Chirurgische Eingriffe nach COVID-19

Corona-Infektion: Eine OP ist erst 7 Wochen danach wieder sicher

ck/pm
Gesellschaft
Elektive Operationen bei Patienten mit überstandener Corona-Infektion sollten um mindestens sieben Wochen aufgeschoben werden, um ihr postoperatives Sterblichkeitsrisiko zu senken. Das ist das Ergebnis einer Studie mit 116 Ländern.

Operationen, die bis zu sechs Wochen nach einer Infektion mit dem Coronavirus erfolgen, sind mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden. Das zeigen die Ergebnisse einer neuen Studie des Forschungsnetzwerks COVIDSurg.

Das Sterblichkeitsrisiko ist davor 2,5-mal höher

Demnach liegt bei Patienten mit positivem Coronavirus-Testbefund während dieses Zeitraums ein mehr als 2,5-fach erhöhtes Risiko vor, infolge einer Operation zu versterben – unabhängig von einer anhaltenden Erkrankungssymptomatik. Für die Studie wertete das Team unter der Leitung der Universität Birmingham Daten von 140.727 Personen aus 1.674 Kliniken in insgesamt 116 Ländern aus. Zeitpunkt der Erhebung war Oktober 2020.

Von den in der Studie eingeschlossenen Personen waren 2,2 Prozent zu verschiedenen Zeitpunkten positiv auf COVID-19 getestet worden, die restlichen 97,8 Prozent waren nicht mit dem Virus infiziert und bildeten die Vergleichsgruppe. Die Mortalität innerhalb von 30 Tagen nach einem chirurgischen Eingriff (Studienendpunkt) betrug demnach bei den negativ getesteten Personen nur 1,5 Prozent.

Die Ergebnisse waren unabhängig vom Eingriff konsistent

Die entsprechende Sterblichkeit bei den Personen, die während der ersten vier Wochen nach einer Coronavirus-Infektion operiert wurden, betrug dagegen vier Prozent und nach fünf bis sechs Wochen immer noch 3,6 Prozent. Die Mortalität sank erst sieben Wochen nach dem Infektionsnachweis wieder auf das Ausgangsniveau von 1,5 Prozent ab.

Diese Ergebnisse waren über alle Altersgruppen und unabhängig von der Schwere der Begleiterkrankung, der Dringlichkeit und vom Ausmaß des Eingriffs konsistent. Jedoch wiesen Patienten mit anhaltenden COVID-19-Symptomen auch noch nach sieben Wochen eine mit sechs Prozent stark erhöhte Mortalität auf, im Unterschied zu Personen, bei denen die Symptome bereits abgeklungen waren (2,4 Prozent) oder die trotz Infektion ohne Erkrankungssymptome blieben (1,3 Prozent).

Entsprechend raten die Wissenschaftler positivem Coronavirus-Nachweis, planbare Operationen um mindestens sieben Wochen zu verschieben und abzuwarten, bis entsprechende COVID-19-Symptome abgeklungen sind.

Ein Aufschub hängt aber vom einzelnen Patienten ab

„Allerdings ist es absolut essenziell, die Entscheidung über den Aufschub einer Operation für jeden Patienten und jede Patientin individuell zu treffen“, betont Prof. Dr. Alfred Königsrainer, klinischer Leiter der Studie in Tübingen und Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie. „Die Risiken und der mögliche Nutzen einer verzögerten Operation nach einem Coronavirus-Nachweis müssen in jedem Einzelfall genau abgewogen werden.“

COVIDSurg, Timing of surgery following SARS‐CoV‐2 infection: an international prospective cohort study. Anaesthesia 2021,https://doi.org/10.1111/anae.15458

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