Bundesweites Pilotvorhaben gestartet

Abwasser wird auf Coronaviren untersucht

pr
Gesellschaft
In 20 Städten und Gemeinden Deutschlands wird Abwasser künftig auf Spuren von SARS-CoV-2 untersucht. Ein bundesweites Pilotvorhaben zum Abwassermonitoring ist jetzt gestartet. Es soll bessere Aussagen über die Inzidenzen in den einzelnen Regionen liefern. Die Idee ist aber nicht ganz neu.

„Abwassermonitoring hat das Potenzial, sich zu einem zentralen Baustein der Früherkennung und Überwachung pandemischer Erreger zu entwickeln”, erklärte die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium (BMG), Sabine Dittmer, bei der Kick-off-Veranstaltung. Die Betreiber von Kläranlagen könnten damit einen wichtigen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten. In verschiedenen Forschungsprojekten habe sich der praktische Nutzen der Messung von Coronaviren im Abwasser bereits bewiesen, so Dittmer.

Die Idee, das Abwassermonitoring als Frühwarnsystem gegen SARS-CoV-2 zu nutzen, ist an sich nicht neu. Entsprechende Projekte gibt es bereits in anderen Ländern, etwa in Kanada, den Niederlanden oder in Australien. Auch in Deutschland existieren dazu bereits Vorstöße. So gehörten das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig und die TU Dresden Frühjahr 2020 hierzulande zu den ersten, die gemeinsam mit Kläranlagenbetreibern einen Probebetrieb zum SARS-CoV-2-Monitoring gestartet hatten.

Im Oktober 2020 begann das Bundesforschungsministerium, vier Forschungsprojekte – unter anderem auch zur Virussequenzierung – mit Steuergeldern zu unterstützen. Auch im Berchtesgadener Land und in Karlsruhe gibt es Projekte.

Regelmäẞige Abwasserproben aus Klärwerken

Das jetzt gestartete bundesweite Gesamtprojekt „Systematische Überwachung von SARS-CoV-2 im Abwasser” findet in 20 Städten und Gemeinden in Deutschland statt. Grundlage ist die Analyse von Stuhl-Ausscheidungen, in denen sich das Coronavirus nachweisen lässt. Die Verbreitung des Virus soll sich so in einer bestimmten Region nachvollziehen lassen. Dazu sollen regelmäßig Abwasserproben aus Klärwerken entnommen werden. Die Laufzeit des Vorhabens geht bis Februar 2023, gefördert wird es von der EU-Kommission mit rund 3,7 Millionen Euro. Die Bundesministerien für Gesundheit, Umwelt, Bildung und Forschung sowie der Sanitätsdienst der Bundeswehr sind beteiligt.

Für das neue Bundesprojekt war ein Bewerbungsverfahren durchgeführt worden, an dem 119 Standorte teilgenommen haben, erläutert das BMG auf Nachfrage der zm. 20 Standorte (Potsdam, Berlin, Stuttgart, Tübingen, Altötting, Hof, Bremen, Büdingen, Hamburg, Rostock, Bramsche, Bonn, Dinslaken, Neustadt an der Weinstraße, Grömitz, Rollsdorf und Jena) seien durch den Bund im Einvernehmen mit den Ländern ausgewählt worden. Die gewählten Standorte unterscheiden sich in der Größe ihres Einzugsgebiets und somit in der Anzahl der erfassten Einwohner. Einzelne Länder (unter anderem Nordrhein-Westfalen) haben sich entschieden, weitere Standorte mit Landesmitteln zu unterstützen. Das Bundesforschungsministerium plant, darüber hinaus rund 20 weitere Standorte zu fördern.

Auch der Nachweis weiterer Erreger soll geprüft werden

Im Rahmen des Pilotvorhabens soll auch geprüft werden, ob die flächendeckende Einführung eines Abwassermonitorings oder eher ein repräsentatives Monitoring befürwortet werden kann, erläutert das BMG weiter. Ergänzend werde geprüft, für welche weiteren Erreger (beispielsweise Polio, Influenza, Antimikrobielle Resistenzen (AMR)) das abwasserbasierte Surveillance System genutzt werden könnte.

Das Projekt wird nach Angaben des BMG schrittwese in den Regionen ausgerollt. Alle Standorte sollen maximal zwölf Monate Abwasserproben entnehmen. Diese werden vor Ort mit den Gesundheitsdaten verknüpft, um nach Möglichkeit in die pandemische Lagebeurteilung einfließen zu können. Zum Ende der Pilotphase sei zu entscheiden, ob auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse die dauerhafte Einrichtung des Abwassermonitorings in Deutschland empfohlen werden könne.

Als Steuerungsgremium für das Gesamtprojekt wurde laut BMG ein Lenkungsgremium eingesetzt, dem unter anderem verschiedene Ministerien von Bund und Ländern, Fachverbände und der Deutsche Städtetag angehören. Neben dem Robert Koch-Institut sind auch Wissenschaftler eingebunden.

Welchen Vorteil bringt das Monitoring von Coronaviren im Abwasser?

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