Sylter Woche

Zahnmedizin trifft an der Nordsee auf Medizin

„Kleine Ursache – Große Wirkung – Zahnmedizin trifft Medizin!“ So lautete das Motto der 64. Sylter Woche, die vom 30. Mai bis zum 3. Juni erstmals seit 2019 wieder in Präsenz stattfand. Im Mittelpunkt des Fortbildungskongresses der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein stand dabei die Verbindung von Zahnmedizin und Medizin.

Nach dem ersten und einzigen Ausfall der Sylter Woche im Jahr 2020 und einer reinen Online-Veranstaltung im vergangenen Jahr fand der Fortbildungskongress der Zahnäztekammer Schleswig-Holstein in diesem Jahr wieder in Präsenz statt. Rund 550 Kongressgäste besuchten vor Ort auf der Nordseeinsel die Vorträge und Seminare. Außerdem hatten sich laut Veranstalter 276 Interessierte für eine Online-Teilnahme an den Vorträgen angemeldet. Insgesamt bestand der Kongress aus 24 Seminaren für Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie neun Seminaren für Zahnmedizinische Fachangestellte. Außerdem standen 20 Vorträge auf dem Programm.

Dr. Michael Brandt, Präsident der Zahnärztekammer, sah viel Potenzial für eine Verbesserung der Versorgung der Patienten bei einem besseren Zusammenspiel von Zahnmedizin und Medizin. Seiner Meinung nach haben Zahnmediziner dabei die möglichen Verbindungen zu anderen Krankheiten eher im Blick als Ärzte die zahnmedizinischen Implikationen, erklärte er bei einem Pressegespräch im Anschluss an die Eröffnung.

Benz: Rücksitz oder auch mal am Steuer?

Beispielhaft für eine gute Zusammenarbeit nannte er den Kontakt zwischen dem von ihm geleiteten Ausschuss Prävention der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Deutschen Diabetes Gesellschaft. „Es gibt Korrelationen, dass Erkrankungen des Zahnhalteapparats, also Parodontitis, Auswirkungen auf den HbA1c-Wert haben. Da ist es gut, wenn auch die ärztlichen Kollegen daran denken, die Patientinnen und Patienten in die Zahnarztpraxen zu verweisen. Wir sind da auf offene Ohren gestoßen“, zeigte sich Brandt optimistisch, betonte allerdings gleichzeitig: „Wir müssen hier aber etwas lauter sein und uns bemerkbar machen.“ Aus seiner Sicht führt der richtige Weg dafür über die ärztlichen Fachgesellschaften und auf politischer Ebene über die Bundesärztekammer.

„Die Sylter Woche ist der Leuchtturm in der Fortbildung in Deutschland“, erklärte BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz bei der Eröffnung in seinem Grußwort auf Sylt. In seiner Rede nahm er Bezug zum Deutschen Ärztetag, der eine Woche zuvor in Bremen stattgefunden hatte. Er zeigte sich erfreut, dass dort und bei der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung deutliche Worte gegen die fortschreitende Einflussnahme von Fremdkapital in die Medizin gefunden worden seien. „Es ist schön, dass wir die Ärzte an dieser Stelle jetzt an unserer Seite wissen“, sagte Benz. Man könne sich nicht darauf verlassen, dass die Politik die von ihr geöffnete „Büchse der Pandora“ wieder schließt. Zugleich mahnte er die Zahnärztinnen und Zahnärzte: „Wir müssen aufhören, die kleinen Strukturen schlechtzureden.“ Auch müsse die Jugend sich überlegen, „ob sie ihr Leben auf dem Rücksitz verbringen will oder ob sie auch mal das Steuer übernehmen möchte“. 

Schrader: Keine Lust auf halbfertige Produkte 

Im Anschluss nahm Harald Schrader, Bundesvorsitzender des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ), in seinem Grußwort zur Sylter Woche die Digitalisierung im Gesundheitswesen ins Visier: „Ich bin ein großer Befürworter der Digitalisierung. Aber sie muss funktionieren. Ich habe keine Lust, halbfertige Produkte in meiner Praxis anwenden zu müssen“, erklärte Schrader.

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