Ein Mann mit Fortune

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bringt sich in Stellung

silv
Politischer Posten-Poker, nächste Runde: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bringt sich in Stellung. Ihm stehen harte Monate des Abwägens und Abwartens bevor. Am Ende steht vielleicht der CDU-Vorsitz.

Politiker brauchen Fortune, Spahn hat sie. Und der gelernte Bankkaufmann aus dem Münsterland weiß, wie man Machtanspruch anmeldet: „Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen“ ist der Satz der Stunde. Das wollen auch andere, nicht minder starke Politiker. Die drei aktuellen Kandidaten sind Spahn (39), NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (58) und Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz (64).

Minister Fleißig

Für seinen Job als Bundesgesundheitsministers, den Spahn seit März 2018 innehat, wird ihm von Konkurrenz und Öffentlichkeit ein größtenteils positives Zeugnis ausgestellt. Auf der Habenseite steht die Pflegeoffensive, die Spahn im vergangenen Sommer gemeinsam mit Arbeitsminister Hubertus Heil und Familienministerin Franziska Giffey auf den Weg brachte. Spahn kämpft zudem für die elektronische Patientenakte, eines der größten Digitalisierungsprojekte der Regierung. Er gilt als "Minister Fleißig": 20 Gesetze hatte er Ende 2019 in 20 Monaten Amtszeit auf den Weg gebracht.

Politisch gescheitert ist er mit dem Versuch, die Organspende neu zu regeln. Der Bundestag hatte Mitte Januar nach intensiv-emotionalen Debatten beschlossen, dass für eine Organspende wie bisher die ausdrückliche Zustimmung des Spenders oder seiner engen Angehörigen erforderlich ist. Spahns Vorstellung war es, eine Widerspruchslösung zu etablieren, gemäß derer jeder Mensch zum potenziellen Spender geworden wäre, der nicht aktiv widersprochen hätte.

Nach dem angekündigten Rückzug von Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer wollen die einen eine möglichst schnelle Klärung der Parteivorsitz- und Kanzlerkandidaturfrage, die anderen mahnen zu Besonnenheit, die Zeit einschließt.

Aber ist er denn schon alt genug?

Zeit hat Spahn, das wird ihm seit jeher vorgehalten. Die Frage um sein Alter ist wie ein unsichtbarer Begleiter, der immer dann in Erscheinung tritt, wenn Spahn Verantwortung übernehmen will. Am 16. Mai feiert der jüngste Minister im Kabinett Merkel seinen 40. Geburtstag und möglicherweise bietet die "4" Anlass, den Politiker aus einer lästigen öffentlichen Diskussion zu befreien: Wann ist jemand alt genug, um ein wichtiges politisches Amt zu übernehmen? Oder, anders gefragt, ab wann ist jemand alt genug für Kanzler?

Als Beispiel dafür, dass Alter kein Aspekt sein mag, wird gern der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) angeführt. Er ist sieben Jahre jünger als Spahn, was im Grunde nichts beweist, in der politischen Diskussion aber ein gern angeführtes Argument ist.

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