Flutkatastrophe

Mit dem Stemmhammer statt dem Bohrer

Von der Flutkatastrophe im Juli waren – und sind – einige Zahnärztinnen und Zahnärzte betroffen. Über deren Schicksal haben die zm wiederholt berichtet. Auf der anderen Seite war die Solidarität unter der Zahnärzteschaft groß. Viele haben für ihre betroffenen Kolleginnen und Kollegen gespendet. Manchen war das aber nicht genug – wie Norbert Wasch, Zahnarzt aus Hückelhoven im Kreis Heinsberg. Er machte sich mehrmals mit Schaufel und Gummistiefeln in die Krisenregion auf, um vor Ort zu helfen.

Wasch war bisher dreimal im zerstörten Ahrtal. Nach dem ersten spontanen Impuls unmittelbar nach der Katastrophe, für die Flutopfer zu spenden, reifte schnell auch der Entschluss, vor Ort praktisch zu helfen. „Erst recht, weil mir immer bewusster wurde, dass allein mit Geld, das die Betroffenen ja keinesfalls sofort erreicht, noch keinerlei Schaden behoben wird“, erklärt der 54-Jährige gegenüber den zm.

So machte er sich am 31. Juli, gut zwei Wochen nach der Flutwelle, zusammen mit seinem Sohn ins rund 130 Kilometer entfernte Ahrtal auf, um sich beim sogenannten Helfer-Shuttle zu melden. Vom Treffpunkt, wo sich zahlreiche Helfer eingefunden hatten, ging es nach Bad Neuenahr. Dort mussten sie noch 20 Minuten zu Fuß zum vereinbarten Einsatzort laufen. „Beim Fußmarsch durch die Stadt war ich dann erschrocken und völlig erschüttert, geradezu verstört angesichts der beschädigten und zerstörten Häuser, Autos, Infrastruktur, des Schlamms, des Drecks und des Abfalls auf der Straße“, berichtet Wasch noch immer tief bewegt. 

Schaufel und Besen hat er selbst mitgebracht

Beim ersten Einsatz habe er Schaufeln und Besen noch selbst mitgebracht, erzählt Wasch weiter. Dabei ging es vor allem darum, ein Haus von Dreck und Schlamm zu befreien sowie in den Stockwerken, in denen das Wasser gestanden hatte, den kompletten Estrich und den Putz mit dem Stemmhammer von den Wänden zu schlagen und in Eimern nach draußen zu tragen. Durch umfangreiche Renovierungsarbeiten an seinem Elternhaus sei er darauf gut vorbereitet gewesen. Außerdem sei sein Beruf ja auch ein handwerklicher, praktischer Beruf, nur eben „mehr feinmotorisch“, meint Wasch.

Der Hausbesitzer habe die Helfer als „seine Engel“ begrüßt. Beim zweiten Einsatz im selben Haus – diesmal zusammen mit seiner Tochter – sei er herzlich umarmt worden. „Die Menschen sind natürlich unglaublich dankbar“, sagt Wasch. Wiederholt sei er auf seinem Weg zum jeweiligen Einsatzort von anderen Betroffenen auf Hilfe angesprochen worden. Dann „Nein“ zu sagen, weil man ja einen festen Einsatzplan und -ort hatte, sei „unheimlich schwierig“ gewesen. Aber die Menschen hätten dafür immer Verständnis gehabt.

Ihm sei viel Dank für die Hilfe entgegengebracht worden. „Man fühlt sich nicht wirklich als Fremder. Vielleicht kann man sagen, man kommt als Fremder und geht als Freund.“ Ein tolles Erlebnis sei auch die Zusammenarbeit mit anderen, zunächst wildfremden Helfern gewesen. „Alle sind in der Sache und der Idee von Hilfe vereint. Es gelingt einfach so, als Team zusammenzuarbeiten, ohne Stress, mit flacher Hierarchie, alle wollen einfach nur arbeiten und helfen.“

Die eigenen Probleme werden kleiner

So körperlich anstrengend der Einsatz auch war, ebenso groß sei die emotionale Belastung gewesen. „Die Zerstörung bekommt eine völlig andere Dimension, wenn man sie live erlebt und wenn man die Schilderungen der Menschen dort hört, ihre persönlichen Schicksale erfährt.“

In schmerzlicher Erinnerung geblieben ist ihm ein Holzkreuz, worauf als Todestag der 14. Juli – der Tag der Katastrophe – vermerkt ist. Nach Hause zurückgekehrt, habe er seiner Frau, die zum Glück eine gute Zuhörerin sei, immer wieder von dem Erlebten berichten müssen. Manche Probleme, mit denen er sich zuvor beschäftigt habe, seien so inzwischen relativ bedeutungslos geworden. „Es findet eine Werteverschiebung in meinem Leben statt, weil ich erlebt habe, dass es für die Betroffenen dort erst einmal nur ums nackte Überleben ging und im Grunde immer noch geht.“ Deswegen wird er auch wiederkommen, um weiter zu helfen.

Spenden Sie für die Flut-Opfer!

2,5 Monate nach dem gemeinsamen Spendenaufruf von Kammern, KZVen und HDZ liegt das aktuelle Spendenaufkommen bereits bei rund 850.000 Euro, informiert Stiftungsvorsteher Dr. Klaus-Achim Sürmann. Da das nur 11 Prozent der gemeldeten Schadenssumme betroffener Praxen entspricht, werden dringend weitere Spenden benötigt.

Der ganz genaue Bedarf ist immer noch nicht klar, viele Kolleginnen und Kollegen müssen weiterhin auf Gutachten oder Versicherungszusagen bezüglich ihrer Praxisimmobilien warten. Deshalb sammelt Sürmann weiter Sachspenden. „Bis jetzt haben wir etwa 20 Angebote erhalten. Diese reichen von gebrauchten digitalen OPGs über Behandlungseinheiten, Behandlungszimmereinrichtungen, Rezeptionsmöbel, Kleingeräte für Praxis und Labor bis zu Instrumentarien, Materialien und Berufskleidung und stammen allesamt von aufgelösten, in Auflösung befindlichen oder gerade modernisierten Praxen“, sagt er.

Eine Übersicht der verfügbaren Einrichtungsgegenstände und Materialien soll Betroffenen demnächst per Link zur Verfügung gestellt werden.

Geldspenden sind möglich über:

Hilfswerk Deutscher Zahnärzte Deutsche Apotheker- und Ärztebank

IBAN: DE28 300 60601 000 4444 000

BIC: DAAEDEDD

Stichwort: Flutkatastrophe

Eine Spendenbescheinigung wird bei genauer Adressangabe ausgestellt. Zur Steuerbegünstigung bis 300,- Euro kann als vereinfachter Zuwendungsnachweis nach § 50 Abs. 2 EStDV der Kontoauszug vorgelegt werden.

info@stiftung-hdz.de

www.stiftung-hdz.de

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.