Aphthen: Rezidive über Jahrzehnte möglich
Rezidivierende Aphthen gehören zu den häufigsten Erkrankungen der Mund- und Rachenschleimhaut – bei Kindern und Jugendlichen stehen sie sogar an Platz 1 der Mundschleimhautläsionen. Sie beginnen meist im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt und Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer. Die aktualisierte Leitlinie soll die diagnostische und therapeutische Sicherheit der behandelnden Zahnärztinnen und Zahnärzten sowie Ärzten verbessern und damit eine erfolgreiche Behandlung Betroffener ermöglichen.
Ätiologie noch nicht abschließend geklärt
Gemäß der Leitlinie liegt rezidivierenden Aphthen eine multifaktorielle Genese zugrunde, bei der unter anderem eine genetische Komponente, bakterielle oder virale Infektionen, Allergien, Mangelerscheinungen, hormonelles Ungleichgewicht, sowie Stress oder mechanische Aspekte eine Rolle spielen. Bei rezidivierenden Aphthen können diese in Zeiträumen von bis zu 40 Jahren immer wieder auftreten. Therapieziele sollen deshalb die Verkürzung der Erkrankungsdauer und die Schmerzreduktion sowie möglichst lange rezidiv-freie Zeiträume sein.
Die Leitlinie enthält ein Therapieschema mit verschiedenen Stufen. In Stufe 1 werden bei habituellen Aphthen beispielsweise lokale filmbildende Präparate oder Sucralfat, bei Aphthen vom Major-Typ fünfprozentige Tetracyclin-Mundspülung empfohlen. In Therapiestufe 2 kann Triamcinolonacetonid (0,1% Haftsalbe) angewendet werden. Ab Stufe 3 (eher therapieresistente/schwere Formen) wird eine Diagnostik und Weiterbehandlung in einem Fachzentrum empfohlen.
Kenntnis möglicher Differenzialdiagnosen kann entscheidend sein
Die Autorinnen und Autoren betonen die Bedeutung der Kenntnis möglicher Differenzialdiagnosen von Aphthen. Zu diesen gehören „Malignome und deren Vorstufen, andere Stomatopathien, reaktive Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut, gastrointestinale Syndrome, mukokutane Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, bullöse und lichenoide Dermatosen und Infektionskrankheiten.“ [AKOPOM, DGMKG, DGZMK, 2023].
Die rechtzeitige Erkennung potentiell maligner Vorläuferläsionen dient der Prävention der Entstehung eines oropharyngealen Karzinoms beziehungsweise zur Sicherung der Diagnose im Frühstadium und kann damit die Prognose der Patienten verbessern. Eine Verzögerung des Therapiebeginns bei einem Oropharynx-Karzinom von nur vier Wochen könne bereits zu einer deutlichen Verschlechterung der Überlebensrate führen. Deshalb lautet hier die klare Empfehlung, dass bei nicht eindeutig einer Erkrankung zuzuordnenden Läsionen, die über 14 Tage persistieren, unbedingt eine histologische Abklärung erfolgen soll.
Die Leitlinie und den Methodenreport finden Sie hier.
AKOPOM, DGMKG, DGZMK: „Diagnostik und Therapieoptionen von Aphthen und aphthoiden Läsionen der Mund- und Rachenschleimhaut“, Langfassung 2.0, 2021, AWMF-Registriernummer: 007-101, https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/007-101.html, (Zugriff 13.07.2023)