Neuer Forschungsansatz

Antibiotika-Alternative bei Parodontitis?

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Zahnmedizin
Könnte ein neuer Ansatz zur Bekämpfung von Parodontitis womöglich einen adjuvanten Antibiotika-Einsatz überflüssig machen? Forscher haben einen Wirkstoff entdeckt, der sich selektiv nur gegen die parodontalpathogenen Keime richtet.

Bisher kommen bei der Parodontitis-Behandlung häufig Antibiotika als adjuvante Therapie zum Einsatz, die entweder lokal appliziert oder systemisch verabreicht werden. Dies birgt nicht nur den Nachteil unerwünschter Nebenwirkungen und Resistenzbildungen, sondern eliminiert auch die mit Gesundheit assoziierten Keime im oralen Mikrobiom.

Ein Team der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie und der Periotrap Pharmaceuticals GmbH suchte deshalb nach einem Weg, gezielt parodontalpathogene Bakterien im Mund eliminieren.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickelten dafür eine Testsubstanz, die ein bestimmtes Enzym in den Bakterien inhibiert, das für den Stoffwechsel eine besondere Rolle spielt - die Glutaminylzyklase. Durch die selektive Hemmung dieses Enzyms gehen die parodontalpathogenen Keime zugrunde [Taudte et al., 2021]. In den Labortests zeigte sich, dass die neue Substanz das Wachstum der pathogenen Bakterien tatsächlich unterdrückt.

Lediglich parodontalpathogene Bakterien werden eliminiert

Das Besondere: Die Substanz greift lediglich Mikroorganismen an, die in starker Assoziation zu Parodontalerkrankungen stehen. Die Wissenschaftler erklären dies dadurch, dass das Angriffsziel – die Glutaminylzyklase - in zwei unterschiedlichen Varianten existiert.

Die in dieser Studie im Fokus stehenden Bakterien Porphyromonas gingivalis, Tannerella forsythia und Prevotella intermedia besitzen eine Glutaminylzyklase -Sequenz, die bislang nur bei Pfanzen oder Tieren beobachtet wurde [Taudte et al., 2021]. Ihre Struktur unterscheidet sich signifikant von den Säugetier-Sequenzen des übrigen oralen Mikrobioms. Die Forscherinnen und Forscher vermuten, dass die Unterschiede ausreichen, die Funktionalität der menschlichen Enzyme nicht zu beeinflussen.

Mit ihrer Studie liefern sie zunächst den Nachweis, dass der Ansatz grundsätzlich funktioniert. In weiteren Studien muss dieser nun verfeinert und in späteren klinischen Studien überprüft werden. Bis aus den bisherigen Forschungsergebnissen ein marktreifes Medikament wird, könnten also noch mehrere Jahre vergehen.

Originalpublikation: Studie: Taudte N. et al. Mammalian-like type II glutaminyl cyclases in Porphyromonas gingivalis and other oral pathogenic bacteria as targets for treatment of periodontitis. Journal of Biological Chemistry (2021). Doi: 10.1016/j.jbc.2021.100263,https://doi.org/10.1016/j.jbc.2021.100263

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