+++ Neue Studien zu SARS-CoV-2 +++

Autoantikörper im Liquor korrelieren mit kognitiven Einschränkungen nach COVID-19

nb
Allgemeinmedizin
Bislang ist die Pathogenese von neurologischen Langzeitfolgen nach COVID-19 nicht geklärt. Nun zeigte eine Studie, welche Patientengruppe von immuntherapeutischen Ansätzen profitieren könnte..

Studienleiterin Dr. Christiana Franke, Oberärztin an der Klinik für Neurologie an der Charité-Universitätsmedizin Berlin, wertete mit KollegInnen prospektiv Daten von 50 Betroffenen aus, die sich zwischen September 2020 und Dezember 2021 in der Charité und im Universitätsklinikum Köln mit kognitiven Einschränkungen aufgrund einer vorausgegangenen SARS-CoV-2-Infektion als Leitsymptom vorstellten.

Ihr Blutserum und die Cerebrospinalflüssigkeit (CFS) wurden auf Autoantikörper gegen intrazelluläre sowie Oberflächenantigene untersucht und mit dem Ergebnis des „Montreal-Cognitive-Assessment“ (MoCA)-Tests, des „Goldstandardtests“ zur Erfassung von kognitiven Einschränkungen, verglichen.

COVID-Erkrankte nehmen kognitive Einschränkungen oft subjektiv stärker wahr

Auffällig war zunächst, dass die Schwere der Kognitionseinschränkung subjektiv stärker wahrgenommen wurde als die durch den validierten Test erhobenen objektiven Ergebnisse es vermuten lassen. Denn MoCa-Test-Werte zwischen 26 und 30 (maximal mögliche Punktzahl) gelten als normal, erst ab 25 Punkten liegt eine kognitive Beeinträchtigung vor. Die Untersuchung der 50 Betroffenen ergab, dass nur 18 von ihnen Werte kleiner/gleich 25 aufwiesen, der MoCa-Test also bei mehr als der Hälfte der Betroffenen normal ausfiel.

Anti-neuronale Antikörper wurden bei 52 Prozent der Betroffenen nachgewiesen, bei 9 PatientInnen ausschließlich im Serum, bei 3 PatientInnen ausschließlich in der CSF, und bei 14 Betroffenen in Serum und CSF – darunter Antikörper gegen Myelin, Yo, Ma2/Ta, GAD65 und den NMDA-Rezeptor.

Was diese Studie als Kernergebnis zeigt, ist, dass krankhafte MoCa-Testergebnisse signifikant mit anti-neuronalen Antikörpern in der CSF assoziiert waren (p=0,0004). „Diese Ergebnisse deuten darauf, dass bei den Betroffenen, bei denen anti-neuronale Antikörper nachweisbar sind, autoimmune Mechanismen zur Entwicklung kognitiver Einschränkungen nach COVID-19 beitragen könnten“, erklärt Franke. „Bei diesen Patientinnen und Patienten mit Autoantikörpern wäre somit ein immuntherapeutischer Therapieansatz zu rechtfertigen."

Allerdings wisse man zum jetzigen Zeitpunkt nicht, ob die Autoantikörper ursächlich für die Beschwerden oder lediglich eine Begleiterscheinung seien. Weitere Studien seien daher erforderlich, um den genauen Pathomechanismus aufzudecken und die Wirksamkeit von Immuntherapien bei Autoantikörper-positiven Betroffenen zu untersuchen.

Franke C, Boesl F, Goereci Y et al. Association of cerebrospinal fluid brain-binding autoantibodies with cognitive impairment in post-COVID-19 syndrome. Brain, Behavior, and Immunity 2023. 16 Jan. <link url="https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0889159123000065?via%3Dihub" target="self" url-fragment="" seo-title="" follow="follow">doi.org/10.1016/j.bbi.2023.01.006

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