Burn-out: Klinikchefs weniger anfällig als Ärzte
„In Krankenhäusern sind tatsächlich jene Fachärzte, die in keiner leitenden Position sind, am stärksten gefährdet“, bestätigt die Autorin Dr. Carla Albrecht von der Fakultät für Psychologie und Pädagogik der Ludwig-Maximilians-Universität München.
An der Vorgänger-Befragung von Juli bis September 2013 nahmen insgesamt 1.045 Klinikärzte aus verschiedenen Fachrichtungen - davon 477 Männer und 568 Frauen - online teil. Das Durchschnittsalter der Männer lag bei 42, das der Frauen bei 37 Jahren; fast zwei Drittel der Teilnehmer arbeiteten in allgemeinen Krankenhäusern, 15,9 Prozent in Universitäts- und 10,8 Prozent in Spezialkliniken.
Wichtigstes Ergebnis: „21,5 Prozent der Teilnehmer gaben an, momentan unter klinisch relevanten depressiven Symptomen zu leiden. Dies entspricht in etwa der Zwölf-Monats-Querschnitts-Prävalenz in der deutschen Bevölkerung“, so Albrecht.
Besonders belastend: mangelnde Unterstützung, Gratifikationskrisen, illegitime Aufgaben
Als besonders belastend empfanden die Teilnehmer mangelnde soziale Unterstützung bei der Arbeit, Gratifikationskrisen – ein Ungleichgewicht zwischen erlebten Belastungen und dafür erhaltenen Belohnungen – sowie illegitime Aufgaben. Als illegitime Aufgaben im Sinne der Umfrage galten solche, die einen Arzt entweder unter- oder überfordern oder aber als komplett unnötig angesehen werden.
Drei von vier befragten Ärzten fühlen sich vom direkten Vorgesetzten unzureichend unterstützt und haben das Gefühl, sich bei Schwierigkeiten nicht auf ihn verlassen zu können. Ähnliche Gefühle in Bezug auf Kollegen hat jeder Zweite. 79 Prozent der Teilnehmer betonen, gelegentlich bis sehr häufig unnötige Aufgaben übernehmen zu müssen. „Eine Gratifikationskrise betraf in unserer Studie fast 40 Prozent der Fachärzte, aber nur 14 Prozent der Chefärzte“, ergänzt Albrecht.
1. Albrecht C, Giernalczyk T: Psychother im Dial 2016;17(2):36-392. Albrecht C: Belastungserleben bei Lehrkräften und Ärzten. Neue Ansätze für berufsgruppenspezifische Prävention. Verlag Julius Klinkhardt 2016