AOK warnt vor Risiken für Patienten
Patienten in Deutschland werden laut AOK-Bundesverband in den Krankenhäusern oft durch Strukturmängel dem Risiko von Behandlungsfehlern ausgesetzt. "Offensichtlich können nicht mehr alle Krankenhäuser garantieren, dass ausschließlich aus medizinischen Gründen operiert wird", sagte AOK-Vorstand Uwe Deh in Berlin.
"Das Risiko für die Patienten steigt, wenn Kliniken mangels Erfahrung in einzelnen Bereichen suboptimale Ergebnisse erzielen." Hintergrund ist, dass die Krankenhäuser in zunehmendem Konkurrenzdruck stehen. Einen Überblick über neue Entwicklungen bei Behandlungsfehlern in Kliniken und Arztpraxen gab der Medizinische Dienst der Krankenkassen in Berlin.
Keine Aussage zur Fehlerträchtigkeit einzelner Behandlungen
Die gute Nachricht: Während die Zahl der Behandlungsfehlervorwürfe insgesamt auf rund 14.500 stieg, sank gleichzeitig der Anteil der bestätigten Behandlungsfehler von knapp 30 auf 25,3 Prozent. Ob hier eine zufällige Schwankung vorliegt, "sei abzuwarten", hieß es zur Enttäuschung der anwesenden Medienvertreter. Auch erlaube die weitere Aufschlüsselung der vermeintlichen sowie bestätigten Behandlungsfehler keinerlei Rückschlüsse auf die Wahrscheinlichkeit eines Behandlungsfehlers in einzelnen Disziplinen.
"Wir können nichts dazu aussagen, wie fehlerträchtig einzelne Behandlungen sind", machte Prof. Dr. Astrid Zobel, Leitende Ärztin Sozialmedizin des MDK Bayern, während der Vorstellung der Statistik deutlich. Dazu fehlten flächendeckende Informationen zu den Fallzahlen. Insgesamt könne auch keine Aussage zur Gesamtzahl der Behandlungsfehler gemacht werden.
Gutachten: Die meisten Fehler passieren bei Hüft- und Knieoperationen
Im Vorjahr hatten die Gutachter rund 12.500 Expertisen zu vermuteten Behandlungsfehlern erstellt. Fehlerhafte Behandlungen waren am häufigsten unter anderem bei Hüft- und Knie-Operationen vorgekommen. Patienten wenden sich auch an Gutachterstellen der Ärzteschaft und direkt an Gerichte.
Deh verwies auf Fortschritte in den vergangenen Jahren. "Die Mauer des Schweigens ist niedriger geworden", sagte er. "Es gibt auch weniger Berührungsängste etwa in den Kliniken, Fehler in anonymen Meldesystemen zu melden." Doch das Risiko sei immer dann groß, wenn eine Behandlung komplex sei und es viele Beteiligte gebe. "Und bei hochriskanten Medizinprodukten wie Implantaten in den Blutgefäßen oder zum Gelenkersatz brauchen wir endlich Studien, die Nutzen und Sicherheit zeigen."
Der Vorwurf: Kliniken zu wenig am Bedarf des Patienten orientiert
Laut AOK-Krankenhausreport sterben jedes Jahr tausende Patienten wegen Behandlungsfehlern in Kliniken. Typische Fehler seien Verwechslungen bei den Medikamenten und mangelnde Desinfektion der Hände bei Ärzten und Pflegern. Ab 26. Mai will eine Kommission aus Vertretern von Bund, Ländern und Koalitionsfraktionen eine Klinikreform aushandeln, die auch auf mehr Qualität abzielt.
Ein Ziel ist, dass Klinikabteilungen mit unterdurchschnittlichen Behandlungserfolgen geschlossen werden können. Krankenhäuser sollen je nach Qualität besser oder schlechter bezahlt werden können. Deh forderte, mit der Reform Ernst zu machen. "Alle wissen, dass der Kliniksektor zu wenig am Bedarf und am Effekt für die Patienten orientiert ist", sagte er. Ein großer Schritt sei nötig. "Es geht um gute Strukturen für die nächsten Jahrzehnte."