Bruxismus kommt selten allein
Ein belgisches Forscherteam fand heraus, dass Bruxismus mit einem bis zu fünffach erhöhten Risiko für muskuloskelettale Erkrankungen assoziiert ist. Für die Studie wurden 425 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter zwischen 26 und 54 Jahren im Universitätsklinikum Lüttich klinisch untersucht und füllten Fragebögen aus. Neben der Krankengeschichte wurden die Selbsteinschätzung der muskuloskelettalen Beschwerden, Lebensgewohnheiten, Stress und soziodemografische Faktoren abgefragt.
Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsapparat
Muskuloskelettale Erkrankungen
Unter den Sammelbegriff „Muskuloskelettale Erkrankungen“ fallen mehr als 150 verschiedene Krankheitsbilder, die den Bewegungsapparat (Muskeln, Knochen, Gelenke, Bindegewebe) betreffen [WHO]. Die meisten sind schmerzhaft und können zu Bewegungseinschränkungen führen. Dazu zählen unter andrem Arthrose, Osteoporose, Arthritis, Weichteilrheuma und Rückenschmerzen. „Muskuloskelettale Erkrankungen sind weltweit die führende Ursache von chronischen Schmerzen, körperlichen Funktionseinschränkungen und Verlust an Lebensqualität. Erkrankungen, Beschwerden und Verletzungen des Haltungs- und Bewegungsapparats gehören zu den häufigsten Leiden in Deutschland und verursachen hohe volkswirtschaftliche Kosten (beispielsweise Aufwendungen für krankheitsspezifische Behandlungen, Arbeitsunfähigkeit oder für Frühberentung).“ [RKI].
Die Ergebnisse zeigen, dass rund 75 Prozent der untersuchten Personen unter Bruxismus litten und 91 Prozent in den vergangenen 12 Monaten mindestens eine muskuloskelettale Erkrankung hatten. Das Risiko für muskuloskelettale Erkrankungen war bei Bruxismus um das Fünffache erhöht. Zu den Bereichen, in denen gehäuft muskuloskelettale Schmerzen auftraten, gehörten der obere und untere Rücken, Schulter, Nacken, Hüfte, Oberschenkel und die Knie. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Körper ein Ganzes ist, ein ausgewogenes Muskelsystem, bei dem jeder Teil ein Glied in der Kette darstellt.“ [Mainjot et al., 2023]. Störungen des stomatognathen Systems könnten Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsapparat haben, so die Forschenden. Bei der Interpretation der Ergebnisse muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Studie keine Kausalität feststellt, sondern lediglich eine Assoziation.
Mainjot AK, Oudkerk J, Bekaert S et al. Bruxism as a new risk factor of musculo-skeletal disorders? J Dent. 2023 Aug;135:104555. doi: 10.1016/j.jdent.2023.104555. Epub 2023 May 30. PMID: 37263410.