.“ 

Und das angesichts der Tatsache, dass 80 GOZ-Kernleistungen schlechter bewertet sind als im BEMA, so der Kammerpräsident. Die Zahnärzte also ein Spielball der Interessen? Durchaus, wenn man die Diskussionen um MVZs in Deutschland vergleiche mit den Ergebnissen in anderen Ländern, zum Beispiel Dänemark. Dort habe die „Praxis-Shoppingtour“ kapitalkräftiger Firmen dazu geführt, dass innerhalb von zwei Jahren die Hälfte der Praxen übernommen wurden. Die Forderung nach einem Fremdkapitalverbot für MVZs sei daher umso nachdrücklicher an die Politik zu richten, stellte von Laffert klar. 

Die Überleitung zum wissenschaftlichen Teil durch Tagungsleiter PD Dr. M. Oliver Ahlers, Vorsitzender des Fortbildungsausschusses der Hamburger Zahnärztekammer, fiel hamburgisch knapp, aber deutlich aus: „Danke, dass Ihr euch für uns den … aufreißt.“

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