Braucht die E-Akte ein eigenes Institut?
Die Einführung der elektronischen Patientenakte (eEPA) braucht einen klaren Fahrplan, heißt es in der Expertise, die die Bertelsmann-Stiftung jetzt veröffentlichte. Entscheidend sei dabei eine effektive Governance-Struktur. Dazu schlagen die Experten ein "auf Dauer angelegtes eEPA-Bundesinstitut unter politischer Steuerung des Bundesgesundheitsministeriums" vor, um die Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit des Projekts sicherstellen.
Bundesinstitut könnte Projekt in zehn Jahren auf den Weg bringen
Das Institut würde Standards und Rahmenbedingungen sowie zulässige Betreibermodelle definieren, führt die Bertelsmann-Stiftung in ihrer Studie aus. Neben der Steuerung durch das Institut brauche es aber noch weitere Bausteine zur Umsetzung. Dazu gehöre etwa ein eigener Rechtsrahmen und eine detaillierte Finanzplanung. Bis zur vollen Umsetzung rechnen die Experten mit einem Zeitraum von zehn Jahren.
Techniker Krankenkasse ist schneller
Ein Projekt für eine elektronische Patientenakte ist bei der Techniker Krankenkasse bereits in der Pipeline. Die Kasse hat nach einer europaweiten Ausschreibung vor kurzem das Unternehmen IBM beauftragt, eine eEPA für ihre rund zehn Millionen Versicherten zu entwickeln ("TK entwickelt E-Patientenakte selbst"). Die für alle TK-Mitglieder kostenfreie Akte ist als zentraler Datenspeicher gedacht, mit dem die Kasse ihrem Mitglied alle Leistungsdaten zur Verfügung stellt, die sie selbst besitzt.
Die Studie der Bertelsmann-Stiftung wurde unter anderem erstellt von Prof. Dr. Peter Haas, Medizininformatiker der Fachhochschule Dortmund. Haas war langjähriger Sprecher des Beirats der gematik. Vor seiner Hochschultätigkeit war er mehrere Jahre in Krankenhäusern und in der Software-Industrie tätig. Dazu gehörte auch die Beschäftigung mit den vernetzten Krankenhausinformationssystemen KIS sowie mit APIS, dem Arztpraxisinformationssystem.