Beschlüsse des Deutschen Ärztetages

„Ärzte müssen bei der Digitalisierung mit entscheiden“

pr
Ganz strikt lehnen die Ärzte die geplante Ausgrenzung bisheriger Gesellschafter aus der gematik ab. Man wolle dort weiter mitentscheiden, so der Deutsche Ärztetag. Ein weiteres zentrales Thema: Klimaschutz.

Die vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) geplante vollständige Übernahme der gematik-Trägerschaft durch den Bund lehnen die Abgeordneten des Deutschen Ärztetages strikt ab. Die Ausgrenzung der bisherigen Gesellschafter aus der gematik passe nicht zu der Stärkung der Nutzerorientierung, die das BMG mit seiner neuen Digitalstrategie für das Gesundheitswesen angekündigt habe, heißt es in einem Beschluss der Versammlung, die am Freitag in Essen zu Ende ging. Stattdessen müsse die Bundesärztekammer (BÄK) weiterhin Mitwirkungs- und Entscheidungsrechte in der gematik haben, um der Rolle der Ärzteschaft im Gesundheitswesen gerecht zu werden, forderte das Gremium.

Um die Praxisorientierung bei der Digitalisierung zu stärken, müsse aus Sicht des Ärztetages zudem ein Panel eingerichtet werden, bei dem sich Ärzte und Patienten für die Test-Nutzung von digitalen Anwendungen registrieren können. Außerdem müsse eine Roadmap der gematik mit realistischen Planungen und priorisierten Anwendungen entwickelt werden, die die bisherigen gesetzlich vorgegebenen Einführungstermine und Vorgaben für einzelne Anwendungen ersetzen solle, heißt es weiter. Ferner forderten die Abgeordneten, Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) stärker in die ärztliche Therapie zu integrieren.

Bundesfonds soll klimagerechte Umbauten mitfinanzieren

In einem weiteren Beschluss forderte der Ärztetag die Politik dazu auf, den Klimaschutz entschieden voranzutreiben. Die Voraussetzungen dafür müssten auf allen Ebenen des Gesundheitswesens geschaffen werden – von den Rahmenbedingungen für die individuelle Behandlungssituation über die Einrichtungen in der medizinischen Versorgung bis hin zum gemeinsamen Handeln mit den weiteren Akteuren in Politik und Gesellschaft, hieß es.

Auch sprachen sich die Ärzte dafür aus, einen sektorenübergreifenden Bundesfonds „Klimagerechtes Gesundheitswesen“ einzurichten. Krankenhäuser, Medizinische Versorgungszentren, Arztpraxen und alle weiteren Leistungserbringer müssten in die Lage versetzt werden, ihre baulich-technische Ausstattung klimafreundlich anzupassen. Dies setze erhebliche Investitionen voraus, die in den bisherigen Finanzierungsmechanismen nicht abgebildet seien, argumentierten sie dazu.

Mehr Gesundheitsthemen in Schulen gefordert

Ein weiterer Beratungsschwerpunkt in Essen war die Gesundheitsbildung an Schulen. Hier forderten die Abgeordneten nachhaltige Maßnahmen zur Verbesserung der gesundheitlichen Kompetenzen junger Menschen. Kitas und Schulen spielten eine entscheidende Rolle dabei, Kindern und Jugendlichen Wissen und Kompetenzen für eine gesunde Lebensführung zu vermitteln, so die Argumentation. Es wäre zukunftsweisend, bundesweit an allen Schulen Gesundheitsthemen fächerübergreifend zu vermitteln.

Dringend sprach sich der Ärztetag auch dafür aus, die Bedingungen für Medizinstudierende im praktischen Jahr (PJ) zu verbessern. Dazu gehöre zwingend, zwischen Krankheitstagen und Fehlzeiten zu differenzieren und eine faire und bundesweit einheitliche Mindestaufwandsentschädigung einzuführen. Die Umsetzungsfrist der Reform der Approbationsordnung auf 2027 zu verschieben, halte man für nicht hinnehmbar.

Auch die Arzneimittelengpässe nahm der Ärztetag in den Blick. Angesichts anhaltender Lieferschwierigkeiten sprachen sich die Abgeordneten für eine nationale Arzneimittelreserve für versorgungskritische Medikamente aus. Ferner müssten Anreize geschaffen werden, die Produktion von Arzneimitteln in europäische Länder zurückzuführen.

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