apoBank-Umfrage

Angestellte Ärzte verdienen besser auf dem Land

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Praxis
Fernab der Großstädte bieten sich für angestellte Ärzte gute Verdienstchancen. Erst recht, wenn sie in größeren Praxen tätig und am Umsatz beteiligt sind. Dabei gibt es immer noch einen ausgeprägten Pay Gap.

Wie viel verdienen angestellte Ärzte, wenn es keine tariflichen Vorgaben gibt? Welche Faktoren beeinflussen den Verdienst im ambulanten Sektor – und worauf legen dort beschäftigte Medizinerinnen und Mediziner besonderen Wert? Eine aktuelle Umfrage der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) und DocCheck Research gibt Antworten.

Die Perspektiven auf dem Dorf werden sogar noch besser

Rund 64.000 Ärztinnen und Ärzte waren 2024 in Praxen, Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und Berufsausübungsgemeinschaften (BAG) beschäftigt. Zieht es den Großteil der Jüngeren unter 40 Jahren noch in die Metropolen, dominieren in ländlicheren Regionen Ärzte, die ihren 50. Geburtstag schon hinter sich gelassen haben.

Monetär zahlt sich ihr Einsatz dort laut Umfrage offenbar aus: 103.000 Euro Bruttojahresgehalt erzielen in Vollzeit angestellte Fachärzte in Kleinstädten und Dörfern im Schnitt, etwa 8.000 Euro mehr als ihre Berufskollegen in der Großstadt. Auch Hausärzte verdienen in kleineren Gemeinden mit durchschnittlich rund 96.000 Euro besser als in Metropolen, wo der Durchschnitt bei etwa 88.000 Euro jährlich liegt.

„Viele Mediziner in ländlichen Regionen, die in den Babyboomer-Jahren geboren sind, gehen in den nächsten Jahren allerdings in Rente“, berichtet Nicole Wortmann, Leiterin des Bereichs Gesundheitsmarkt bei der apoBank. „Die heute schon guten Perspektiven für jüngere Ärzte auf dem Land werden sich also noch weiter verbessern, weil viele Praxen neue Teammitglieder brauchen und die Versorgung auf die Mediziner angewiesen ist.“

Eine Umsatzbeteiligung erhalten nur 30 Prozent

Die Höhe der Gehälter hängt eng mit der Fachrichtung zusammen – so sind die Verdienstmöglichkeiten in technikintensiven Bereichen wie Chirurgie und Orthopädie mit 110.000 Euro im Schnitt am höchsten. Bei Hausärzten liegt das durchschnittliche Bruttojahresgehalt um die 92.000 Euro. Das niedrigste Durchschnittsgehalt gibt es laut der Befragung mit 76.400 Euro in der Pädiatrie.

Dabei beeinflussen sowohl die Praxisgröße als auch das Vergütungsmodell, wie viel angestellte Ärzte in der ambulanten Versorgung verdienen: Arbeiten sie im MVZ und sind am Umsatz beteiligt, liegt ihr Jahresbrutto im Schnitt etwa um ein Drittel höher als bei Medizinern mit Festgehalt. Solche Beteiligungsmodelle sind gerade in der Chirurgie und der Orthopädie beliebt.

Die Mehrheit der angestellten Humanmediziner (69 Prozent) wird jedoch nach wie vor nach dem klassischen Modell bezahlt, erhält also ein Festgehalt.

Der Gender Pay Gap liegt bei 21 Prozent

Ebenfalls sehr klassisch, aber doch auffällig groß sind die Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern. Denn im Schnitt erhalten die in Vollzeit arbeitenden angestellten Ärztinnen, die an der Umfrage beteiligt waren, 21 Prozent weniger Gehalt als ihre männlichen Berufskollegen. Damit übersteigt die geschlechterbedingte Gehaltslücke bei Humanmedizinern mit Festgehalt den deutschen Durchschnitt, der laut Statistischem Bundesamt 2024 bei 16 Prozent lag.

Eine denkbare Erklärung: "Medizinerinnen sind womöglich eher als Mediziner dazu bereit, zugunsten anderer, nicht-monetärer Leistungen wie etwa flexibler Arbeitszeitmodelle auf Gehalt zu verzichten“, erklärt Wortmann. „Außerdem zeigen die Ergebnisse der Befragung, dass Männer im Schnitt über mehr Berufserfahrung als Frauen verfügen. Sie pausieren seltener etwa wegen familiärer Verpflichtungen im Job als ihre weiblichen Kolleginnen.“

Über Geld wird selten gesprochen

Aus der Umfrage wird auch deutlich, dass nur 38 Prozent der befragten Ärztinnen mit ihrem aktuellen Gehalt zufrieden sind, bei ihren männlichen Kollegen ist die Quote der Zufriedenen mit 47 Prozent etwas besser. Dabei spielt der Verdienst für mehr als zwei Drittel der Befragten eine wichtige Rolle für ihre Arbeitszufriedenheit.

Regelmäßige Gespräche über die Vergütung sind jedoch noch nicht sehr üblich in vielen Praxen. Nur etwa 30 Prozent der Befragten haben die Möglichkeit, sich zu festen Terminen mit ihren Vorgesetzten über das Thema Gehalt auszutauschen.

Eine betriebliche Altersvorsorge macht die Praxis attraktiv

Auch darüber, was abseits des Gehalts noch relevant ist, haben die Befragten klare Vorstellungen: Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten stehen für gut 80 Prozent an erster Stelle, flexible Arbeitszeitmodelle finden etwa 70 Prozent wichtig. Doch während der Großteil der Arbeitgeber Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung schafft, werden nur etwa jedem zweiten Arzt flexible Arbeitszeiten angeboten.

Auch die betriebliche Altersvorsorge steht hoch im Kurs. Dabei ist weniger als ein Drittel der Befragten derzeit über den Arbeitgeber entsprechend abgesichert. „Wer als Praxisinhaber hoch qualifizierte Mitarbeiter an sich binden will, sollte also auch an solche finanziellen Benefits denken“, sagt Wortmann. „Eine betriebliche Altersvorsorge zum Beispiel lässt sich meist sehr unkompliziert aufsetzen und kann enorm dazu beitragen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren.“

Befragt wurden insgesamt 700 ambulant angestellte Humanmediziner, davon 350  Hausärzte und 350 Fachärzte (Augenheilkunde, Chirurgie & Orthopädie, Dermatologie, Gynäkologie, HNO, Innere Medizin und Pädiatrie). Die Online-Befragung wurde von DocCheck Research (Köln) durchgeführt und die  Stichprobe aus dem DocCheck Panel gezogen, das aufgrund seiner Datengüte und hoher Repräsentativität ein gutes Spiegelbild der Grundgesamtheit der Ärzteschaft in Deutschland abbildet.

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