Jubiläum der ältesten Organisation in der DGZMK

125 Jahre Bergischer Zahnärzteverein

Dr. Hans Roger Kolwes
Gesellschaft
Der Bergische Zahnärzteverein ist die älteste Organisation in der Familie der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). Am 31. Januar feiert er sein 125-jähriges Bestehen.

Der Bergische Zahnärzteverein ist die älteste Organisation in der Familie der DGZMK - nach der Gesellschaft selbst, die bereits aus dem 1859 gegründeten „Centralverein Deutscher Zahnärzte“ hervorging. Am 31. Januar 1891 gründeten Zahnärzte aus Elberfeld, Barmen, Remscheid und Solingen den „Bergischen Verein Deutscher Zahnärzte“.

1895 gab es im Deutschen Reich erst 1.071 akademische Zahnärzte

Was war das damals für eine Zeit? Seit 1855 entstanden im Deutschen Reich nach und nach die ersten Zahnärztlichen Institute an deutschen Hochschulen. In dieser Zeit wurden auch für die Zahnbehandlung wichtige Erfindungen und wissenschaftliche Entdeckungen gemacht. 1895 gab es im ganzen Deutschen Reich erst 1.071 registrierte akademische Zahnärzte, denen allerdings 3.500 sogenannte „Zahnkünstler“ als Lehrberuf gegenüberstanden. Ein Dualismus, der bis in die 1950er Jahre in Deutschland erhalten blieb. 1883 wurden im Deutschen Reich Krankenkassen eingeführt.

Das älteste wichtige Dokument: eine Akte des "Königlichen Amtsgerichtes"

Das älteste noch vorhandene Dokument, das für den Bergischen Zahnärzteverein relevant ist, ist eine Akte des „Königlichen Amtsgerichtes“ in Elberfeld vom 2. März 1912. Aus der dort niedergelegten Satzung geht der Zweck des Vereins hervor: „a) Die Pflege der zahnärztlichen Wissenschaft, b) die Verfolgung und Förderung der Standes- und wirtschaftlichen Interessen der deutschen Zahnärzte, c) die Übernahme der Vertretung zahnärztlicher Interessen den Behörden und Kassenverbänden des Bezirks und dem Publikum gegenüber, die Erteilung von Rat und Hilfe an die Mitglieder in jeder den Stand betreffenden Angelegenheit.“

Nach dem Ersten Weltkrieg fand sich der Verein zur ersten Fortbildungsveranstaltung im Jahr 1919 zusammen: Zahnarzt Riechelmann demonstrierte „die Einführung des Parallelometers für die Anfertigung ausgeprägter festsitzender und abschraubbarer Brückenarbeiten aus Gold bei Kieferverletzten“. Und Zahnarzt Friedrich Hauptmeyer zeigte „die Verwendung des rostfreien Stahls in der Privat- und Kassenpraxis“. Prof. Dr. Dr. Carl Fritsch (Frankfurt) demonstrierte die neuesten Erfolge auf dem Gebiet der Prothetik.

Damals die Sensation: eine Hypnose bei feierlicher Stille

Im Jahr 1921 fand die 25 Jahr-Feier des Vereins statt. Vereinsmitglied Dr. Borgstedt demonstrierte, wie er einen Patienten hypnotisierte und dann ungehindert behandelte: „Alles geschah bei feierlicher Stille.“ Der Referent betonte allerdings, dass es nicht immer gelänge und ihn selbst stark beanspruche. Es war für alle eine Sensation. Hypnose bei der Zahnbehandlung war zu dieser Zeit noch gänzlich unbekannt.

Auf der Generalversammlung im Jahr 1923 wurde die Aufgabe als Ortsverband des Wirtschaftlichen Verbandes Deutscher Zahnärzte aus der Satzung gestrichen. Damit endete das berufspolitische Engagement des Bergischen Vereins. Durch die Inflation waren die Rücklagen vieler Vereinsmitglieder vernichtet worden. Da bei Sterbefällen die Angehörigen oft kein Geld mehr für die Beerdigung hatten, wurde am 20. Juni 1924 eine freiwillige Alters- und Sterbekasse im Bergischen Verein gegründet.

Im Januar 1935 musste sich der Verein auflösen

Es folgte die Zeit des Nationalsozialismus. Regionale Fortbildung war in der Reichsleitung nicht mehr erwünscht und es dauerte nicht lange, bis die vollständige Auflösung des Vereins gefordert wurde. Man fügte sich. Der Auflösungsbeschluss der Generalversammlung erfolgte am 18. Januar 1935. Am 20. April 1938 wurde der Eintrag im Vereinsregister gelöscht. Dann kam der Zweite Weltkrieg, der auch unter den Ex-Mitgliedern seine Opfer forderte.

Der Verein startete 1948 wieder mit Streifzügen durch die Prothetik

Am 11. September 1948 wurde der Verein erneut ins Leben gerufen, diesmal unter dem Namen „Bergischer Zahnärzteverein“. So konnte schon am 6. Oktober 1948 die erste Fortbildungsveranstaltung stattfinden, die von Ehrenmitglied Prof. Dr. Dr. Carl Fritsch (Frankfurt) mit dem Thema „Streifzüge durch die Prothetik“ gestaltet wurde. Der Verein wurde wieder mit Leben gefüllt. Am 3. September 1957 wurde dem Vorsitzenden des Bergischen Zahnärztevereins, Herrn Dr. Hans Brinkmann (Remscheid) auf der Jahrestagung der DGZMK für seine Verdienste um die zahnärztliche Fortbildung die Hermann-Euler-Medaille, die höchste Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft, verliehen. Brinkmann war 47 Jahre Mitglied im Vorstand und 23 Jahre Vorsitzender des Bergischen Zahnärztevereins Er hat damit diesen Verein gestaltet wie kein anderer.

Exkursionen spielten eine wichtige Rolle

Exkursionen spielten regelmäßig eine wichtige Rolle im Bergischen Verein. Und wissenschaftliche Fortbildung auf hohem Niveau verstand der Verein stets als seine Kernaufgabe. Besonders eindrucksvoll war der Bergische Zahnärztetag 1996 zum 100-jährigen Bestehen des Vereins mit Ministerpräsident Johannes Rau in der frisch renovierten Historischen Wuppertaler Stadthalle. Seit 2001 ist der Bergische Zahnärztetag als jährliche Tagung installiert. Die Bandbreite des Programms reicht von dreistündigen Vorlesungen über Seminare und Symposien bis zu Tageskursen. 2019 endete der 20-jährige Vorsitz von Dr. Hans Roger Kolwes. Die neuen Vorsitzenden sind Dr. Rainer Erhard und Dr. Felix Nolzen. Kolwes verbleibt als Ehrenvorsitzender im Vorstand.

Die Pandemie zwingt in den Online-Modus

Die Corona-Pandemie ging 2020 auch am Bergischen Verein nicht spurlos vorüber. Der Verein war gezwungen, den im Mai geplanten Bergischen Zahnärztetag um ein Jahr zu verschieben, zwei weitere Veranstaltungen vor der Sommerpause mussten ebenfalls abgesagt werden. Anstelle dessen wurden erstmals Online-Veranstaltungen angeboten.

Im September konnten zwei Präsenz-Veranstaltungen mit dem Hygienekonzept des Vereins geführt werden, bevor ihn die Pandemie wieder in den Online-Modus gezwungen hat. Der Verein zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass der Jubiläumskongress mit dem Thema „Kinderzahnheilkunde“ am 11. und 12. Juni 2021 stattfinden kann.

Je nach Infektionslage soll die Tagung als Präsenz-, Hybrid- oder Online-Veranstaltung durchgeführt werden. Und mit viel Glück könnte im Anschluss an den 34. Bergischen Zahnärztetag auch noch eine gesellige Jubiläumsfeier veranstaltet werden.

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