60 Jahre Bayerischer Zahnärztetag – 60 Jahre Prophylaxe
„Wir feiern eine zahnmedizinische Erfolgsgeschichte“ – mit diesen Worten eröffnete der Präsident der bayerischen Zahnärztekammer, Christian Berger, den 60. Bayerischen Zahnärztetag. Das Motto „60 Jahre Prophylaxe“ sei eng verbunden mit dem Themenkreis des ersten Zahnärztetages und führe den Paradigmenwechsel der Zahnmedizin vor Augen - von der Reparatur zur Prophylaxe.
Fast 3.000 Zahnärzte kümmern sich um die Mundhygiene der Kinder in Bayern
Die Erfolge können sich Berger zufolge sehen lassen: „Unsere Prävention ist nachgewiesen wirksam!" Fast 3.000 bayerische Zahnärzte kümmern sich in Kitas und Schulen seit Jahrzehnten unter dem Dach der Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft Zahngesundheit e.V. (LAGZ) um die Verbesserung der Mundhygiene der Kinder. Mit der kürzlich erfolgten Gründung der Landesarbeitsgemeinschaft Pflegebedürftige (LAGP) werde dieses überaus erfolgreiche Prinzip nun auch auf pflegebedürftige Menschen erweitert.
60 Jahre Bayerischer Zahnärztetag bedeutet auch 60 Jahre Sicherstellung der Versorgung
„Der 60. Bayerische Zahnärztetag bedeutet auch 60 Jahre Sicherstellung der Versorgung nicht nur auf quantitativem, sondern auch qualitativ höchstem Niveau“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KZVB, Dr. Rüdiger Schott. Voraussetzungen dafür seien die regelmäßig absolvierten en Fortbildungen. Lediglich 12 Zahnmediziner hätten in Bayern in den letzten Jahren die Fortbildungvorgaben nicht erreicht. Die Politik könne also das Bürokratiemonster abschaffen.
Dr. Lutz Laurisch, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM) machte an dem Kongressmotto von vor 60 Jahren den rasanten Erkenntnisgewinn deutlich, der die Parodontose zur Parodontitis werden ließ. „Präventive Zahnmedizin erfordert präventives Denken“. Dies sei eine zutiefst ärztliche Aufgabe. Laurisch: „Wir wollen als Ärzte und nicht als Dienstleister wahrgenommen werden!"
75 Prozent der Kinder haben heutzutage ein naturgesundes Gebiss
Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml machte in ihrem Grußwort der Zahnärzteschaft ein großes Kompliment: „75 Prozent der Kinder haben heutzutage ein naturgesundes Gebiss. Sie leisten eine tolle Arbeit in ihren Praxen, den Kindergärten und Schulen.“ Huml stellte die positive Rolle der Zahnärzte als Partner im Bündnis für Prävention heraus: „Sie entwickeln sich immer weiter und Sie schauen selbst wo was fehlt.“
Der Präsident Bundeszahnärztekammer Dr. Peter Engel dankte in seinem Grußwort insbesondere Huml für ihren Einsatz für die neue zahnärztliche Approbationsordnung. „Das war keine Gefälligkeit, kein Deal, sondern Ihre feste Überzeugung, dass unsere heutigen Patienten mehr verdient haben als eine uralte Approbationsordnung.“
Richtig glücklich mit dem Ergebnis ist Engel nach nach diesem jahrelangen Kampf dennoch nicht: Mit Blick auf die GOZ und den seit nunmehr 31 Jahren unveränderten Punktwert bezeichnete er die darin zum Ausdruck kommende Nichtanerkennung der zahnmedizinischen Leistungen in den Praxen als ein „gewaltiges Ärgernis“.
Absolute Risiken schaffen Klarheit, relative Risiken führen zu Panik
Der Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, machte in seinem kurzweiligen Vortrag deutlich, wie wichtig die Risikokompetenz der Bevölkerung ist. Die Unsitte der Kommunikation statistischer Zahlen ohne Referenz sei schlicht sinnlos, weil nur diese eine Risikoeinschätzung ermögliche. Dabei sei die Unterscheidung zwischen absoluten und relativen Risiken von enormer Bedeutung, wie er an den Diskussionen zur Thrombosegefahr durch Antibabypillen deutlich machte.
Gigerenzer: „Absolute Risiken schaffen Klarheit und Entspannung, relative Risiken führen zu Panik." Wie man es besser machen kann, zeigten die von ihm entwickelten Faktenboxen. Näheres dazu findet sich unter www.harding-center.mpg.de oder auch www.aok.de.faktenboxen .