300 Jahre Anatomie der Charité
Die erste anatomische Untersuchung im "Theatrum anatomicum Berolinense" fand am 29. November 1713 statt. Gründungsvater der Berliner Anatomie war Friedrich Wilhelm I., der vor allem den preußischen Militärärzten eine bessere Ausbildung zukommen lassen wollte. Während es andernorts für Medizinstudenten lediglich Vorlesungen zur menschlichen Anatomie gab, durften Berliner Studenten bereits 1726 eigenhändig Präparationen vornehmen. Mit diesen regelmäßigen Übungen gehörte die Einrichtung in Berlin zu den Pionieren auf dem Gebiet der medizinischen Ausbildung.
Fortbildungseinrichtung für Armeechirurgen in den königlichen Stallungen
Prof. Dr. Sebastian Bachmann, Leiter des Instituts für Vegetative Anatomie, zeichnet auf dem Festakt zum Jubiläum die Eckpunkte der wechselvollen Geschichte seit der Gründung nach: Entstanden als Fortbildungseinrichtung für Armeechirurgen in den königlichen Stallungen, erhielt das Anatomische Institut erst zum 50-jährigen Gründungsjubiläum der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität 1865 ein eigenes Gebäude.
Skelett eines "Langen Kerls"
"Hier wurden Forschung und Lehre sowie die umfangreiche anatomische Sammlung unter einem Dach zusammengeführt", betont Bachmann. "Die bemerkenswerte Sammlung menschlicher und tierischer Präparate wie auch anatomischer Modelle ist sozusagen Zeugin der Historie unseres Hauses und gleichzeitig auch Zeugin der Zeitgeschichte", ergänzt er. So ist beispielsweise das Skelett eines "Langen Kerls" aus dem Leibregiment Friedrich Wilhelms I. zu sehen. Obwohl sie eigentlich als Lehrsammlung konzipiert wurde, sind heutzutage große Teile der Sammlung der Berliner Anatomie auch öffentlich zugänglich.
Seit 2004 beherbergt das Gebäude den Fächerverbund Anatomie, der aus dem Institut für Integrative Neuroanatomie, dem Institut für Vegetative Anatomie sowie dem Institut für Zell- und Neurobiologie besteht. Gemeinsam bieten die drei Einrichtungen die Lehrveranstaltungen für die Studenten der Human- und der Zahnmedizin an der Charité an. Darüber hinaus arbeiten die Wissenschaftler der einzelnen Fachbereiche an Projekten, die die Körperstrukturen vor dem Hintergrund ihrer funktionellen Bedeutung erforschen.