Das war der World Dental Congress in Shanghai!
Insgesamt diskutierte die Generalversammlung der FDI acht Policy Statements. Alle wurden im Anschluss an die Diskussion von den Delegierten verabschiedet. Dazu gehörte die politische Stellungnahme des Weltverbands zum Thema „Digital Dentistry“. Für die FDI gehören dazu Scanner und bildgebende Verfahren zur Digitalisierung oraler Strukturen, virtuelle Simulationen für die Behandlungsplanung und computergestützte chirurgische Navigationssysteme. Auch digitale Anwendungen, die das zahnmedizinische Personal bei der Diagnose von Krankheiten oder der Patientenaufklärung unterstützen, sind aus FDI-Sicht Teil der digitalen Zahnmedizin.
Digital Dentistry: Auf die Evidenz kommt es an
Mit ihrer Stellungnahme fordert die FDI zahnmedizinische Fachkräfte, Expertinnen und Experten aus Lehre und Forschung sowie Politikerinnen und Politiker auf, die „Fortschritte der digitalen Zahnmedizin zu nutzen und sich gleichzeitig mit ihren Herausforderungen auseinanderzusetzen“. Insbesondere sollten Anwenderinnen und Anwender sich kritisch mit der Evidenz für genutzte Verfahren und Geräte auseinandersetzen. Berufliche Weiterbildungen zum Thema hält der Weltzahnärzteverband dabei für entscheidend, um die Qualität der Tools aus professioneller Sicht beurteilen und der Verantwortung gegenüber Patienten gerecht werden zu können.
Dabei sollte man nicht bis zum Berufseintritt warten. Die „Entwicklung und Integration eines umfassenden Lehrplans zum Thema digitale Zahnmedizin in der Undergraduate- und Postgraduate-Ausbildung und in den zahnmedizinischen Fakultäten“ sei ebenso dringend anzugehen. Wichtig findet die FDI auch die Einführung regulatorischer und gesetzlicher Rahmenbedingungen, die die sichere Erhebung und Speicherung von Daten sowie den sicheren Zugang zu ihnen fördern.

Gesundheitsakte: Potenziale ausschöpfen
Ein weiteres Thema auf der Generalversammlung war die Bedeutung elektronischer Gesundheitsakten. In der verabschiedeten politischen Stellungnahme plädiert der Weltzahnärzteverband dafür, das Potenzial der Akten für die öffentliche Gesundheitsforschung und -versorgung auszuschöpfen. Dafür müsse eine Atmosphäre des Vertrauens und der Zuversicht geschaffen werden. Es brauche effektive Datenschutzbestimmungen und darüber hinaus müssten Fachkräfte und Patienten im Umgang mit Akten und Daten geschult werden.
Weiter fordert die FDI in ihrem Statement: „Um eine datengestützte medizinische Versorgung und Public Health zu vereinfachen, sollen elektronische Gesundheitsakten ein gemeinsames Datenmodell nutzen sowie Interoperabilität und Zugänglichkeit sicherstellen. Die zahnmedizinische Fachwelt soll Initiativen zur Standardisierung unterstützen und Normen wie Fast Health Interoperability Resources oder Digital Imaging Communications in Medicine befolgen und durchsetzen.“
Karies: Rolle von Fluorid und Silberdiaminfluorid
Ein eigenes Policy Statement befasste sich mit der Bedeutung von Fluoriden in der Kariesprävention. „Der Weltverband der Zahnärzte FDI fordert nachdrücklich alle Länder auf, die Bedeutung einer überall verfügbaren Fluoridzahnpasta zur Bekämpfung der Dentalkaries sowie zur Verbesserung der Mundgesundheit und der Allgemeingesundheit anzuerkennen." An alle Regierungen, Berufsverbände, Bildungseinrichtungen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft richtet das Statement den dringenden Appell, Maßnahmen zu ergreifen, die sicherstellen, dass die Bevölkerung den Nutzen des Zähneputzens mit einer fluoridierten Zahnpasta verstehen.
In einem weiteren verabschiedeten Statement spricht sich die FDI für die Anwendung von Silberdiaminfluorid zur minimalinvasiven Behandlung von Karies aus. Insbesondere im Kontakt mit vulnerablen Patientengruppen wie kleinen Kindern, älteren Erwachsenen, Menschen mit Behinderungen oder in der zahnmedizinischen Versorgung in abgelegenen Regionen sei das Verfahren zu befürworten.
Noma: Prävention und Aufklärung weiter unterstützen
Noma ist eine nicht übertragbare nekrotisierende Erkrankung, die bei Kleinkindern auftreten kann, die in extremer Armut leben. Nach Angaben der FDI leiden daran weltweit 770.000 Menschen, jährlich kommen 140.000 weitere Krankheitsfälle hinzu. „Noma ist eine vermeidbare Krankheit“, heißt es in der von der Generalversammlung in Shanghai verabschiedeten Stellungnahme der FDI.
Der Weltzahnärzteverband werde weiterhin Programme unterstützen, die sich für ein Zurückdrängen der Krankheit einsetzen. Zudem empfiehlt die FDI, dass alle Fachkräfte in Gesundheits- und Sozialberufen – vor allem in häufig betroffenen Regionen – auf die große Bedeutung einer optimalen Mundhygiene und Ernährung für die Prävention von Noma hinweisen und entsprechende Aufklärungskampagnen durchführen.
Werbung in der Zahnmedizin: Diese Regeln sollen gelten
Egal, ob Flyer, Website oder Social Media: Aus Sicht der FDI-Delegierten sollte Werbung für zahnmedizinische Leistungen und Services festen ethischen Prinzipien folgen. Die Generalversammlung unterstreicht in ihrem Statement, dass Werbeaktionen die berufliche Integrität wahren und das Wohlergehen der Patientinnen und Patienten unterstützen sollen. In diesem Sinne müssen werbliche Inhalte dem Prinzip des „Nicht-Schadens“ folgen, heißt es in der Stellungnahme. Informationen müssten wahrheitsgemäß und faktisch korrekt vermittelt werden. Zudem müssten alle relevanten Gesetze und Vorschriften eingehalten werden.
Nicht akzeptabel seien beispielsweise „unklare, irreführende und betrügerische“ Inhalte oder Werbung, die „Vergleiche mit anderen Zahnärzten ziehen oder diese herabsetzen“. Die FDI-Delegierten halten fest: „Die nationalen Zahnärztekammern werden angehalten, ihre eigenen Vorschriften und Bestimmungen für Werbung in der Zahnmedizin zu erstellen, wenn solche Regelungen nicht bereits durch die nationalen Behörden erstellt wurden.“
Die „Smile Awards 2025“
Im Vorfeld des World Dental Congress wurden wieder die „Smile Awards“ vergeben. Mit der Auszeichnung ehrt die FDI nationale Zahnärzteverbände, die durch Öffentlichkeitsarbeit, Aufklärung und gemeindebasierte Projekte gegen Hindernisse in der Gesundheitsversorgung vorgehen.
Die Australian Dental Association (ADA) erhielt einen Smile Award für ihre „Dental Health Foundation“. Sie unterstützt seit dem Jahr 2021 Menschen in Australien, die keinen Zugang zu zahnärztlicher Versorgung haben. Im Rahmen ihres Engagements koordiniert die ADA in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Zahnärztinnen und Zahnärzten sowie Wohltätigkeits- und Gemeindeorganisationen kostenlose zahnmedizinische Services. Dazu gehören die Programme „Dental Rescue Days”, „Rebuilding Smiles” oder „Adopt a Patient”. Sie ermöglichen die dringend benötigte zahnmedizinische Versorgung für Obdachlose, Überlebende häuslicher Gewalt und Menschen in finanziellen Notlagen.
Der zweite Smile Award 2025 ging an das Projekt „Little Doctors“ der Regionalabteilung La Union der Philippine Dental Association. Das Programm befähigt Schülerinnen und Schüler der fünften Klasse der „Siwsiwan Elementary School“, jüngere Kinder an ihrer Schule in Sachen Mundhygiene, Vorsorge und grundlegender Erster Hilfe zu unterrichten. Die Kinder werden motiviert, ihr Wissen an ihre Familien und andere Menschen in ihrer Gemeinde weiterzugeben. Das zahlt sich aus Sicht der FDI besonders in geografisch isolierten und benachteiligten Gebieten mit begrenztem Zugang zu medizinischer Versorgung aus.
World Oral Health Day 2026: Kampagnenfinale gestartet
Vergangenes Jahr begann eine über drei Jahre angelegte Kampagne, mit der die FDI den „World Oral Health Day“ begleitet. Der Aktionstag findet seit 2013 immer am 20. März statt. Im Jahr 2024 hob die FDI-Kampagne die Bedeutung der Mundgesundheit für die allgemeine Gesundheit hervor, 2025 stand der Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und psychischem Wohlbefinden im Fokus.
In Shanghai gab die FDI nun das dritte und letzte Schwerpunktthema bekannt: 2026 geht es unter dem Motto „A Happy Mouth Is a Happy Life“ darum, in der Bevölkerung das Bewusstsein dafür zu stärken, dass es sich in jedem Lebensalter lohnt, sich um seine Mundgesundheit zu kümmern. Auf der Kampagnen-Website www.wohd.org stehen Materialien zur Verfügung, mit der Praxisteams die Aktion unterstützen können.
FDI-Beiträge: Deutsche Perspektive erfolgreich vertreten
In Shanghai kam auch das „Special Committee Membership Fees“ zusammen, dessen amtierender Vorsitzender BZÄK-Geschäftsführer Florian Lemor ist. Auf der Tagesordnung des Ausschusses stand die Fortsetzung der Debatte über die Beiträge, die die Länderorganisationen an die FDI entrichten. Insbesondere befasste sich das Gremium mit der Frage, wie die Mitgliedsbeiträge zukünftig fair weiterentwickelt werden können.
BZÄK-Vizepräsident Konstantin von Laffert unterstreicht die Bedeutung dieser Diskussion für die BZÄK: „Wir als Geschäftsführender Vorstand hatten zu Beginn unserer Legislaturperiode versprochen, dass wir uns kritisch mit den Kostenentwicklungen auf europäischer und internationaler Ebene auseinandersetzen. Es ist uns gelungen, eine Struktur- und Kostendiskussion loszutreten. In diese Diskussion bringen wir uns im Rahmen eines Sonderausschusses zu den Mitgliedsbeiträgen aktiv ein. Unser Ziel ist es, die Kosten für die Mitgliedsorganisationen zu senken, ohne die politische Bedeutung der FDI auf internationaler Ebene zu beschädigen.“
„Es ist uns gelungen, innerhalb der FDI eine Struktur- und Kostendiskussion loszutreten.“
BZÄK-Vizepräsident Konstantin von Laffert
„Es ist uns gelungen, die deutsche Repräsentanz in den FDI-Ausschüssen weiter zu stärken.“
Stefanie Tiede, Präsidentin der LZK Mecklenburg-Vorpommern
Dental Practice Committee: Stefanie Tiede wiedergewählt
Delegationsmitglied Stefanie Tiede stellte sich in Shanghai zur Wiederwahl im „Dental Practice Committee“ und wurde im ersten Wahlgang mit großer Mehrheit im Amt bestätigt. Für die politischen Diskussionen beim World Dental Congress zieht die Präsidentin der Landeszahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern ein positives Fazit.
„Wir haben eine aus deutscher Sicht politisch erfolgreiche FDI Generalversammlung erlebt“, berichtet die Oralchirurgin. „Personell ist es uns gelungen, die deutsche Repräsentanz in den FDI-Ausschüssen weiter zu stärken. Politisch ist es uns gelungen, deutsche Positionen, unter anderem zu den Stellungnahmen zu Fluoridierung, Werbung und Künstliche Intelligenz in der Zahnmedizin, einzubringen. Wie werden uns zukünftig weiter dafür einsetzen, die praktischen Probleme unserer Kolleginnen und Kollegen noch besser zu adressieren.“