Deutsches Krebsforschungszentrum

„Cannabisgesetz gefährdet Tabakprävention“

mg
Gesellschaft
Am Mittwoch berät der Bundestag den Gesetzesentwurf zur Legalisierung von Cannabis. Jetzt warnt das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ): Das „Cannabisgesetz“ konterkariere die Ziele der Tabakprävention.

Die in Deutschland am weitesten verbreitete Form des Cannabiskonsums, das Rauchen, werde im aktuellen Entwurf des Gesetzes „zum kontrollierten Umgang mit Cannabis und zur Änderung weiterer Vorschriften„ nicht thematisiert, beklagt das DKFZ. “Das gefährdet die ohnehin äußerst bescheidenen Erfolge Deutschlands bei der Tabakprävention in den letzten Jahren. Wer Cannabis raucht, setzt sich sämtlichen Gesundheitsgefahren des Rauchens aus. Wird Cannabis gemischt mit Tabak geraucht, erhöht dies das Risiko, sowohl von Cannabis als auch vom Tabak abhängig zu werden“, teilt das DKFZ mit.

Außerdem befürchten die Experten, dass das Cannabisrauchen die Tabakentwöhnung erschwert. Insbesondere bei jungen Menschen könnte Cannabisrauchen den Einstieg in eine Raucherkarriere fördern. Mehr als 90 Prozent der jugendlichen und rund 80 Prozent der erwachsenen Cannabiskonsumenten in Deutschland rauchen demnach die Droge – entweder pur oder vermischt mit Tabak. Diese Form des Konsums von Cannabis sei auch unter Nichtrauchern verbreitet.

„So wird Deutschland nicht tabakfrei bis 2040“

„Das Rauchen von Cannabis konterkariert das Ziel, Deutschland bis 2040 tabakfrei zu machen, wie es der Europäische Plan gegen den Krebs erfordert – und wie es über 50 medizinische und zivilgesellschaftliche Organisationen fordern", sagt der DKFZ-Vorsitzende Michael Baumann. Rauchen koste in Deutschland jedes Jahr rund 127.000 Menschen das Leben.

Union will Legalisierung mit Antrag stoppen

Die gemeinsame Bundestagsfraktion von CDU und CSU hat einen Antrag mit dem Titel „Cannabislegalisierung stoppen, Gesundheitsschutz verbessern – Aufklärung, Prävention und Forschung stärken“ eingereicht, über den am Mittwoch ebenfalls beraten wird. Angesichts der Ausgangslage solle der Bundestag die Pläne der Bundesregierung zur Legalisierung von Cannabis ablehnen. „Es bedarf anstelle der geplanten Legalisierung vielmehr einer verstärkten Prävention und Aufklärung über die Gefahren, die durch den Konsum von Cannabis entstehen können“, heißt es in dem Schreiben. Gegenvorschlag der Union: Der Bundestag möge die Bundesregierung im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel auffordern:

  1. "ihr geplantes Vorhaben zur Legalisierung von Cannabis zu beenden;

  2. eine geeignete Institution, wie etwa die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, mit einer fachlich fundierten und nachhaltig, langfristig angelegten Präventionskampagne zu beauftragen, die einen breiten Querschnitt der Bevölkerung erreicht und auf die Risiken beim Konsum von Cannabis aufmerksam macht;

  3. gemeinsam mit den führenden Verbänden der Kinder- und Jugendmedizin und Kinder- und Jugendpsychiatrie eine Strategie zu erarbeiten, die im speziellen die Risiken für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene beim Konsum von Cannabis und die Folgen für deren Gesundheit in den Blick nimmt;

  4. die geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt an den Maßnahmen und Programmen für Aufklärung und Prävention im Bereich Sucht und Drogen wieder zurückzunehmen;

  5. die Forschungsanstrengungen in den Bereichen zu intensivieren, die sich mit den gesundheitlichen Folgen von nichtmedizinischem Cannabisgebrauch befassen sowie

  6. die weitere Erforschung des medizinischen Nutzens und der Nebenwirkungen von Cannabisarzneimitteln mit Forschungsmitteln zu unterstützen, insbesondere im Zuge klinischer Studien.“

„Diese Problematik muss dringend Eingang in die im Gesetz verankerten Präventionsmaßnahmen finden", bekräftigt auch Katrin Schaller, kommissarische Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention im DKFZ. „Die Maßnahmen zur Prävention werden jedoch im vorliegenden Entwurf des Cannabisgesetzes nicht ausreichend festgelegt. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf das Risiko, dass Cannabisrauchen den Einstieg Jugendlicher in den Tabakkonsum fördern könnte.“

Zum Schutz der Jugend und um das Rauchen in der Bevölkerung nicht zu fördern, müsse das Cannabisgesetz dem Rauchen von Cannabis durch geeignete Maßnahmen entgegenwirken. Dazu gehöre, dass zumindest vom Rauchen des Cannabis dringend abgeraten werde, so das DKFZ und erinnert: „Es gibt keine anerkannt sichere Form des Cannabiskonsums.“ Notwendig seien darum Präventionsmaßnahmen, die den Einstieg in den Cannabiskonsum verhindern und den Ausstieg fördern. Diese Maßnahmen müssten auch die Gefahren des Cannabisrauchens thematisieren.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen dort, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken.

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