Treffen mit Bayerischer Landeszahnärztekammer

Bayerns Gesundheitsministerin fordert mehr Regulierung bei iMVZ

pr
Politik
Im Gespräch mit der Spitze der Landeszahnärztekammer forderte Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach mit Blick auf die zahnärztliche Versorgung auf dem Land von der Bundesregierung eine stärkere Regulierung von medizinischen Versorgungszentren.

„Seit 2004 ist die Zahl der zahnärztlichen MVZ von 14 auf inzwischen 229 gestiegen!", sagte die Ministerin bei einem Gespräch mit der Spitze der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK) letzte Woche in München. “Die dynamische Entwicklung bei den MVZ gefährdet eine flächendeckende Versorgung. Vor allem investorenbetriebene MVZ konzentrieren ihr Angebot zunehmend auf Ballungsräume. Dabei brauchen wir eine hochwertige und wohnortnahe zahnmedizinische Versorgung auch auf dem Land!“

"Noch hat die Bundesregierung nichts von den Regulierungsvorschlägen umgesetzt!“

Diese Entwicklung müsse man endlich aufhalten. Gerlach: "Gute Zahnbehandlung soll schließlich keine Massenabfertigung sein. Bayern hat bereits im Juni letzten Jahres gemeinsam mit Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein einen Entschließungsantrag in den Bundesrat mit konkreten Regulierungsvorschlägen eingebracht. Noch hat die Bundesregierung davon nichts umgesetzt.“

„Die derzeitigen Rahmenbedingungen führen dazu, dass sich viele junge Kolleginnen und Kollegen nicht mehr in eigener Praxis niederlassen und ihr Berufsleben als Angestellte planen“, berichtete BLZK-Präsident Dr. Dr. Frank Wohl. "Dadurch wird die zahnmedizinische Versorgung des ländlichen Raums, in dem 55 Prozent der bayerischen Bevölkerung leben, stark gefährdet. Bürokratieabbau, Fachkräftemangel und jahrzehntelange Stagnation des GOZ-Punktwerts machen den Weg in die Selbstständigkeit immer unattraktiver und riskanter.“ Er ist zuversichtlich, dass Gerlach die Probleme der bayerischen Zahnärzte mit Nachdruck an den zuständigen Bund adressiert.

„Zwei Drittel der hierzulande aktiven Zahnmedizinketten versteuern mittlerweile in sogenannten Offshore-Finanzzentren wie etwa Jersey oder die Cayman Islands,“ ergänzte Wohl im Anschluss des Gesprächs gegenüber den zm. „Es ist eine geradezu unerträgliche Vorstellung, dass Beitragsgelder der sozialen Krankenversicherung in Deutschland mit Hilfe von Finanzakrobaten in Steueroasen fließen, wo sie der steuerlichen Veranlagung der deutschen Steuerbehörden entzogen sind. Dieser Entwicklung muss schleunigst Einhalt geboten werden.“

"Die Bundesregierung muss bei der GOZ dringend eine Reform auflegen!“

Bei dem Treffen kam die Ministerin auch auf die GOZ zu sprechen. Sie unterstützt die Forderung der Zahnärzteschaft nach einer grundlegenden GOZ-Überarbeitung. Gerlach: „Der Punktwert wurde seit über 35 Jahren nicht mehr angepasst. Das entspricht weder wirtschaftlich noch wissenschaftlich dem aktuellen Stand. Die Bundesregierung muss dringend eine Reform auflegen.“

Wohl: „Der stagnierende GOZ-Punktwert, der anhaltende Wertverlust aufgrund der Inflation sowie die stetig steigenden Personal-, Energie-, Material- und Laborkosten sind Faktoren, die unsere bayerischen Zahnärzte derzeit beschäftigen. Die dramatischen Folgen sind, dass zahnärztliche Leistungen nicht mehr angemessen honoriert werden, unsere Praxen um ihre Wirtschaftlichkeit bangen müssen und sich der anhaltende Fachkräftemangel mehr und mehr verschärft. Wir fordern daher weiterhin, dass der GOZ-Punktwert endlich an die aktuellen wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst wird“

Dennoch geht er davon aus, dass es von Seiten der Bundespolitik mittelfristig keine Änderung der GOZ geben wird: "Wir haben uns daher zuletzt mit unserer Informationsreihe GOZ ON TOUR selbst geholfen und unseren bayerischen Zahnärzten konkrete Handlungsempfehlungen an die Hand gegeben, wie sie Abrechnungsmöglichkeiten im Rahmen der GOZ optimal nutzen und Patienten darüber transparent und nachvollziehbar aufklären können. Der Erfolg der Veranstaltungen hat uns bestätigt, dass wir unseren Zahnärzten mit der Informationsreihe einen echten Mehrwert für ihre tägliche Praxisarbeit geboten haben. GOZ ON TOUR geht daher auch zukünftig weiter.“

Bei dem Treffen verwies Gerlach auch auf die Erfolge der zahnärztlichen Prävention in allen Altersgruppen, inbesondere auf die Gruppenprophlyaxe bei Kindern und Jugendlichen. BLZK-Vizepräsidentin Dr. Barbara Mattner, die seit diesem Jahr auch Vorsitzende der Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft Zahngesundheit (LAGZ) ist, hob die Unterstützung seitens des Ministeriums hervor, vor allem beim Prophylaxeprogramm, dem „Seelöwenprogramm“ sowie bei einer bayerischen Studie zu MIH.

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