Kassenärztliche Bundesvereinigung

Ärzte haben 715.000 Stunden mehr Bürokratieaufwand als 2019

ck/pm
Der Bürokratie-Index für die vertragsärztliche Versorgung (BIX) ist um 1,3 Prozent auf 96,10 Punkte gestiegen. Damit fallen in Arztpraxen 2020 rund 715.073 Stunden mehr Bürokratieaufwand an als 2019.

Zusätzlich belastet die Corona-Pandemie die Vertragsärzte mit komplexen Regelungen und unklaren Zuständigkeiten. Das geht aus dem BIX hervor, den die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mit der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) nun zum fünften Mal veröffentlicht hat.

5,8 Millionen Netto-Arbeitsstunden für Informationspflichten

Insgesamt 55,8 Millionen Netto-Arbeitsstunden verursachten die Informationspflichten in diesem Jahr – das sind 715.000 Stunden mehr als 2019. „Umgerechnet bedeutet das einen zusätzlichen Tag Mehraufwand pro Praxis und Jahr – zusammengenommen also 61 Tage, die im Schnitt für Bürokratie aufgewendet werden“, erklärt Prof. Dr. Volker Wittberg von der FHM und Leiter des Nationalen Zentrums für Bürokratiekostenabbau.

Alleine 561.000 Nettostunden mehr für das Ausstellen der AU

Den größten Zuwachs an Aufwand verzeichnete hierbei die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) mit circa 561.000 Nettostunden mehr als im Jahr 2019. Schon vor Corona führten die hohe Beschäftigungsquote und das steigende Durchschnittsalter der Beschäftigten zu einem tendenziell höheren Krankenstand. Bei den Entlastungen steht in diesem Jahr die Datenerhebung für das Ersatzverfahren an erster Stelle – circa 162.000 Nettostunden konnten hier eingespart werden.

„Unser erklärtes Ziel war und ist, den Bürokratieaufwand in den Praxen zu senken und so die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten zu entlasten“, sagt Dr. Thomas Kriedel, Vorstandsmitglied der KBV. „Gerade für junge Ärztinnen und Ärzte ist der hohe Bürokratieaufwand ein großes Niederlassungshemmnis. In diesem Jahr müssen wir die Zahlen aber natürlich auch im Kontext der andauernden Pandemie betrachten: Mit COVID-19 sahen und sehen sich die Praxen einer nie dagewesenen Ausnahmesituation gegenübergestellt.“

Ausnahmezustand durch Corona

In Interviews sprachen Haus- und Fachärzte aus ganz Deutschland über die Erfahrungen der Praxen im Umgang mit SARS-CoV-2. Die Gespräche machten laut KBV das große Engagement und den persönlichen Einsatz der Niedergelassenen in der Krise deutlich. Gleichzeitig stellten sie komplexe und schwer nachvollziehbare Vorgaben und Zuständigkeiten vor eine Belastungsprobe.

Kriedel: „Viele Praxen werden durch die aktuelle Situation bereits an den Rand ihrer Belastbarkeit gebracht. Die Ärztinnen und Ärzte haben daher deutlich gemacht, dass die Einführung neuer Pflichtanwendungen der Telematikinfrastruktur – hier steht als nächstes die eAU an – während der Corona-Krise nicht leistbar ist.“

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