BZÄK verstärkt Protest gegen aktuelle Gesundheitspolitik
„Bürokratie ist unser schwierigster Patient, aber das ist keinesfalls das einzige Problem. Die Politik braucht mehr Praxisnähe, um den aktuellen Herausforderungen in den Zahnarztpraxen und den Interessen der Patientinnen und Patienten gerecht zu werden. Wir lassen nicht locker und werden deshalb in den nächsten Wochen unsere Lösungsvorschläge und Forderungen kraftvoll und pointiert an die Politik adressieren“, kündigt BZÄK-Präsident Prof. Christoph Benz an.
„Politik braucht Praxisnähe“ lautet der dringende Appell der BZÄK, mit dem sie auf die gravierenden Defizite der aktuellen Gesundheitspolitik aufmerksam machen. Vor allem im ländlichen Raum droht ein Praxissterben, wenn nicht bald gegengesteuert wird.
51 Arbeitstage gehen für Verwaltungstätigkeiten drauf
„Ein Grund für den hohen Standard der zahnärztlichen Versorgung sind die vielen inhabergeführten Zahnarztpraxen. Damit das so bleibt, brauchen junge Zahnärztinnen und Zahnärzte Anreize, um eine Landpraxis zu führen. Sie benötigen Unterstützung von den Kommunen und Informationen über das regionale Umfeld. Familienfreundlichkeit, Patientenaufkommen und vor allem Infrastruktur – das sind wichtige Faktoren für eine Niederlassung“, erklärt BZÄK-Vizepräsidentin Dr. Romy Ermler.
„Wir wollen heilen statt heften!“
"Weniger Prüfbürokratie wagen. Sie frisst Zeit, Geld und Nerven, aber niemand hat etwas davon. Im Gegenteil: Jeden Tag sind ganze Praxisteams mit unnötiger Dokumentation befasst, die zulasten der Patientenbehandlung geht.
Zukunft der Landpraxen sichern. Vor allem auf dem Land suchen manche Zahnarztpraxen händeringend eine Nachfolge. Der freie Beruf des Zahnarztes muss attraktiv bleiben, sonst drohen Lücken in der Versorgung, vor allem in den Dörfern und Kleinstädten.
Nicht am falschen Ende sparen. Behandlung ist gut, Vorsorge ist besser. Bei Präventionsmaßnahmen darf nicht der Rotstift angesetzt werden, sonst werden die Gesundheit der Betroffenen und steigende Folgekosten riskiert.
Zahnmedizin gehört in Zahnarzthände. Sogenannten Private-Equity-Fonds, die in Medizinische Versorgungszentren investieren, geht es in erster Linie um den Profit. Deshalb: Freie Praxen schützen, gegen die Kommerzialisierung der Zahnmedizin!
Selbstverwaltung stärken. Bitte keine britischen Verhältnisse und kein staatliches Gesundheitswesen. Das duale Gesundheitssystem hat sich bewährt und die Selbstverwaltung ist ein hohes Gut. Daher bitte weder Turbokapitalismus in Stadt und Land noch Medizinsozialismus mit Qualität von der Stange, sondern Erhalt des bewährten Gesundheitssystems mit der Therapiefreiheit der Zahnärztinnen und Zahnärzte.
Sicherheit für den zahnmedizinischen Nachwuchs. Damit sich auch in Zukunft hochqualifizierte Zahnärztinnen und Zahnärzte flächendeckend um das Patientenwohl kümmern, muss es sich auch in Zukunft lohnen, eine eigene Praxis zu gründen."
Unattraktiver wird die Praxisgründung durch die zunehmende Prüfbürokratie. „Zeitaufwändige Dokumentationen, hochfrequente Sicherheitsschulungen und Validierungen, endlose Excel-Tabellen zum Abhaken: Die Liste der oft sinnentleerten Verwaltungsaufgaben, vor denen die Praxisteams stehen, wird immer länger“, kritisiert BZÄK-Vizepräsident Konstantin von Laffert. Laut dem Statistischen Jahrbuch der BZÄK von 2022/23 werden durchschnittlich 51 Arbeitstage in der Praxis für Verwaltungstätigkeiten aufgewendet.
Die Praxen ächzen unter dem Kontrollwahn
„Es ist in den letzten Jahren immer schlimmer geworden. Jetzt wollen die Hygienebehörden auch noch den Anpressdruck messen, mit dem in der Praxis ein Instrument zur Desinfektion abgewischt wird – unser Land macht sich lächerlich mit diesem Kontrollwahn, unter dem die Praxen ächzen“, warnt von Laffert.
Die BZÄK will mit gezielten und öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen gegen die Missstände, Tatenlosigkeit und Ignoranz der Bundesregierung protestieren. „Der Bundesgesundheitsminister hat kürzlich vor dem drohenden Ärztemangel gewarnt. Dieser Mangel droht nicht nur bei Hausärztinnen und Hausärzten, sondern bei vielen Facharztgruppen, auch in der Zahnmedizin. Der Gesundheitsminister muss jetzt entsprechend handeln“, fordert BZÄK-Präsident Benz.