6 von 10 Arbeitnehmern melden sich ab, obwohl sie arbeitsfähig wären
Insgesamt 59 Prozent der befragten Beschäftigten entscheiden sich im Zweifel eher zugunsten einer Krankmeldung, wenn die Gesundheit wackelt, sie aber eigentlich arbeitsfähig wären. 10 Prozent tun das sogar häufig, 23 Prozent manchmal und 26 Prozent selten. 36 Prozent sagen von sich, immer dem Job anzutreten, wenn sie überwiegend gesund sind. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage der Krankenkasse Pronova BKK unter 1.204 Arbeitnehmern über 18 Jahren.
Gesundheitsbewusste Gen Z trifft auf Präsentismus der Boomer
Mit dem Thema Krankheit gehen die Generationen allerdings unterschiedlich um. So verdächtigen Arbeitnehmer öfter die Generation Z, sich von der Arbeit abzumelden, obwohl sie arbeitsfähig wären. Drei Viertel der Befragten vermuten, die 18- bis 29-Jährigen meldeten sich krank, obwohl sie fit sind. Der Baby-Bommer-Generation ab 59 Jahren bescheinigen 28 Prozent der Befragten, das tatsächlich nie zu tun. Je jünger die Arbeitnehmer sind, desto eher wird ihnen nachgesagt, manchmal blauzumachen.
„Es ist erkennbar, dass sich die junge Generation durch ein sensibleres Frühwarnsystem für die eigenen Bedürfnisse auszeichnet, was aus meiner Sicht sehr wertvoll ist. Sie schreibt also ihrer Selbstfürsorge und eigenen Gesundheit eine hohe Priorität zu und zieht nicht um jeden Preis das Arbeitspensum durch, wenn sie gesundheitlich angeschlagen ist“, sagt Patrizia Thamm, Referentin Gesundheitsförderung der Pronova BKK.
Chefs sollten für ein Verständnis zwischen den Generationen sorgen
Allerdings stoßen die 18- bis 29-Jährigen mit diesem Verhalten häufig noch auf das Unverständnis der Älteren, weil es früher üblicher war, ungesunde Arbeitsbedingungen zu ertragen und Prozesse weniger infrage zu stellen. Thamm rät deshalb Führungskräften, ein Verständnis zwischen den Generationen herzustellen. Denn sich trotz Arbeitsfähigkeit krank zu melden, kann das Vertrauen zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten beeinträchtigen und die Arbeitsmoral in Unternehmen ernsthaft beschädigen, da dadurch die Arbeitsbelastung für die verbleibenden Mitarbeiter ungleich erhöht wird.
In Sachen Präsentismus findet offenbar ein Umdenken statt: Laut der Befragung gehen heute deutlich weniger Arbeitnehmer mit leichten Infekten zur Arbeit als vor der Corona-Pandemie. Während dies 2018 noch 50 Prozent gemacht haben, waren es 2023 nur 34 Prozent. Zudem schleppen sich weniger Angestellte mit Rückenschmerzen zur Arbeit: Die Anzahl der Betroffenen sank seit 2018 um 11 Prozentpunkte auf 46 Prozent.
Doch kuriert nach wie vor nicht einmal jeder Dritte seine Erkrankung bis zur vollständigen Genesung aus. Vor allem bei Erkrankungen der Atemwege und ansteckenden Infekten warten 23 beziehungsweise 19 Prozent nur, bis die schlimmsten Symptome vorbei sind. Jeder Achte geht mit positivem Corona-Test zur Arbeit.