Ältere Frauen haben nach OPs häufiger Schmerzen
Frauen empfinden einer großen Studie zufolge nach einer Operation häufig stärkere Schmerzen als Männer - verlangen aber trotzdem nicht nach mehr Schmerzmitteln. "Ab dem 50. Lebensjahr ist dieser Unterschied auffällig", sagte der Schmerzmediziner Winfried Meißner vom Universitätsklinikum Jena.
Frauen: härter im Nehmen
Bei jüngeren Menschen gebe es nach vergleichbaren Operationen hingegen kaum Geschlechterunterschiede im Schmerzempfinden. Das Jenaer Klinikum hat für ein europaweites Schmerzregister Daten von 36.000 Patienten aus neun Ländern gesammelt und ausgewertet. Ziel ist, die Versorgung von Menschen nach Operationen zu verbessern.
Enorme Unterschiede bei derSchmerzmittelvergabe
"Trotz weltweiter Behandlungsleitlinien gibt es riesige Unterschiede bei der Gabe von Schmerzmitteln", sagte Meißner, der das Register koordiniert. Die Datensammlung erfasst unter anderem Angaben zu Narkose, Schmerzmittelgaben und Nebenerkrankungen stationär operierter Patienten. Diese wurden außerdem befragt.
Das Übel der Opiate
Allein in Deutschland werden jährlich rund 13 Millionen Menschen in Krankenhäusern operiert. Zwischen einem Drittel und der Hälfte der Patienten berichten anschließend über Schmerzen. Bei Eingriffen unter Vollnarkose reagierten Frauen auch häufiger als Männer mit Übelkeit, sagte Meißner. Diese sei eine Nebenwirkung opiathaltiger Schmerzmittel, die bei einem Eingriff unter Vollnarkose in der Regel verabreicht würden. "In der Arzneimittelforschung werden diese Geschlechterunterschiede bisher viel zu wenig berücksichtigt."
Auch Religion und Spiritualität wirken sich aus
Aufschlussreich sind für den Mediziner von der Studie gelieferte Hinweise, dass auch religiös-spirituelle Aspekte beim Schmerzempfinden eine Rolle spielen. "In Rumänien gibt die Hälfte der befragten Patienten an, dass Beten bei der Schmerzbewältigung hilft."
Bei dem seit vier Jahren laufenden und von der EU geförderten Projekt handelt es sich um die bislang größte internationale Datenbank zu Schmerzen nach Operationen. Einbezogen wurden Patienten aus Deutschland, Schweden, Italien, Großbritannien, Spanien, Frankreich, Rumänien, Israel und der Schweiz.