Studie der Hans-Böckler-Stiftung

Betrieblicher Gesundheitsschutz: Oft Defizite bei der Beteiligung der Beschäftigten

LL
Gesellschaft
Wie es um das betriebliche Gesundheitsmanagement in Deutschland bestellt ist, hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung analysiert.

Inwieweit Unternehmen ihrer Verantwortung gerecht werden, hat eine Analyse des WSI anhand von Daten der WSI-Betriebs- und Personalrätebefragung 2021 untersucht. Mehr als 3.700 Beschäftigtenvertretungen hatten sich daran beteiligt. Die Auswertung ergab, dass sich Management und Interessenvertretungen in vielen mitbestimmten Betrieben zuletzt intensiv mit Gesundheitsthemen befasst haben, auch aufgrund der Corona-Pandemie.

Demnach boten fast drei Viertel (73,5 Prozent) der Betriebe im Jahr 2021 betriebliche Gesundheitsförderung an. Zum Vergleich: 2015 waren es nur die Hälfte (50,4 Prozent). Bei der Umsetzung von Beteiligungsmöglichkeiten seitens der Beschäftigten hapert es allerdings laut der Analyse häufig noch. Überdies ist in Betrieben ohne Betriebsrat das Engagement für den Gesundheitsschutz erfahrungsgemäß geringer. Die Quote dort könnte also spürbar niedriger liegen als bei den befragten Betrieben.

Die betriebliche Gesundheitsförderung ist ein freiwilliger Baustein für eine langfristige Gesundheitsprävention und umfasst betriebliche Angebote wie Kurse zu Stressbewältigung, Bewegung oder Ernährung. Der Anteil steigt mit der Größe der Betriebe: Wo bis zu 50 Beschäftigte arbeiten, beträgt er 58,1 Prozent, ab 500 Beschäftigten 87,6 Prozent. Im Vergleich von elf großen Branchen liegen Finanzen und Versicherungen mit 86,9 Prozent und die öffentliche Verwaltung mit 82,3 Prozent vorn, der Bereich Investitionsgüter mit 58,8 Prozent hinten.

Während bei Betriebs- und Personalräten vorher vor allem Überstunden, Arbeitsintensivierung, Zeit- und Leistungsdruck die Agenda beherrschten, hatten 2021 die drei meistgenannten Arbeitsfelder auch mit der Pandemie zu tun: Mit Corona und den Folgen für den Betriebsablauf befassten sich 89 Prozent der Befragten, mit Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung 86,1 Prozent, mit mobiler Arbeit und Homeoffice 80,5 Prozent.

Die aktive Einbindung der Beschäftigten lässt zu wünschen übrig

Wenn das betriebliche Gesundheitsmanagement im Unternehmen nicht immer reibungslos funktioniert, führen das 73,6 Prozent der Befragten auf Zeit- und Personalmangel bei den Akteuren des Gesundheitsschutzes zurück, 45,3 Prozent auf den Verwaltungsaufwand. Mangelndes Bewusstsein der Geschäftsführung wurde mit 43,7 Prozent 2021 seltener genannt als vor der Pandemie mit 50,9 Prozent. Auch fehlendes Fachwissen und die Komplexität der gesetzlichen Auflagen wurden weniger häufig für Probleme verantwortlich gemacht als noch 2018.

Alles in allem halten die Forscherinnen es für „ein gutes Zeichen“, dass betriebliches Gesundheitsmanagement zunehmend zum Einsatz kommt. Es gebe allerdings auch Schwachstellen. Beispielsweise lasse die aktive Einbindung der Beschäftigten in der betrieblichen Praxis zu wünschen übrig. Das sei auch deshalb bedauerlich, weil Unternehmen angesichts von Arbeitskräfteengpässen ein besonderes Interesse an gesunden und zufriedenen Beschäftigten haben sollten.

Elke Ahlers, Valeria Quispe Villalobos: Betriebliche Arbeitswelt und Potenziale des Gesundheitsschutzes, Ergebnisse der WSI-Betriebs- und Personalrätebefragung 2021, WSI-Report Nr. 89, Oktober 2023,

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