Zahnärztemangel und Versorgungslücken im Osten

Die Versorgungslage spitzt sich zu

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Zahnärztemangel, zu wenig beruflicher Nachwuchs und immer mehr Patienten ohne Zahnarzt – die Zahnärzte in den neuen Bundesländern warnen vor Versorgungsengpässen und fehlenden Behandlungskapazitäten. Zwar haben die KZVen dort bereits zahlreiche Initiativen angestoßen, doch klar ist: Jetzt ist die Politik gefordert.

Bis 2030 werden für über 500.000 Menschen in Sachsen-Anhalt die Kapazitäten für die zahnärztliche Behandlung knapp, weil die Praxen sterben und der Nachwuchs fehlt. Mit dieser Warnung kam die KZV Sachsen-Anhalt Anfang Februar sogar in die Tagesschau. Die Landesregierung habe das Problem zu lange ignoriert.

In ihrem Versorgungsatlas von Dezember 2023 hat die KZV die Entwicklung der zahnärztlichen Versorgung bis 2030 ausführlich analysiert. Danach gehen in den nächsten sieben Jahren weitere 600 Zahnärztinnen und Zahnärzte in den Ruhestand. Mehr als die Hälfte ist 55 Jahre oder älter, bei den Praxisbetreibern sogar fast 60 Prozent. Über ein Drittel der Zahnärzteschaft hat bereits das 60. Lebensjahr überschritten und jeder achte Praxisinhaber ist älter als 65. Darüber hinaus fehlt der Nachwuchs: Laut Statistik der KZV finden nur vier von zehn Praxen eine Nachfolge. Die KZV schätzt, dass bis 2030 die Behandlungskapazitäten für circa 518.000 Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter fehlen.

In Sachsen-Anhalt können sie sich keine Zahnärztinnen und Zahnärzte backen

Für KZV-Chef Dr. Jochen Schmidt ist jetzt die Landesregierung am Zug. Sie müsse die Ausbildung und Fachkräftesicherung in der zahnärztlichen Versorgung sichern. Er weist darauf hin, dass die stetig sinkende Zahl von Zahnärztinnen und Zahnärzten im Land zu einer Verschlechterung der Versorgung in Sachsen-Anhalt geführt habe. Immer mehr Patienten beklagten schon heute längere Wartezeiten und Anfahrtswege. Und immer mehr Menschen seien auf der Suche nach einem Zahnarzt.

Versorgungsatlas KZV Sachsen-Anhalt

Zum 30. September 2023 waren im Land 1.247 zugelassene Vertragszahnärzte tätig. Vergleicht man die Jahre 2022 und 2010, ergibt sich ein Rückgang von 11,6 Prozent, bei einem Bevölkerungsrückgang von 6,4 Prozent. Gleichzeitig ist der Anteil der angestellten Zahnärztinnen und Zahnärzte von vier Prozent auf 16 Prozent gestiegen. Für eine hundertprozentige Versorgung der Bevölkerung fehlte es zuletzt in vier Planungsbereichen an genügend Zahnärzten, für zwei Bereiche (Jerichower Land und Landkreis Börde) wird eine drohende Unterversorgung prognostiziert.

Bis Ende 2030 werden laut dem Atlas in Sachsen-Anhalt über 600 Zahnärztinnen und Zahnärztealtersbedingt aus der Versorgung ausscheiden. Demgegenüber stehen pro Jahr maximal 40 Absolventinnen und Absolventender Zahnmedizin an der MLU Halle-Wittenberg, von denen aber nur rund ein Viertelim Land bleibt. Das ergibt zum 31.12.2030 rechnerisch rund 800 (56 Prozent) der heute tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzte.

Der Anteil von Praxisabgaben, die ohne Nachfolgeoder Übernahme bleiben, ist konstant hoch und lag im Durchschnitt der Jahre 2020 bis 2023 bei rund 60 Prozent. Bis zum Jahresende 2030 ist mit Netto-Zugängen im Umfang von durchschnittlich 27,5 Zahnarztstellen pro Jahr zu rechnen. Um eine 100-prozentige zahnärztliche Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, müssten jedoch bis zum Jahr 2030 weitere 339 Zahnarztstellen (mit vollem Versorgungsumfang) besetzt werden, heißt es in dem Bericht.

„Seit Jahren warnen wir vor einem drohenden Zahnarztmangel in Sachsen-Anhalt“, berichtet Schmidt den zm. „Es wurden zahlreiche Gespräche geführt, Berichte erstellt, Korrespondenzen verfasst, Pressemitteilungen veröffentlicht und sogar eine groß angelegte Protestaktion vor dem Landtag organisiert. Lange kämpften wir gegen Windmühlen. Schließlich können wir uns keine Zahnärztinnen und Zahnärzte ‚backen‘.“ Doch nun scheint sich etwas zu bewegen. Schmidt: „Die Landesregierung hat mittlerweile Bereitschaft signalisiert, Maßnahmen zu prüfen und diese zügig umzusetzen. Nun hoffen wir auf einen ersten Schritt hinsichtlich unserer Forderung nach Einführung einer Landzahnarztquote. Darüber hinaus wird in der Staatskanzlei auch über landeseigene Stipendien für zahnärztlichen Nachwuchs beraten.“

Selbst in Erfurt gibt es keine ausreichende zahnärztliche Versorgung mehr

In Thüringen sieht es ähnlich aus: „Mindestens 100.000 Patienten pro Jahr suchen in Thüringen eine Zahnarztpraxis“, hatte die KZV Thüringen kürzlich gemeldet. Nach ihrer Schätzung sind schon heute viele Patienten ohne zahnärztliche Betreuung. Das sei nicht nur ein Problem des ländlichen Raums, sondern auch der Städte: So sei in Erfurt ab dem 1. März keine ausreichende zahnärztliche Versorgung mehr gegeben, weil viele Praxisinhaberinnen und -inhaber in den Ruhestand gehen, ohne einen Nachfolger zu finden.

„Im Jahr 2023 beendeten beispielsweise 97 Praxen mit 106 Zahnärzten ihre Tätigkeit und nur 30 Praxen konnten an Nachfolger übergeben werden. Auf jede nicht besetzte Stelle kommen 1.680 suchende Patienten“, führte die KZV aus. Wenn man davon ausgeht, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte im Durchschnitt mit 63 Jahren in den Ruhestand gehen, würden in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich 260 niedergelassene Zahnärztinnen und Zahnärzte im gesamten Freistaat ihre Tätigkeit beenden.

Zahnarztpraxen in Thüringen

Dezember 2023:

Praxen insgesamt: 1.106, MVZ: 9, ­Kieferorthopäden: 51

Dezember 2022:

Praxen insgesamt: 1.171, MVZ: 6, ­Kieferorthopäden: 53

Dezember 2021:

Praxen insgesamt: 1.231, MVZ: 6, ­Kieferorthopäden: 59

Dezember 2020:

Praxen insgesamt: 1.284, MVZ: 6, ­Kieferorthopäden: 61

Dezember 2019:

Praxen insgesamt: 1.345, MVZ: 6, ­Kieferorthopäden: 62

„Wir fordern, kurzfristig Studienkapazitäten zur Verfügung zu stellen, um Zahnärzte in Thüringen für Thüringen auszubilden oder Studienplätze an anderen Universitäten für Thüringen zu finanzieren“, erklärte die KZV. „Die Landesregierung muss ihre restriktive Förderung bei Niederlassungen ändern. Nicht nur ländliche Regionen sollten bei der Niederlassung von Zahnarztpraxen gefördert werden.“ Thüringen sei zwar rein rechnerisch betrachtet zahnärztlich noch ausreichend versorgt, erläutert die KZV gegenüber den zm. Zum Teil sei jedoch in einigen ländlichen Regionen bereits keine ausreichende zahnärztliche Versorgung mehr gegeben. Es müsse dringend beruflicher Nachwuchs gewonnen werden. Die KZV Thüringen bemühe sich seit Langem im Rahmen eines Strukturfonds gemeinsam mit den gesetzlichen Krankenkassen Thüringens, durch finanzielle Förderungen Anreize für eine Berufsausübung im Freistaat Thüringen zu schaffen.

Die Landesregierung hat jetzt kurzfristig auf die Warnung der KZV Thüringen reagiert: Die Niederlassungsförderung im Freistaat wurde auf Zahnarztpraxen und Apotheken ausgeweitet. Für das Haushaltsjahr 2024 stehen nun insgesamt 1,415 Millionen Euro für die Niederlassungsförderung zur Verfügung, meldete das Thüringer Gesundheitsministerium. So wurde die maximale Förderhöhe für Investitionen von 20.000 Euro auf bis zu 40.000 Euro angehoben. Die Richtlinie ist rückwirkend zum 1. Januar 2023 in Kraft getreten und läuft bis Ende Dezember 2025.

Die KZV Thüringen hat bereits viele Maßnahmen eingeleitet, um Nachwuchs zu gewinnen: Förderprogramme für Hospitanten, Assistenten, Angestellte und Niederlassungswillige, die Gründung des Referats „Bedarfsplanung & zahnärztliche Sicherstellung“, Berufskundevorlesungen, Beratungsgespräche oder Tutoren für alle neuen Zahnärzte, Studierendenprogramme und die Einbindung des Nachwuchses in die Standespolitik.

„Die Politik muss jetzt handeln“

Die aktuelle Gesundheitspolitik erschwert es der zahnmedizinischen Selbstverwaltung zunehmend, die Versorgung präventionsorientiert auszugestalten und sie bundesweit flächendeckend sicherzustellen. Strikte Budgetierung, überbordende Bürokratie, Sanktionsbewehrung und Fachkräftemangel sind wesentliche Faktoren, die – vor allem in strukturschwachen Gebieten – vermehrt zu vorzeitigen Praxisaufgaben führen und junge engagierte Zahnärztinnen und Zahnärzte vor der Niederlassung zurückschrecken lassen – mit fatalen Folgen für die Patientenversorgung.

Daher lautet unsere klare Forderung an die Politik, die bewährten Eckpfeiler des deutschen Gesundheitssystems – nämlich Freiberuflichkeit, Selbstverwaltung und vor allem die bewährten inhabergeführten Praxisstrukturen – zur Sicherstellung der wohnortnahen, flächendeckenden Versorgung nicht länger auszuhöhlen. Die Politik, allen voran Minister Lauterbach und die Ampelfraktionen, muss jetzt handeln und adäquate Rahmenbedingungen schaffen. Bloße Ankündigungen lösen die bereits regional vorhandenen und teils massiven Versorgungsprobleme nicht.

Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV)

Nur jeder dritte bis vierte Abgeber findet in Sachsen eine Nachfolgerin

Anfang des Jahres ging auch die KZV Sachsen mit der Warnung an die Öffentlichkeit, die flächendeckende zahnmedizinische Versorgung sei in Zukunft gefährdet. Schon jetzt finde nur noch jede dritte bis vierte Praxis in Sachsen einen Nachfolger. „Ursachen dafür sind nicht mehr nur der hohe Altersdurchschnitt der Zahnärztinnen und Zahnärzte und der Mangel an Nachwuchs. Auch die Rahmenbedingungen werden zunehmend ungünstiger“, berichtet die KZV und nennt beispielhaft „Bürokratielasten, hohe Kosten, Personalmangel sowie eine willkürliche Sparpolitik des Bundesgesundheitsministers“.

Die Folge: Die Wege zur Zahnarztpraxis im Land werden länger, auch im Notfall. Die KZV habe deswegen die Notdienstkreise strukturell angepasst. Eine Versorgung der Notfallpatienten erfolge unabhängig vom Wohnort. Bei der Neustrukturierung der Notdienstkreise habe die KZV die geografische Lage, die Anzahl der Praxen sowie die Erreichbarkeit für die Patientinnen und Patienten berücksichtigt.

Versorgungssituation in Sachsen

Die KZV Sachsen informiert, dass in den vergangenen Jahren nur etwa jede dritte Praxis im Land übernommen wurde. Betroffen seien alle Regionen sowie Großstädte. Rein rechnerisch sei zwar derzeit (Stand 30.06.2023) noch nicht von einer drohenden oder bestehenden Unterversorgung auszugehen. Setzt sich der Trend jedoch fort, werde sich die jetzt zum Teil schon sehr angespannte Versorgungssituation in allen Regionen weiter verschärfen. Mittlerweile sei es auch in den Großstädten schwierig, eine Praxisübergabe zu realisieren.

Anzahl der Zahnärzte in 2019: 3.209

Anzahl der Zahnärzte in 2020: 3.188

Anzahl der Zahnärzte in 2021: 3.140

Anzahl der Zahnärzte in 2022: 3.116

Anzahl der Zahnärzte in 2023: 3.042

Das Durchschnittsalter der praktizierenden Zahnärzte beträgt 54 Jahre. Aktuell arbeiten 427 Zahnärztinnen und Zahnärzte trotz Renteneintritts (65+) weiter.

„In der Zahnheilkunde kann man durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen das Risiko einer Schmerzbehandlung deutlich reduzieren. Insofern ist im Ausnahmefall ein längerer Weg zum zahnärztlichen Notdienst vertret- und zumutbar", kommentierte der KZV-Vorsitzende Dr. Holger Weißig den Schritt. Ziel sei, dass Patienten auch künftig eine Zahnarztpraxis in zumutbarer Entfernung möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können. Hier seien die Kommunen gefordert, die nötige Infrastruktur anzubieten.

Um zahnärztlichen Nachwuchs zu gewinnen, setzten sich die zahnärztlichen Körperschaften auch für eine Landzahnarztquote ein. Darüber hinaus fördert die KZV Famulaturen der Studierenden und unterstützt die Vorbereitungsassistentinnen und -assistenten in gezielten lokalen Versorgungsbereichen.

Die Hälfte der Brandenburger Praxen kann nicht nachbesetzt werden

„2030 stehen 600.000 Patienten im Land ohne Zahnarzt da“, schlägt auch die KZV Brandenburg Alarm. Vor allem der ländliche Raum sei betroffen, aber auch kreisfreie Städte. Derzeit betreiben dort 1.167 Zahnärztinnen und Zahnärzte eine Praxis, davon sind 253 in Brandenburg an der Havel, Cottbus, Potsdam oder Frankfurt/Oder niedergelassen und 914 Vertragszahnärzte in den Landkreisen tätig. Hinzu kommen über 350 angestellte Zahnärzte. Für die knapp 2,6 Millionen Brandenburger bedeute dies laut KZV, dass 96 Zahnärzte für eine regelrechte Versorgung (Versorgungsgrad von 100 Prozent) fehlen. Sie prognostiziert, dass demnächst rund 400 Zahnärztinnen und Zahnärzte aus Altersgründen aus der Versorgung ausscheiden. In den kommenden sieben Jahren sei damit zu rechnen, dass rund 40 Prozent der heute aktiven 600 Zahnärztinnen und Zahnärzte ihre Tätigkeit beenden. Rund 50 Prozent der aus Altersgründen geschlossenen Praxen könnten nicht nachbesetzt werden.

Brandenburg: „Wir verlieren Zeit, die wir nicht haben“

Die KZVLB habe gemeinsam mit ihren Partnern bereits die Initiative zur Nachwuchsförderung ergriffen, erklärte Dr. Eberhard Steglich, Vorstandsvorsitzender der KZVLB, gegenüber den zm. „Doch ohne die aktive Unterstützung der Landesregierung können wir die besorgniserregende Entwicklung nicht stoppen“, sagt Steglich. „Die dringend benötigten Impulse vom Land lassen leider auf sich warten! Warum wird beispielsweise das Brandenburger Landärzteprogramm nicht auf die Zahnärzteschaft erweitert, wie wir bereits seit Jahren fordern? Warum gibt es im Land Brandenburg noch immer keine öffentliche zahnmedizinische Fakultät?“ Der neue zahnmedizinische Studiengang der privaten Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) sei zwar zu begrüßen, Impulse für die regionale Nachwuchsbindung könnten hier aber erst mittelfristig greifen. „Wir verlieren Zeit, die wir nicht haben. Das gefährdet die Substanz des Berufsstandes und damit die Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung. Die komplexen Herausforderungen fordern die Kräftebündelung auf allen Ebenen.“

Neben demografischen Folgen wirken sich nach Angaben der KZV dabei auch eine überbordende Bürokratie und die Sparpolitik des Bundes negativ aus. „Dies gefährdet die wirtschaftliche Basis bestehender Praxen und erschwert Übernahmen oder neue Niederlassungen“, betont der KZV-Vorsitzende Dr. Eberhard Steglich gegenüber den zm. „Unser Berufsstand braucht Planungssicherheit und keine destruktiven Rahmenbedingungen.“

Seit dem vergangenen Jahr fördert die KZV mit ihrem Strukturfonds die Übernahme oder Neugründung einer Praxis in ländlichen und strukturschwachen Gebieten mit bis zu 100.000 Euro. Die finanziellen Mittel werden zu gleichen Teilen von der KZV und den gesetzlichen Krankenkassen bereitgestellt. Außerdem berät die KZV mit ihren „Praxislotsen“ kostenlos alle Zahnärzte, die sich niederlassen, eine Praxis übernehmen oder abgeben wollen. Auch die Kommunalverwaltungen bieten Stipendien zur Niederlassung nach dem Studium an.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern werden Zahnärzte knapp

Auch bei der KZV Mecklenburg-Vorpommern werden die Zahnärzte knapp. In den nächsten fünf bis zehn Jahren werden jährlich etwa 60 von ihnen in den Ruhestand gehen. Nachwuchs sei insbesondere im ländlichen Raum nicht in Sicht, wie aus der Versorgungsstatistik der KZV hervorgeht. Bereits 2023 konnten 33 von 62 Praxen keinen Nachfolger finden. Noch liege der Versorgungsgrad landesweit bei 96,7 Prozent. Erst bei unter 50 Prozent liegt eine Unterversorgung vor. Damit rechnet die KZV aber 2030 in Nordvorpommern (45,4 Prozent) sowie in Nordwestmecklenburg (48,3 Prozent). Im Nordwesten spitze sich die Lage weiter zu, es fehlten mehr als 69 Zahnärzte für die Versorgung, bei nur 47 aktiven.

Gerade auf dem Land zeichne sich ein Praxissterben ab, warnten die KZV und die Landeszahnärztekammer Anfang Februar in einem Brief an den Parlamentarischer Staatssekretär für Vorpommern und das östliche Mecklenburg, Heiko Miraß. Auch eine immer älter werdende Bevölkerung führe zu einem erhöhten Bedarf an zahnärztlicher Versorgung, insbesondere in den Bereichen Prophylaxe, Zahnersatz und Implantologie. „Einem wachsenden Bedarf an zahnärztlicher Versorgung steht eine sinkende Verfügbarkeit gegenüber!“, heißt es in dem Schreiben. Die beiden zahnärztlichen Standesvertretungen fordern daher von der Politik die Entbudgetierung zahnärztlicher Leistungen, die Niederlassungsförderung durch das Land Mecklenburg-Vorpommern, Bürokratieabbau, eine Landzahnarztquote und mehr Studienplätze.

Prognosen in Mecklenburg-Vorpommern

Die KZV M-V hat in ihrer Versorgungsstatistik unter anderem die Bedarfsplanung für die einzelnen Planbereiche des Landes erhoben. Es ergeben sich – je nach Stadt oder Land – unterschiedliche Versorgungsgrade. So existiert in Stadtkreisen zum Teil eine leichte Überversorgung, während Landkreise unterversorgt sind. Stand September 2023 beträgt der Versorgungsgrad landesweit 96,7 Prozent (insgesamt rund 975 Zahnärzte). Die Prognose für 2025: 87 Prozent (bei 868 Zahnärzten). Prognose für 2030: 75,2 Prozent (750 Zahnärzte). Prognose für 2037: 73,1 Prozent (729 Zahnärzte).

Mitte Januar rief die KZV die „Allianz der Heilberufe M-V“ ins Leben, in der alle heilberuflichen Körperschaften im Land zusammenarbeiten und auf die Notstände hinweisen. Vorbild hier war die Interessengemeinschaft der Heilberufe (IDH), ein ähnliches Bündnis, das schon viele Jahre in Schleswig-Holstein existiert. „Die Beschränkung der Mittel im Rahmen der wieder eingeführten versorgungsfeindlichen Budgetierung zahnärztlicher Leistungen wird die aufgrund von zunehmender Inflation und steigender Betriebskosten bereits schwierige Lage vieler Zahnarztpraxen, vor allem auf dem Land, deutlich verschärfen“, prophezeien KZV-Chef Dr. Gunnar Letzner und sein Stellvertreter Dr. Jens Palluch.

Fazit

In den fünf neuen Bundesländern gibt es zwar derzeit – landesweit gesehen – noch keine Unterversorgung mit Zahnärzten. Dennoch spitzt sich die Versorgungssituation zu. Vor allem in einzelnen Regionen zeichnen sich jetzt schon Engpässen ab. Das betrifft vor allem den ländlichen Raum, vereinzelt aber auch städtische Regionen. Klar scheint auch: Probleme wie Zahnärztemangel, Praxissterben, fehlender beruflicher Nachwuchs und eine überbordende Bürokratie können nicht nur durch den Berufsstand selbst gelöst werden. Hier ist die Politik gefragt.

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