Junge und alte Ladakhpartners gemeinsam für gesunde Zähne

20 Jahre im Einsatz rund um den Löwenpass

Heftarchiv Gesellschaft
Maik Wieczorrek
Bei unserer Rückkehr nach Ladakh hatte sich einiges verändert. Die dünne Höhenluft und der große Versorgungsbedarf der Dorfbewohner sind zwar geblieben, aber uns war klar: Die Zukunft funktioniert nicht, ohne Nachwuchs für den Einsatz hier zu begeistern. Das gelang uns und so waren wir eine Gruppe aus zwölf, die im Hochsommer 2023 an den Löwenpass zurückkehrte.

Als ich im Sommer 2004 das erste Mal nach Ladakh reiste, um mich mit den Amchis in den Bergen zu treffen und gemeinsam Zähne zu behandeln, kam mir das schon ein wenig verrückt vor. Nach 20 Jahren stelle ich fest: Stimmt, aber es hat sich wirklich gelohnt! Es geht natürlich um die zahnmedizinische Behandlung der Einwohner hier, aber man erlebt noch so viel mehr. Inzwischen teile ich mein Herz schon ein Drittel meines Lebens mit den Dorfbewohnern der Trans Senge la Area rund um den Löwenpass im Norden Indiens. Während der vergangenen Jahre waren wir fast jedes Jahr vor Ort, um dort gemeinsam mit den Amchis, sprich den Ärztinnen und Ärzten, die nach der traditionellen tibetischen Medizinlehre behandeln, Gesundheitskampagnen in den Dörfern durchzuführen oder auch infrastrukturelle Hilfe zu leisten.

Unsere neue, frisch approbierte Kollegin Phyllis Meyer, sagte später über ihre Erfahrungen in den Dörfern: „Zum Zahnstatus gibt es interessante Beobachtungen: Die Zähne der Ladakhis zeigen große Attritionsdefekte. Ein möglicher Erklärungsansatz ist die weitestgehend naturbelassene Nahrung in der staubigen Region. Diejenigen, die angeben, ihre Zähne zu putzen, haben gute Zähne, vielleicht einige Füllungen. Auf der anderen Seite beobachten wir Menschen, die 14 Wurzelreste im Mund mit sich herumtragen und Beschwerden äußern. Bei dem unseren Möglichkeiten übersteigenden Behandlungsbedarf verwiesen wir nachdrücklich auf die Klinik in Leh.“

Als wir im Sommer 2023 nach drei Jahren Corona-Pause also wieder starten wollten, gab es viele Veränderungen in Ladakh. Neue politische Verhältnisse, eine rege Bautätigkeit rund um die Infrastruktur, aber auch die Frage: Können und sollen wir so fortfahren, wie die vergangenen 20 Jahre? Die Antwort ergab sich schnell, denn die Menschen dort wünschten sich, dass wir weitermachen. Weil es nötig ist. Und so sollte es sein! Eins war auch klar: Die Zukunft geht nicht, ohne junge Menschen zu begeistern und mit einzubeziehen. Neben mir waren wieder meine erfahrenen zahnärztlichen Kollegen Carsten Neuman und Dr. Ewen Nippel dabei. Und diesmal begleiteten uns die Zahnmedizinstudentinnen Paula Meiringer, Pavla Sneydrova, Lena Neumann und Kollegin Phyllis. Die Gruppe war diesmal zahlen- und altersmäßig somit gut aufgestellt. Eines unserer Projektziele war die Anschaffung eines tragbaren, akkubetriebenen Röntgengeräts, das wir in Neu-Delhi erwerben und auf den Berg bringen lassen konnten.

Erst kam der Dalai Lama, dann wir

Eine konstante Größe im Leben der ladakhischen und tibetischen Buddhisten ist ja der Dalai Lama. Und gerade zur selben Zeit wie wir weilte „His Holiness“ in Choglamsar. Es war einerseits für uns ein Glück, ihm persönlich zu begegnen. Das wollte allerdings auch der Rest der Bevölkerung des alten Königreichs – und war deshalb nicht in ihren Heimatdörfern anzutreffen. Also starteten wir erst nach den Teachings und nutzten die Zeit zur Akklimatisierung an die Höhe. Als wir dann mit zwei Jeeps und einem Pick-up auf den Schotterpisten in den Bergen unterwegs waren, wurde uns erst einmal bewusst, welche baulichen Leistungen dort vollbracht wurden – beeindruckend und erschreckend zugleich, denn die Verletzlichkeit dieser Pisten ist sehr groß, ständig sind Bautrupps im Einsatz.

Unsere Arbeits- und Lebensbedingungen während des Einsatzes sind jedes Mal sehr speziell. Jeden Tag geht es über den beschwerlichen Weg zum nächsten Dorf, morgens Zelte aufbauen und abends wieder abbauen. Trotzdem waren unsere jungen Helferinnen mit sehr viel Eifer dabei. Wir fuhren von Dorf zu Dorf und die Situationen ähnelten sich: Stellenweise mussten wir Behandlungen ablehnen oder umgekehrt: Patienten lehnten ab, was wir ihnen anbieten konnten. In Lingshed, unseren Hauptort, gab es inzwischen eine neue Zahnstation, bestehend aus zwei Räumen inklusive Tisch und Schrank. Vor allem konnten wir nun alle Geräte und Materialien dort dauerhaft stationieren. Wir behandelten barfuß in zwei parallelen Gruppen. Die eine Gruppe auf dem Behandlungsstuhl, die andere auf dem Boden. Wir haben ein tragbares Röntgengerät und Solarbohrer. Sie funktionieren seit 2006. Das Gerät wird übrigens nur von Zahnärzten genutzt, nicht von den Amchis. Hauptsächlich reinigen wir Zähne, legen Füllungen. Die jungen Leute und die Amchis waren mit großer Freude bei der Sache. Wie viel das ausmacht, wenn die Chemie stimmt!

Was uns alle – und besonders den Nachwuchs, wieder sehr begeistert hat, ist die unheimliche Gastfreundlichkeit hier in dieser unwegsamen Umgebung mit wenig Mitteln und zum Teil schwerer Arbeit.

Kto: Ladakhpartners-Partnership Local Doctors e.V.
Rhön Rennsteig Sparkasse
IBAN: DE17840500001360133913
Kontakt: info@ladakhpartners.de

Maik Wieczorrek

1. Vorsitzender
Ladakhpartners-Partnership Local Doctors e.V.

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