Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB)

Azubis bemängeln Digitalisierungsstand und Überstunden

LL
Gesellschaft
Mangelhafte Anleitung im Ausbildungsbetrieb, Überstunden und eine oft unzureichende digitale Ausstattung der Berufsschulen machen die aktuellen Azubis in Deutschland unzufrieden wie nie, zeigt der Ausbildungsreport der DGB-Jugend vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Auch ZFA-Azubis vergaben miese Bewertungen.

Die Zufriedenheit mit der Ausbildung ist im Vergleich zum Vorjahr so stark gesunken wie bisher noch nie. Das führt dazu, dass immer weniger Auszubildende ihren eigenen Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen würden, zeigt der Report. Vor allem die Defizite bei der digitalen Ausstattung stören die jungen Menschen. Vier von zehn Azubis (39 Prozent) bewerten diese in den Berufsschulen mit „ausreichend“ oder sogar „mangelhaft“.

Ebenso viele (39,8 Prozent) geben an, von ihren Ausbildungsbetrieben nur „selten“ oder sogar „nie“ die benötigten technischen Geräte für eine digitale Ausbildung zu erhalten. Darum fühlt sich mehr als jeder Dritte (35,9 Prozent) seitens der Berufsschule nur „ausreichend“ oder „mangelhaft“ auf die Digitalisierung vorbereitet.

Jeder Achte klagt über ausbildungsfremde Tätigkeiten

Ein weiterer Kritikpunkt ist eine mangelnde fachliche Anleitung im Ausbildungsbetrieb. 13,3 Prozent der Auszubildenden gaben bei der Umfrage an, Arbeitsvorgänge nur „selten“ oder „nie“ zufriedenstellend erklärt zu bekommen. Zudem sagten knapp 11 Prozent, dass ihr Ausbilder nur „selten“ oder sogar „nie“ am Ausbildungsplatz verfügbar sei. Jeder Achte (12,7 Prozent) müsse „immer“ oder „häufig“ ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen, etwa Toiletten putzen, Gläser spülen oder tagelange Renovierungsarbeiten leisten.

Zudem muss knapp ein Drittel der befragten Auszubildenden (32,1 Prozent) regelmäßig Überstunden machen, durchschnittlich sind es mehr als drei Stunden pro Woche. Fast jeder zehnte Auszubildende (9,5 Prozent) bekommt für die Überstunden weder eine Vergütung noch einen Freizeitausgleich. „Das sind klare Verstöße gegen das Berufsbildungsgesetz, die manche Arbeitgeber offenbar einfach in Kauf nehmen. Dagegen helfen nur strengere Kontrollen und eine konsequentere Verfolgung durch die Aufsichtsbehörden“, moniert DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker.

Jeder sechste Auszubildende (16,9 Prozent) würde die Ausbildung in seinem Ausbildungsbetrieb nicht weiterempfehlen. Die Begeisterung vieler Auszubildender nimmt dabei im Laufe der Ausbildung ab. So würden im ersten Ausbildungsjahr nur noch zwei Drittel der Auszubildenden (66,9 Prozent) ihre Ausbildung weiterempfehlen. Im letzten Ausbildungsjahr sind das nur noch weniger als die Hälfte (47,6 Prozent).

64,5 Prozent der ZFA sind „sehr zufrieden“

Zu den Berufen mit den besten Bewertungen hinsichtlich der fachlichen Qualität zählen Industriemechaniker und Mechatroniker, Bankkaufmann oder -frau sowie Steuerfachangestellte. Berufe mit mittleren Bewertungen sind ZFA und MFA, Industriekaufmann oder -frau und Verwaltungsfachangestellte sowie Gärtner. Die schlechtesten Bewertungen erhielten hier die Berufe als Maler und Lackierer, Kaufmann oder -frau im Einzelhandel, Verkäufer und Hotelfachmann oder -frau.

Knapp ein Fünftel der künftigen Hotelfachleute sowie der medizinischen und zahnmedizinischen Fachangestellten (MFA/ZFA) gaben an, keinen Ausgleich für geleistete Überstunden zu erhalten. Je mehr Überstunden, desto höher die Unzufriedenheit, lässt sich grob aus den Ergebnissen ablesen. Das betrifft offenbar aber nur einen kleinen Anteil: Nur 6,5 Prozent der ZFA-Azubis sind nicht zufrieden, 64,5 Prozent geben sogar an, mit der Ausbildung „sehr zufrieden“ zu sein.

Die repräsentative Befragung wurde von September 2022 bis April 2023 durchgeführt. Insgesamt haben sich 9.855 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen beteiligt.

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