Neues Konzept zur Patientensteuerung

AOK setzt auf teambasierte Primärversorgung

ao
Politik
In einem Eckpunktepapier skizziert der AOK-Bundesverband Ideen für eine bessere ambulante Patientensteuerung. Darin schlägt der Verband ein „teambasiertes Primärversorgungssystem“ und eine schnelle Ersteinschätzung vor.

In der anhaltenden Debatte über Steuerungsdefizite und die Benachteiligung von gesetzlich versicherten Patienten bei der Terminvergabe in Arztpraxen hat der AOK-Bundesverband am Mittwoch das Konzeptpapier „Von Anfang an gut versorgt: Eckpunkte für eine Primärversorgung in Deutschland“ vorgelegt. Für mehr Effizienz schlägt die AOK darin zwei Instrumente vor: Zum einen soll die bestehende hausärztliche Versorgung zu einem „teambasierten Primärversorgungssystem“ weiterentwickelt werden. Zum anderen soll als neues Steuerungselement eine schnelle Ersteinschätzung des konkreten Bedarfs und der Dringlichkeit erfolgen.

„Kernelement unseres Konzepts sind Primärversorgungspraxen als ein gut erreichbarer und verlässlicher Anlaufpunkt für Patientinnen und Patienten“, erklärte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes Dr. Carola Reimann. So sollen Teams aus Ärzten, Pflegefachkräften, Physician Assistants und weiteren Gesundheitsberufen eine umfassende Grundversorgung übernehmen und die Patienten bei Bedarf weiter durch das System leiten. „Wir brauchen eine stabile Grundversorgung, damit die Bevölkerung das Vertrauen in ihre gesundheitliche Absicherung nicht verliert", so Reimann weiter. In diesen Teams sei auch die Integration von telemedizinischen Angeboten besser möglich als in der Einzelpraxis.

Zugang zum Facharzt nur mit Überweisung

Versicherte sollen ihre Primärversorger und Fachärzte weiter frei wählen dürfen. Für den Zugang zur fachärztlichen Versorgung sieht die AOK allerdings eine qualifizierte Überweisung vor. „Mit Blick auf lange Wartezeiten auf Termine und die Ambulantisierungsziele der Krankenhausreform muss auch die fachärztliche Versorgung bedarfsgerecht ausgerichtet werden“, sagte Reimann zur Begründung. Ausnahmen sollen für den Besuch von Kinder- und Frauenärzten sowie für chronisch Kranke und Früherkennungsuntersuchungen gelten. Damit GKV-Versicherte schneller Termine bei Fachärztinnen und -ärzten erhalten, sollen Selbstzahlerleistungen dem Konzept zufolge künftig nur noch in ausgewiesenen Sprechstunden angeboten werden dürfen.

Mit ihren Ideen für eine Primärversorgung will die AOK „bundeseinheitliche Mindeststandards“ setzen und in die bestehende Bedarfsplanung eingreifen. Demnach soll der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) Mindeststandards für einen neuen Versorgungsauftrag definieren. Auf dieser Basis soll künftig die ambulante Bedarfsplanung erfolgen.

Übergangsregelungen für bestehende Hausarztpraxen

Hausärzte, die sich neu niederlassen, müssen dann die neuen Anforderungen erfüllen. Für bestehende Praxen stellt sich die AOK Übergangsregelungen vor. Für das Zielbild einer interprofessionell aufgestellten Teampraxis fordert die AOK neue Vergütungsregelungen. Regional gewachsene Strukturen sollen aber weiterhin eine Zukunft haben. „Vor dem Hintergrund der sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in Ballungsräumen und in der Fläche müssen aber regionale Spielräume ermöglicht werden“, betont Reimann.

Als weiteren wichtigen Baustein sieht die AOK neben den Primärversorgern auch die bei den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) angesiedelten Leitstellen. Flankierend zur Primärversorgung sollen sie die Behandlungsdringlichkeit anhand eines standardisierten Ersteinschätzungsverfahrens beurteilen und Patienten ebenfalls in die passende Versorgung vermitteln.

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