Gründen in Corona-Zeiten – Teil 5

„Meine Praxis wird extrem modern!“

„Mundreich“ wird seine Praxis heißen: 300 Quadratmeter direkt in der AlsterCity, sechs Behandlungszimmer und 15 Parkplätze. Noch aber ist hier eine Baustelle. Oralchirurg Philipp Tavrovski musste sich in den vergangenen knapp anderthalb Jahren in sehr viel Geduld üben. Jetzt bewegt er sich endlich Richtung Zielgerade. Ein Zwischenbericht.

Man muss sich von dem Gedanken verabschieden, dass alles ganz schnell geht“, sagt Tavrovski. „Im Gegenteil, es zieht sich ewig und das nervt mich tierisch. Aber man hat die Dinge nicht in der Hand.“ Die Pandemie bleibt bei der Praxisgründung ein ständiger Begleiter – besonders bei der Materialbeschaffung und den Kapazitäten der Gewerke auf der Baustelle. Im Prinzip haben alle Beteiligten mit einer längeren Umbaudauer gerechnet. „Was die Eröffnung betrifft, hänge ich halt noch etwas in der Luft“, bekräftigt der Gründer. „Aber es wird auf spätestens Januar 2022 hinauslaufen.“

Immerhin: Die Finanzierung ist abgeschlossen, der Marketingauftritt in den letzten Zügen und auch die Personalsuche läuft an. Trotzdem komme es fast wöchentlich zu Situationen, in denen man leicht anfange zu zweifeln. „Hier Ruhe zu bewahren und den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen ist der wichtigste Tipp, den ich anderen Gründern mitgeben will“, betont Tavrovski.

Die Praxis, die ihm vorschwebt, ist aber auch ein Großprojekt. Allein die Lage und die Größe: 300 Quadratmeter, direkt in der AlsterCity, nach dem Umbau barrierefrei und mit 15 Parkplätzen vor der Tür. Früher war hier ein Büro. 

Der Porsche ist noch nicht bestellt

Das Investitionsvolumen ohne Immobilie liegt laut Tavrovski bei 1,2 Millionen Euro, geplant auf 20 Jahre. Der Break-even soll – konservativ gerechnet – nach 16 bis 18 Monaten erreicht werden. „Das ist natürlich auch der Größe geschuldet“, erläutert Tavrovski. „Außerdem möchte ich übertariflich zahlen.“ Dafür, schätzt er, braucht er am Anfang 175 Scheine pro Quartal. Zehn Stammüberweiser benötige er, damit die Praxis anläuft mit zwei Behandlern. Im ersten vollen Jahr geht er von 500.000 Euro Umsatz aus – und dass er bei einem eigenen Gehalt von 4.000 Euro brutto unterm Strich 50.000 Euro Minus macht. „Es ist also nicht so, dass der Porsche bestellt ist, auch wenn das vielleicht manche Patienten denken.“

Man sagt, Hamburg sei ein hartes Pflaster für Zahnärzte. Komplett gesättigt. Wie sieht er das? „Vor anderthalb Jahren gab es hier 35 reine chirurgische Zuweiserpraxen, aktuell sind es schon 40. Insgesamt arbeiten hier knapp 1.300 Kollegen“, berichtet der Gründer. „Aber ich glaube nicht, dass man sich großartig in die Quere kommt in einer Stadt mit 1,8 Millionen Einwohnern. Klar, am Jungfernstieg gibt es tatsächlich in jedem Haus einen Zahnarzt, aber die überleben ja auch – und zwar gut! Dieses Selbstbewusstsein braucht man aber auch.“

Gleichwohl, wäre es woanders nicht leichter? „Meine Frau und ich wollten unbedingt in Hamburg bleiben“, erzählt Tavrovski. „In meiner Weiterbildung musste ich außerdem recht lange zur MKG-Praxis pendeln. Danach fasste ich den Entschluss: Ich will maximal 25 Minuten entfernt von meiner Praxis wohnen. Jetzt sind es vier Kilometer.“

Wie hebt er sich denn von der Konkurrenz ab? „Meine Praxis wird extremst modern. Ich setze auf eine voll navigierte Implantologie und Patienten erhalten einen Termin innerhalb von maximal drei Tagen. Außerdem ist die Terminbuchung für Zuweiser total einfach: Sie können bei mir einen Termin direkt in meinem Kalender buchen und das Röntgenbild hochladen. Im System sind Slots für die einzelnen Behandlungen vorgegeben.“

Elementar bei der Gründung ist für ihn eine kompetente professionelle Unterstützung. „Der Berater ist für mich eine Schlüsselfigur im ganzen Gründungsprozess, denn über ihn läuft einfach alles“, führt Tavrovski aus. „Er koordiniert die Kommunikation mit Architekt, Bank und Vermieter. Vor allem weiß er, wann man bei der Miete noch verhandeln sollte und ob das Bankangebot in Ordnung ist. Das ist Gold wert.“ 

Ein guter Berater ist Gold wert

Anfang des Jahres hat er seine Weiterbildung abgeschlossen, gerade befindet er sich in Elternzeit und genießt die Zeit mit seinem kleinen Sohn. Die Vorbereitungen für die Praxiseröffnung laufen natürlich weiter. Gerade ganz oben auf der Agenda: die Suche nach geeignetem Personal. In Zeiten von Fachkräftemangel ohnehin kein Kinderspiel, jetzt kommt Corona noch on top. Tavrovski hat zum Glück ein großes Netzwerk, von dem er profitiert: So kamen zwei ZFA über befreundete angestellte Kollegen auf ihn zu. „Das heißt, ich habe bereits eine chirurgisch sehr versierte Assistenz, eine Praxismanagerin und eine Dame für den Empfang“, zählt er auf. „Die Verträge sind allerdings noch nicht gefixt, weil das Eröffnungsdatum ja noch nicht steht.“ Doch wie viele Stunden braucht er eigentlich wen? „Das kann ich momentan nicht einschätzen.“

Besonders am Herzen liegt ihm ein gutes Miteinander im Team. „Wichtig ist mir, dass meine Mitarbeiter zufrieden sind, dass sie genau dort eingesetzt werden, wo sie auch arbeiten möchten und dass sie gut vergütet werden. Natürlich muss auch die Leistung stimmen. Doch wenn Mitarbeiter einmal unzufrieden sind, ist es schwer. Dann ist der Wurm drin.“

Seit gut zwei Monaten ist er übrigens auch wieder als Zahnarzt tätig – angestellt und tageweise als Vertretung. „So halte ich mich ein bisschen fit.“ 

ck/LL

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